Vor Weihnachten abnehmen - lohnt sich das noch?
Bald gibt es Plätzchen, Stollen und dann ja auch noch die Gans - sollte man vor den Feiertagen wirklich noch den Kampf gegen die Pfunde aufnehmen? Was dafür spricht und was dagegen.
"Geben Sie nichts verloren", meint Stefanie Wirsching
Es gibt scheinbar sinnlose Unterfangen. Noch bis tief in die Nacht vor der Prüfung panisch angesichts kontinentalgroßer Wissenslücken lernen, vor der Klavierstunde zum ersten Mal seit Tagen das einem weitgehend unbekannte Stück vor sich hinklimpern, kurz vor dem Besuch der Verwandtschaft noch versuchen die Chaos-Bude zu entrümpeln... Was bringt das noch, wenn doch schon klar ist, dass der Idealzustand nie und nimmer hergestellt werden kann oder länger hält?
Wer so denkt, sucht entweder nach einer Ausrede, ist von größter Wurschtigkeit befallen oder aber gehört zu denen, die ohnehin immer alles rechtzeitig machen und die Dinge schön in Schuss halten – auch den eigenen Körper. Um die anderen geht es. Die traurig die kleine oder große Speckfalte über dem Hosenbund betatschen, die ja übers Jahr nun auch nicht kleiner geworden ist, nun vor der Frage stehen: Einfach weiterfuttern, weil man ja angesichts von Zimtsternen schon immer machtlos war und an Weihnachten mit all der Gans und den Klößen und dem Stollen eh wieder alles draufkommt – vielleicht sogar noch ein bisschen mehr?
Ein entschiedenes Nein. Gerade dann, wenn doch schon alles perdu scheint, lohnt es sich noch einmal, alles zu geben. Zehn Minuten Klavierspiel vor der Stunde sind immerhin zehn Minuten Klavierspiel! Vielleicht lernt man nachts das entscheidende Quäntchen, das zum Bestehen reicht. Und auch wenn die Wohnung nicht katalogfähig ist, zumindest das Altpapier ist mal weg. Und ja, vielleicht verschwinden bis Weihnachten noch zwei Kilo, geht das Jahr nicht ganz so schwerfällig zu Ende. Der späte Vogel frisst keinen Wurm, er schwingt sich lieber noch einmal zum Himmel auf. Fliegt leicht und froh – deswegen: Geben Sie nichts verloren!
"In diesen Tagen einem Diätplan folgen zu wollen, wäre ein ständiges Ringen mit dem schlechten Gewissen", meint Doris Wegner
Wenn man in der Vorweihnachtszeit abnehmen möchte, könnte man sich auch gleich in Sisyphus umbenennen, sich den nächsten Stein nehmen und diesen immer wieder einen Berg hinaufrollen. Zumindest bei dieser Gelegenheit würden dann ein paar Kalorien verbrannt werden. Denn der Plan jetzt, in dieser Jahreszeit Pfunde zu verlieren, ist rundweg aussichtslos.
Draußen ist es kalt und früh dunkel, drinnen werden die Eintöpfe gekocht und die Rotweine entkorkt. Jetzt darf es ruhig ein bisschen novembergemütlich sein – inklusive kulinarischer Sünden.
Um abzunehmen braucht es einen langen Atem. Perspektivisch gesehen kommen aber auf Kalorienzählerinnen und Kalorienzähler harte Zeiten zu. Nur noch wenige Wochen und der Speiseplan wird um Plätzchen, Bratwurstsemmeln und Glühwein erweitert. Wer kann und will da schon Nein sagen und sich selbst den Spaß verderben. Abgesehen davon, dass es viel zu schade wäre, Dominosteine, Vanillekipferl, Baumkuchen und Printen zu verpassen, die es nur in dieser Jahreszeit gibt. Außer natürlich man hat, hahaha, schon im September gehamstert und muss nun deshalb kürzertreten …
Nein im Ernst, in diesen Tagen einem Diätplan folgen zu wollen, wäre ein ständiges Ringen mit dem schlechten Gewissen. Und utopisch in einer Zeit, in der eine Adventseinladung die nächste Weihnachtsfeier jagen wird. Will man da ernsthaft aufs Entenviertel verzichten und nur an seinem Wasser nippen? Wer Pfunde verlieren möchte, schwimmt besser nicht jetzt gegen den Strom, sondern schließt sich im Januar dem großen Abnehmen, Maßhalten und Alkoholverzicht an. Dann essen alle Salat, treiben mehr Sport – und keiner kann mehr Plätzchen sehen.
Die Diskussion ist geschlossen.