Die Frage der Woche: Nur noch kalt duschen?
Ums Duschen ist eine Debatte entbrannt: Besser kalt, besser kürzer, um Energie und Wasser zu sparen. Ist eine schöne warme Dusche nun ein Luxus, auf den wir verzichten sollten?
Pro: Und zwar nicht nur wegen des Spareffekts
Bei dieser Konstellation mag der Eindruck naheliegen: Da nutzt ein Typ die Gelegenheit, sich als ganz Harter zu zeigen, so stählern, dass er Habecks Heißwasserenergiesparaufrufe gar nicht braucht – war noch nie ein Warmduscher, ha! Aber bitte, schauen Sie sich das Bürschchen im Bildchen dazu an … Und mit dem Schriftsteller Max Goldt behauptet ja auch eher ein Geck und Feingeist von sich, er wäre wohl der Einzige, der jemals in das Gästebuch eines Hotels geschrieben habe, das Wasser sei nicht kalt genug gewesen. Und geschlechterübergreifend ist zudem an den Song zu erinnern, der ursprünglich von der Sängerin Malaria! stammt und dann von Chicks on Speed zum Hit geremixt wurde: „Kaltes klares Wasser … über meine Hände, über meine Arme, über mein Gesicht … wäscht mich ganz rein!“
Statt Kultur oder Politik aber bringt einen tatsächlich ja die Frage der eigenen (Haut-)Gesundheit zu der Erkenntnis: Das ewige, vor allem tägliche Warm- und Seifengedusche ist nicht nur eher hygienehysterisch und letztlich ziemlich sinnlos, sondern auch dem Schutz und der Regeneration abträglich. Und das allmähliche Gewöhnen an kaltes, klares Wasser trainiert zudem den Kreislauf und die körpereigene Wärmeregulierung – was sich im Sommer üben lässt, wovon man und frau aber vor allem auch im Winter profitieren. Ganz nebenbei tritt dann tatsächlich auch ein Spareffekt ein, nicht nur der Energie wegen, sondern auch, weil wirklich niemand dreiviertelstündige Duschexzesse mit kaltem Wasser zelebriert. Wohl nicht mal Max Goldt. Und übrigens: Der wirkt nicht nur stets ausgesprochen reinlich, er hat auch die Haare schön. Das sollten nun aber bitte auch Annalena B. und Robert H. selber breitenwirksam promoten.
(Wolfgang Schütz)
Contra: Man muss nicht auf alles verzichten
Wirtschaftsminister Robert Habeck ruft die Nation zum Energiesparen auf und verkündet, auch er wolle bald kürzertreten, also duschen. Ganz schön radikal. Was kommt als Nächstes? Kocht er seine Spaghetti mit geschlossenem Topfdeckel und macht das Licht hinter sich aus? Seine Mitarbeitenden lässt er schon mal schwitzen – die Klimaanlage im Ministerium springt jetzt erst bei 26 Grad an. Da kommt die kalte Dusche nach Feierabend gerade recht. Das spart dann gleich doppelt Energie.
Denn nicht nur die Duschzeit, auch die Wassertemperatur ist jetzt offenbar kriegsentscheidend. Die Überlegenheit der abgehärteten Kaltduscher scheint endgültig besiegelt. Sie tun wenigstens etwas für Körper und Klima. Im Gegensatz zu den verweichlichten Warmduschern, die weiter im Luxus schwelgen und sich unters heiße Wasser stellen. Wie unverfroren! Wo bleibt da die Verantwortung?
Aber mal ernsthaft. Muss man sich jetzt für die Dekadenz einer heißen Dusche rechtfertigen? Sicher nicht. Energie und Ressourcen lassen sich auch anders und effizienter sparen: den Urlaub zu Hause verbringen, weniger Auto und mehr Fahrrad fahren, die Klimaanlage nicht voll aufdrehen oder ganz verrückt – einfach mal weniger im Internet surfen (immerhin blasen wir damit mehr Treibhausgase in die Luft als übers Fliegen). Man kann auf vieles, aber muss nicht auf alles verzichten – schon gar nicht auf das wohlige Gefühl einer warmen Dusche. Das werden auch die abgebrühten Kaltduscher merken, wenn sie schlotternd in der unbeheizten Wohnung sitzen und am Salat nagen, weil auch der Gasherd ausbleibt. Spätestens im Winter dürfte es mit dem Kaltwasser-Wahn vorbei sein.
(Felicitas Lachmayr)
Die Diskussion ist geschlossen.
Die Fragestellungen werden immer verrückter. Warum wei die Politik - und mit diesem undifferenzierten Allgemeinplatz meine ich alle von halblinks bis halbrechts (den rechten Mob lasse ich aussen vor) - total versagt hat. Man muss über vieles nachdenken, jedoch im ersten Schritt Nordstream 2 aufmachen und mit Gazprom stabile Lieferverträge für NS 1 + 2 abschließen. Nebenbei, davon profitieren auch beispielsweise Polen und die Ukraine und auch die weiteren europäischen Nachbarn die aus völlig anderen Gründen sich gegen NS 2 positionierten.
Lassen wir endlich geopolitische Vernunft walten - das nützt allen Europäern und besonderes auch den Menschen in der Ukraine am besten.
Über den eigenen Schatten springen ist für die Politik schwer. Die einzig vernünftige Lösung beschreiben Sie im ersten Teil Ihres Beitrages genau. Und ich bin mir ziemlich sicher, daß, sagen wir mal in 4-6 Monaten, der überwiegende Teil der Bevölkerung genauso denkt. Bei manchen dauert es halt etwas länger.
"Spätestens im Winter dürfte es mit dem Kaltwasser-Wahn vorbei sein."
Irrtum Frau Lachmayr. Schon mal was von Wim Hof gehört? Muss man nicht gut finden oder nachmachen. Tun aber viele Leute. Ich habe es ausprobiert und das ganzjährige Kaltduschen - jeden Morgen fünf Minuten - bei der Temperatur, die aus der Leitung kommt, ist in der Tat sehr sehr erfrischend und wenn man sich daran gewöhnt hat auch wohltuend.
Sie haben schon recht, dass nicht jeder alles tun muss, um Energie zu sparen. Aber mal ehrlich - verzichten die Warmduscher denn aufs Autofahren und auf ihren Urlaub? Hm. Zweifel dürften wohl berechtigt sein. Solange es kein Energiekontingent gibt, das klar regelt wie viel jeder noch verbrauchen und damit die Umwelt belasten darf, solange sind das hohle Phrasen mit dem nach Gusto Einsparen. Bzw. steuert der Preis inzwischen schon einiges, was aber ungerechterweise eben dazu führt, dass sich die Wohlhabenden immer alles trotzdem werden leisten können, während es für die anderen am unteren Rand der Gesellschaft allmählich wirklich ungemütlich werden wird. Sowieso schon lange kein Urlaub und Auto mehr - Essen von der Tafel aber nun eben auch noch drei oder vier Pullis um nicht mit den Zähnen zu klappern. Friedrich Merz gab da gerade ein 'leuchtendes' Beispiel. Mit dem Privatflieger zur Hochzeit von Lindner und den anderen Einspartipps geben. So soll es wohl laufen in einem der reichsten Länder der Welt.
Was wollen wir? Gas sparen!
Ich habe parallel zu meiner Gastherme einen 30l - Druckboiler eingebaut.
Über einen Monat dusche ich nun mit meiner Frau gemütlich mit einem Tagesdurch von ca. 1KWh.
Ich starte den Boiler mit einer Merros-Steckdose mit Verbracchsanzeige auf meinem Smartphone mit Alexa oder einem klick - egal von wo.
Ich werde mir in kürze eine Balkon-Solar-PV beschaffen mit 600 W - und bei schönem Sonnenschein mein Duschwasser von der Sonne wärmen lassen.
Mein Gasverbrauch nun in der Nicht-Heizperiode 0 m³!
Rechnet mal nach, welchen Gasverbrauch Ihr habt, wenn Ihr eine Therme mit 200 Ltr rund um die Uhr bei 55 °C haltet?
Heute, wo das KWh Gas 2/3 vom Strom kostet - mit steigender Tendez!
Rechnerisch sind 1,16 Wh aufzuwenden, um 1 l Wasser um 1 Grad zu erwärmen.
Ergibt also verlustfrei gerechnet 862 "Gradliter" oder auf ihren 30 Liter Boiler berechnet knapp 29 Grad Erwärmung. Bei den üblichen 14 Grad Kaltwassertemperatur kommen Sie und Ihre Frau also jeweils mit 20 Litern Duschwasser aus? Ich bekomme mit der Menge den Schaum nicht vom Körper runter...
>> Rechnet mal nach, welchen Gasverbrauch Ihr habt, wenn Ihr eine Therme mit 200 Ltr rund um die Uhr bei 55 °C haltet? <<
Das kann der normale Mensch nur messen und nicht rechnen. Bei mir sind es mit WW-Verbrauch 6 bis 7 KWh Gas pro Tag. Das waren vor der wirtschaftlichen Spezialoperation ca. 30 Cent pro Tag.
Ja, Ja Hr. Peter so ist das mit dem rein rechnerischen.... :-)
Zuerst ist das mein Durchschnittswert/Tag - sieht schon mal anderst aus.
18 ° zu 55 ° sind 37° x 30 ltr geben 1110 Kcal ---> geteilt durch 860 Kcal/KWh ---> ergeben 1,29 Kwh - was meine Merros-Steckdose so je nach Tag ungefähr anzeigt.
Und es könnte sein, dass unsere Körperobrfläche deutlich kleiner ist als, die anderer Leute - aber denen schreibe ich ja auch nicht vor, welche Körperfläche die haben und welche Seife die benutzen sollen.
Also einfach mal die Ideen ansehen, denken, überlegen und freuen - das Leben kann so schön sein?
Meine 200 ltr in der Gastherme brauchen demnach 37 x 200 = 7.400 Kcal --> das sind dann 8,6 Kwh und da müssen noch die Verluste Gasheizung über Pumpe und Wärmetauscher dazu kommen.
Und wenn man dann evtl. 50 ltr. - für die gut geseiften, großen Körper - verbraucht hat, geht die Restwärme der restlichen 150 Liter fröhlich im Keller an die Aussenluft - wohin soll sie auch sonst?
>> Heute, wo das KWh Gas 2/3 vom Strom kostet <<
Eher die Hälfte?
>> Meine 200 ltr in der Gastherme brauchen demnach 37 x 200 = 7.400 Kcal --> das sind dann 8,6 Kwh und da müssen noch die Verluste Gasheizung über Pumpe und Wärmetauscher dazu kommen. <<
Aber die vollständige Aufheizung doch nur, wenn man die ganzen 200 Liter pro Tag verbraucht...
Ich teile schon Ihren Ansatz; der ist besser je kleiner der Haushalt ist. Ist halt im gefliesten Bad ohne Renovierung relativ schwer umsetzbar.
>> ...geht die Restwärme der restlichen 150 Liter fröhlich im Keller an die Aussenluft - wohin soll sie auch sonst? <<
Die paar Grad Speicherverlust pro Tag bleiben bei nicht völlig alten Haus während 7 Monaten Heizperiode in der thermischen Hülle das Hauses; no Problem.
Mit dem Befehl alles auf Wärmepumpe kommen sowieso wieder große Speicher in jedes Haus und dann verkauft die Branche noch Frischwasserstationen dazu. Da wäre Ihr 30 Liter Boiler einfach zu billig und eine bei den Grünen verpönte Stromdirektheizung.
Das war für mich erst mal der einfachste und schnellste Weg etwas zu tun.
Die Methode mit einer Mini-PV.Anlage kombiniert und knapp bemessenes Brauchwasser, bringen - vor allem in der Übergangszeit - die deutliche Einsparung, da ich die Gasheizung ganz ausschalten kann.
Seit Jahren habe ich meine Gastherme nur 1 Stunde am Morgen aufgeheizt und nur bei Bedarf noch einmal die Partytaste zum Nachheizen gedrückt. Das hat den Gasverbrauch für Brauchwasser schon von 1,3 m³/Tag auf ca. 0,6 m³/Tag reduziert. Das auf's Jahr gerechnet macht auch schon einiges.
Ich hatte immer mit einem Mikro-BHKW geliebäugelt. Aber nach dem Gasschock muss man neu denken.
Und bei einem Haus BJ 1975 wird das teuer und sieht anderst aus, als bei einem Neubau - wo heute sicher auch umgedacht werden muss?