Kameramann von "Das Boot": Wie viel Geld erhält Jost Vacano?
Mit technischen Verbesserungen gelangen Kameramann Jost Vacano aufregende Bildfahrten. Jetzt streitet er um ein höheres Honorar.
Der Film „Das Boot“ hatte Millionen eingespielt, doch der Kameramann sollte mit rund 100.000 Euro abgespeist werden? Jost Vacano, schon lange ein Streiter für die angemessene Beteiligung der Urheber, zog vor Gericht und kämpfte über ein Jahrzehnt beharrlich für sein Recht. An diesem Donnerstag entschied der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe, der bereits 2020 ein Grundsatzurteil zugunsten Vacanos gesprochen hat, erneut in dem Fall.
Der BGH hob am Donnerstag auch in einem zweiten Verfahren das Urteil der vorherigen Instanz auf. Grund dafür sind Fehler bei der komplizierten Berechnung der Ansprüche. Das Münchner Oberlandesgericht (OLG) muss nun erneut verhandeln.
Vacano streitet seit mehr als einem Jahrzehnt für eine Nachzahlung. In einem ersten Schritt hatte er durchgesetzt, dass man ihm sämtliche Einnahmen offenlegen muss. Wie viel er von wem bekommt, muss separat geklärt werden.
Die Klage, um die es jetzt ging, richtet sich gegen die Produktionsgesellschaft Bavaria Film, den Westdeutschen Rundfunk und den Videoverwerter. Der WDR hatte den Film selbst und im ARD-Gemeinschaftsprogramm ausgestrahlt und entgeltliche Sublizenzen erteilt. Das OLG München hatte Vacano 2017 von allen dreien insgesamt rund 438.000 Euro plus 150.000 Euro Zinsen zugesprochen.
Kameramann Jost Vacanos Technik war im Film "Das Boot" spektakulär und prägend
Mittlerweile 87 Jahre alt, hat Vacano als Kameramann innovative Maßstäbe gesetzt. „Von Anfang an zeichnete sich seine Kameraführung durch eine stark expressive, von einem immensen Bewegungsdrang geprägte Bildgestaltung aus“, schreibt der Filmautor Bernd Giesemann in seinem Standardwerk. In die erste Reihe der deutschen Kameramänner ist er spätestens durch „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ (1975) gekommen, für die er den Deutschen Filmpreis erhalten hat. Seine spektakulären Kamerafahrten in „Das Boot“ (1981) sind 30 Jahre später als Historical Shot geehrt worden. Vacano hatte dafür seine Handkamera technisch aufgerüstet, um auf engstem Raum und in hohem Tempo verwacklungsfreie Bilder zu erhalten. Diese außergewöhnliche Bewegungsdramaturgie samt verblüffender Lichtführung brachte dem deutschen Kameramann eine Oscar-Nominierung ein.
Begonnen hatte seine Karriere in den 1950ern mit Werbe- und Dokumentarfilmen. Künstlerisch ambitioniert ging der Sohn einer Ballettmeisterin und eines Kapellmeisters nach dem Abitur 1954 in Dortmund dorthin, wo Filme gemacht werden, nämlich nach München. Jedoch sollte der Neuling die erhoffte Kameraassistenz nicht so schnell erhalten und so wich Vacano auf ein Studium der Elektrotechnik und eine Schauspielausbildung aus. Damals lernte er Peter Schamoni kennen, beide sollte eine lebenslange Freundschaft verbinden. 1957 begleitete ihn Vacano als Kameramann zu den Weltjugendfestspielen in Moskau. Nach einigen Fernsehfilmen, u. a. unter der Regie von Peter Zadek, drehte er 1966 den ersten Kinofilm „Schonzeit für Füchse“ wieder mit Schamoni.
Kameramann Jost Vacano arbeitete auch mit Arnold Schwarzenegger zusammen
Es folgte ein Jahrzehnt mit zahlreichen, teils herausragenden Filmproduktionen, darunter die „Tatort“-Folge „Kressin und der tote Mann im Fleet“ und „Deutschstunde“ mit Regisseur Peter Beauvais. Regisseur Roland Klick spornte ihn zu weiteren Bestleistungen an. Da in „Supermarkt“ (1973) der Hauptdarsteller ständig auf der Flucht ist, baute Vacano seine dynamische „Joosticam“, wie sie in Hollywood genannt wurde, und fing damit den panischen Zustand bestens ein. Für die Bildgestaltung der Verfilmung des Simmel-Romans „Lieb Vaterland magst ruhig sein“ erhielt Vacano 1976 das Filmband in Gold. In Amerika produzierte der Kameramann weitere Kinofilme unter Regie von Paul Verhoeven, so „RoboCop“ (1987) und „Total Recall“ (1990) mit Arnold Schwarzenegger.
Doch was die Frage angeht, wie viel Geld er für seinen größten Erfolg erhält, ist nun ist wieder alles offen. Der BGH-Senatsvorsitzende Thomas Koch sagte, für die Gerichte sei es in Fällen wie diesem außerordentlich schwierig, die Höhe der angemessenen Vergütung zu bestimmen. "Die Rechtsstreitigkeiten sind äußerst komplex."
Im Februar 2020 hatte sein Senat mit einer ähnlichen Begründung das zweite Vacano-Verfahren ans OLG Stuttgart zurückverwiesen. Hier geht der 87-Jährige gegen die übrigen acht ARD-Anstalten vor, die "Das Boot" ebenfalls vielfach ausgestrahlt hatten. Aber auch hier wurde falsch gerechnet. (mit dpa)
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