Die "Schneekönigin" - Diese Freundschaft erfriert nie
Kinder, die ein langes Märchen hören wollen, wünschen sich Hans Christian Andersens "Schneekönigin". Das Theater Augsburg zeigt mit der Inszenierung, dass die Kindheit niemals endet. Von Richard Mayr
Von Richard Mayr
Augsburg - Kinder, die ein langes Märchen hören wollen, wünschen sich Hans Christian Andersens "Schneekönigin". Das ist an Länge kaum zu schlagen. Das Märchen vom bösen Spiegel, durch den alles falsch erscheint, von Gerdas langer Suche nach ihrem Freund Kai bietet genügend Stoff, um vom Theater Augsburg gespielt zu werden.
Die Inszenierung von Andrea Udl und Maria Schneider katapultiert die Geschichte vom 19. Jahrhundert in die Gegenwart. Zwei Raben (Ulf Schmitt und Lale Weishaar) führen mit ihrem "Krah, Krah" durchs Stück, öffnen den Blick für die Kinderstube, in der keine Spur mehr von der Betulichkeit der Vorlage zu finden ist: Dort schwören die völlig überdrehten Kai (André Willmund) und Gerda (wunderbar Karoline Reinke) Freundschaft fürs Leben - nur wirkt das stark wie ein MTV-Clip zu Pippi Langstrumpf.
Langweilig wird es so aber nie. Das erst wie eine Märchenstube von Scheinwerfern überstrahlte Bühnenbild (Isabelle Kittnar) entpuppt seine Wandlungsfähigkeit, öffnet sich im Verlauf von Gerdas Suche nach hinten hin. Die Geschichte läuft auf ein Ende zu, das mit Effekten nicht geizt, wenn die Schneekönigin mit Hall in der Stimme und lautem Knall verschwindet.
Das alles ist gut inszeniert; immer wieder sind ganze Passagen wörtlich vom Original übernommen. Dort, wo freier mit der Vorlage umgegangen wird, herrscht keine Willkür. Und zum Schluss wird die Aussage, wie man anständig erwachsen wird, wunderbar ins Jetzt übersetzt. Als sie sich wieder haben, Kai und Gerda, wird wieder so überdreht herumgetollt wie zu Beginn. Die Kindheit endet nie.
Neben den ausverkauften Schulvorstellungen sind Aufführungen am 6., 7., 13. und 26. Dezember.
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