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Staatsstreich mit Mozart und Giorgia Meloni
![Wie viel politische Milde ist angebracht: "La clemenza di tito" bei den Salzburger Pfingstfestspielen mit Cecilia Bartoli (Sesto, dunkle Haare) und Alexandra Marcellier (Vitellia, blonde Haare) stellt diese Frage eindringlich. Wie viel politische Milde ist angebracht: "La clemenza di tito" bei den Salzburger Pfingstfestspielen mit Cecilia Bartoli (Sesto, dunkle Haare) und Alexandra Marcellier (Vitellia, blonde Haare) stellt diese Frage eindringlich.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674498059-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Plus Bei den Salzburger Pfingstfestspielen hat Regisseur Robert Carsen eine düstere Vision. Er verlegt Mozarts "La Clemenza di Tito" an den Regierungssitz im heutigen Rom.
![Staatsstreich mit Mozart und Giorgia Meloni](https://www.augsburger-allgemeine.de/img/incoming/crop50021271/6193059836-cv1_1-w40-owebp/Ruediger-Heinze?t=.jpg)
Jetzt sage noch einer, die spätestbarocke Opera seria könne nicht hochpolitisch in ganz brand-, ja brandaktuellem Sinn präsentiert werden. Dieses Jahr hat sich das teils vergnügungswillige, teils kunstsinnige Salzburger Festspielpublikum zu Pfingsten (und dann wieder im Sommer) mit einer Giorgia Meloni auf der Bühne zu beschäftigen und mit einem Sturm aufs Capitol in Washington. Metastasios "La clemenza di Tito"-Stoff, von zahlreichen Komponisten vertont und auch von Mozart 1791 noch in so staatstragende wie psychologisierende Affekt-Arien gegossen, liefert die Grundlage. Also jener Stoff, der die Fürsten im 18. Jahrhundert und im Hoftheater dazu ermahnen sollte, milde, besonnen, menschlich zu regieren. Selbst dann noch, wenn sie ein Attentatsversuch ereilt, ein Staatsumsturz im Gange ist. Humanität versus Gewalt also ist das Thema der ernsten Oper voller Charakterzerreißproben, angesiedelt 79 nach Christus in Rom, im Jahr des schrecklichen Vesuv-Ausbruchs, der Tito umgehend Anlass gibt, den Überlebenden mildtätig zu helfen.
Robert Carsen setzte das Werk nun neu in Szene. Er bleibt in Rom. Doch zusammen mit seinem Ausstatter Gideon Davey macht er einen satten Zeitsprung, von der Antike in die Jetztzeit. Wir blicken ins Innerste der Macht und des Machtgeschiebes, in einen Fraktionssitzungssaal, wo eigeninteressengetriebene Politik gemacht wird, in den Plenarsaal mit Zuhörertribüne, Italien- und Europafahne, ins Regierungsbüro des ersten Mannes der Republik. Alles schön funktional, aseptisch, modern, geordnet und abgesichert. Zutritt nur mit Chipkarte.
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