Wenn Nachhaltigkeit zum Nachteil wird
Plus Auf Entbehrungen stellen sich viele ein, die nachhaltig leben wollen. Frustrierend wird es, wenn einem die Entscheidung gegen Auto, Fliegen oder billiges Fleisch auf die Füße fällt. Unser Autor fragt sich: Geht es echt nicht anders?
Neulich kam meine Straßenbahn verspätet, und ich habe mich sogar ein bisschen darüber gefreut. Ich stand in München, kam pünktlich zur Haltestelle, doch die Tram war schon weg. In zehn Minuten sollte die nächste Bahn kommen, schnell wurden zwölf, 14, 17 Minuten daraus. Der Zug nach Augsburg am Hauptbahnhof, den ich eigentlich noch erreichen wollte, war dann weg. Der nächste kam wieder verspätet. Am Ende war ich eine Stunde später als angepeilt zu Hause. Was mich daran gefreut hat? Die Erkenntnis, dass Bus und Bahn in Augsburg offenbar nicht chaotischer sind als anderswo.
Denn eigentlich ist an so einer Verspätung überhaupt nichts toll. Straßenbahnen, die einfach nicht kommen wollen, gehören auch in Schwaben zum Alltag. Busse, die trotz Viertelstundentakt viel zu früh abfahren, genauso. Für mich gibt es da einen Deal, und der geht so: Wer auf Nachhaltigkeit achten will, muss auf manches verzichten oder Umstände in Kauf nehmen. Einiges dauert länger, anderes ist teurer, manches ist mühsamer. Aber der Blick in die Zukunft motiviert mich: Für die Umwelt, das Klima und die Zukunft lohnt sich das doch, oder? Nur dann, wenn ich mir wie der Angeschmierte vorkomme, veräppelt dafür, ein paar gute Vorsätze zu haben, dann hört der Spaß auf. Und damit bin ich nicht alleine.
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Alles was nicht in der Massenproduktion hergestellt werden kann und nicht günstig, lagerfähig oder nur in speziellen Geschäften erhältlich ist, bringt leider halt nur einen Bruchteil für den Umweltschutz.
Vollwertige Ernährung und Bio-Produkte erfordern schon ein Studienratseinkommen..eine vierköpfige Familie kann man fast gar nicht so ernähren.
Gekniffen sind aber auch die Leute die beim Diskounter einkaufen müssen, Kleidung wird bei Billig-Ketten erstanden weil das Einkommen es einfach nicht hergibt.
Das ist halt die Lebenswirklichkeit vieler Leute und wenn der Familienvater dann morgens mit dem Auto halt zur Arbeit muss(Pendelzeiten,Zumutbarkeit etc) und wegen Traumtänzern daran gehindert wird das Einkommen zu erarbeiten...dann kann man kaum damit rechnen breite Zustimmung zu finden.
@Thomas K.
"Kleidung wird bei Billig-Ketten erstanden weil das Einkommen es einfach nicht hergibt."
Da muss ich Ihnen widersprechen. Billigkleidung in Discountern gibt es, weil man nicht mehr Qualität kauft, die man länger tragen kann, sondern der Mode hinterherläuft und immer schnell was neues haben "muss". Der billige Fummel – heute getragen, morgen auf den Müll. So ist das heute mit der Billigkleidung, für die sich Menschen in Asien und Afrika die Finger Wund nähen. Und das Schlimme: das Billigzeug wird trotzdem gekauft, weil die Menschen, die das Zeug produzieren, weit weg sind.
Die meiste Umweltfreundlichkeit kostet mich nichts bis wenig
1. Als wir unser erstes Kind bekamen, haben wir entschieden, dass meine Frau das Auto braucht und ich zu meinen beruflichen Terminen in Deutschland mit dem Zug und dem ÖPNV (incl. Taxi) fahre. So waren die Geschäftsreisen auch noch preiswerter und - da ich im Zug arbeiten konnte - war ich häufig besser vorbereitet als die per Auto Anreisenden.
2. Die meisten Wege in Augsburg mache ich ganzjährig per Rad und genieße es meistens.
3. Ökolebensmittel bevorzuge ich. Meistens sind sie qualitativ besser. Die etwas höheren Kosten holen wir wieder rein, indem wir schon lange wenig Fleisch essen. Und beim Essen habe ich ein gutes Gefühl, wenn wegen des Lebensmittels kein Gift verspritzt wurde und keine Tiere in der Massentierhaltung gequält wurden.
...
Umweltschützen macht mir Freude.
Raimund Kamm
@Herr Kamm
Vor allem im Punkt 3 kann ich Ihnen voll zustimmen. Wir haben auch biologisch gekauft und gegessen, wenn das Einkommen niedrig war, denn Bio muss nicht so teuer sein wie man meint, wenn man bewusster wählt und lebt, wenn man regional und vor allem saisonal einkauft. Das funktioniert auch auf dem Land. Hier gibt es viele Anbieter mittlerweile – Gemüse, Fleisch, Eier usw. Man muss ja nicht auf alles verzichten – etwas weniger bringt oft mehr Freude und Genuss als die Masse.
Den im Artikel beschriebenen Versuch durchzuführen setzt doch voraus, dass man körperlich total fit ist und einen Beruf hat, der relativ stressfrei ohne große Herausforderungen an Flexibilität und rasche Entscheidungen stellt. Denn ansonsten kommt man schnell ins Hintertreffen. Auch ein Wohnsitz fernab der Innenstadt ist diesem Ansatz nicht förderlich. Mit zunehmenden Alter wirkt der alternative Lebensansatz unter Umständen auch noch negativ im Hinblick auf den Gesundheit. Ich erinnere mich, wie glücklich ich nach dem Abitur mein erstes Auto zu haben und unabhängig von den Öffis mich frei bewegen konnte und über meine Zeit im Rahmen der beruflichen und privaten Verpflichtungen verfügen konnte. Und auch das Auftreten von Erkältungen und kleinen gesundheitlichen Störungen nahm schlagartig ab. Auf dem Lande erleidet man ohne Auto eine signifikante Einschränkung der Lebensqualität und auf Reisen kann man dann im Zweifelsfall auch verzichten. Nein Danke.
Mir geht es genauso. Irgendwann möchte man mal Komfort haben, nach 35 Berufsjahren singen meine Bandscheiben auch schon ihr Lied...
Ich habe Sport gemacht, bin sehr viel gelaufen und Rad gefahren, heutzutage im Hochsommer möchte ich nicht mit dem Rad nachhause, ich freue mich auf einen klimatisierten Bus bzw. Tram.
Meine Mutter lebt auf dem Land, mittlerweile schwerbehindert mit Kennzeichen, Auto fahren kann sie schon lange nicht mehr. Meine Schwester hat zum Glück ein Auto und wohnt in der Nähe.
Wir wüssten nicht wie meine Mutter sonst zum Arzt käme, Bus und Bahn fallen weg, die Erschütterungen und Kurven verträgt sie nicht. Treppensteigen ist auch nicht mehr möglich.