
Hunderte demonstrieren gegen Till Lindemanns Tour

Der Rammstein-Sänger gab in Leipzig das erste Konzert seiner Solo-Tour. Vor der Arena fand eine Demo statt, in der Arena feierten Fans. Journalisten waren nicht zugelassen.
Mittwochabend: In der Quarterback Immobilien Arena in Leipzig findet der Auftakt von Till Lindemanns Solo-Tour statt. Das Konzert ist ausverkauft - wie einige andere bevorstehende Auftritte, zum Beispiel in Düsseldorf, Münster, Frankfurt oder Kassel. In der Halle steht Lindemann vor etwa 12.000 Fans auf der Bühne. Vor der Halle demonstrieren mehr als 500 Menschen gegen die Tour. Stimmen auf der Social-Media-Plattform X (ehemals Twitter) berichten sogar von 1000 Protestierenden.
Proteste gegen Till Lindemann beim Konzert in Leipzig
Auf ihren Bannern steht: "Keine Show für Lindemann", "Keine Bühne für Machtmissbrauch" oder "Täter*innen unterstützen heißt Täter*innen schützen". Die Vorwürfe gegen Lindemann kamen vergangenen Sommer auf, als er mit Rammstein auf Tour war. Mehrere Frauen hatten ihm - teilweise anonym - sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Er habe sie unter Drogen gesetzt, um mit ihnen Sex zu haben. Außerdem sollen junge Frauen gezielt dafür rekrutiert worden sein. Lindemann wies die Vorwürfe zurück. Die Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen ein, da sie nach eigenen Angaben keine strafrechtliche Relevanz feststellen konnte. Ermittler hätten keine einzige Frau, die Lindemann sexuelle Übergriffe vorwarf, befragen können. Diese hätten ausschließlich mit Journalistinnen und Journalisten gesprochen.
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Nun ist der Sänger wieder auf Tour - diesmal aber mit seinem Soloprojekt und dem neuen Album "Zunge", das am 3. November veröffentlicht wurde. Darauf sind Songs zu finden wie "Nass", "Lecker" oder "Tanzlehrerin", die mit anstößigen Texten Lindemanns üblichen provokanten Stil widerspiegeln. Die Songs soll er aber bereits vor den gegen ihn erhobenen Anklagen geschrieben und aufgenommen haben. Sie beziehen sich also wohl nicht auf die Vorwürfe.
Die Organisation "FemStreik" organisiert den Protest gegen Lindemann
In den kommenden Wochen bis Ende Dezember tritt der 60-Jährige in 24 Städten in 13 Ländern auf - auch in Städten wie London, Stockholm oder Paris. Zwölf Konzerte finden in Deutschland statt. Dagegen wehren sich Aktivistinnen und Aktivisten der feministischen Gruppe "FemStreik" in Leipzig. Laut der Bild wandten sie sich vorab an die Quarterback Arena mit der Forderung, das Konzert abzusagen. Die Veranstalter ignorierten diese. Die Aktionsgruppe verlangt außerdem, dass alle 24 Auftritte abgesagt werden. "Gemeinsam mit vielen anderen werden wir zeigen, dass wir den Betroffenen glauben und uns mit ihnen solidarisieren", schrieb "FemStreik" am 29. Oktober auf Facebook und rief zu einer "Gegenkundgebung" in Leipzig auf. Diese hat gestern stattgefunden und lief laut Polizei friedlich ab.
Journalistinnen und Journalisten will Lindemann von seinen Konzerten offenbar fernhalten. Für den Auftritt in Leipzig und auch für kommende Shows in Düsseldorf und Münster wurden mehreren Zeitungen und der Deutschen Presse-Agentur (dpa) Akkreditierungen sowohl für Fotografen als auch für Redakteure verweigert.
Auch in Düsseldorf bahnt sich ein Protest gegen den Rammstein-Sänger an
Die Berliner Zeitung hat sich stattdessen die Situation vor der Konzerthalle angeschaut. Sie berichtet von aufgeheizter Stimmung vor Ort und von Hunderten Demonstrantinnen und Demonstranten, die den Fans auf ihrem Weg zum Konzert entgegenriefen: "Schämt euch, schämt euch!" Viele der Protestler seien um die 20 Jahre alt und "aus studentischem und antifaschistischem Umfeld".
Auch in Düsseldorf ist der Polizei zufolge ein Protest gegen Lindemanns Auftritt angekündigt worden. Dort sollen ebenfalls bis zu 1000 Demonstrierende auftauchen. Gegen das Konzert in Münster startete die Organisation "Keine Bühne für Täter Münster" schon im September eine Online-Petition. Rammstein hat trotz allem bereits eine Europa-Tour für 2024 angekündigt. Drei Shows werden in Deutschland stattfinden, in Dresden, Gelsenkirchen und Frankfurt.
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Wo sind all diese Demonstranten bei wirklichen Vergewaltigungen? Hab da noch keine gesehen....
"... startete die Organisation "Keine Bühne für Täter Münster" schon im September eine Online-Petition."
Betrachtet und bewertet man die derzeitige Situation, so muss die Person Lindemann nicht als Täter sondern als Opfer bezeichnet werden. Nach derzeitiger Sach- und Rechtslage liegen keine Beweise oder Anhaltspunkte für eine Straftat vor. Das Agieren diverser Gruppierungen und Gruppen ist somit nur als üble Nachrede bis hin zu vorsätzlich falscher Verdächtigung einzustufen.
Lindemann ist dennoch der Verlierer. Auch wenn ihm wegen der langen Zeit keine Straftaten, mehr nachgewiesen werden konnten, ist es mit dem organisierten Rekrutieren und sexuellen Ausbeuten von jungen Frauen nun vorbei. Viele seiner ehemaligen Fans dürften ihn heute mit anderen Augen sehen. Sein Ruf als Künstler ist ruiniert.