Spendenaktion in Kaltenberg: So läuft es sich auf dem Löwenmarsch
Für das Projekt „Learning Lions“ in Kenia wandern Hunderte Menschen von Kaltenberg nach Hohenschwangau. Auch Ritter nehmen den Löwenmarsch auf sich. Teilnehmer erzählen, wie es ihnen ergangen ist.
Auf den Rängen der einen Seite der Kaltenberger Arena haben sich rund 500 Menschen in Wanderkleidung versammelt. Sie blicken auf das große Tor auf der anderen Seite, das sich gerade geöffnet hat. Eine Blaskapelle spielt, die Schwarzen Ritter stehen Spalier, und ein Team nach dem anderen tritt den Löwenmarsch an – 100 Kilometer zu Fuß von Kaltenberg nach Hohenschwangau. Das LT hat mit einigen von ihnen gesprochen – vor und nach dem langen Marsch.
Die Wandernden sind für einen guten Zweck unterwegs: Pro gelaufenem Kilometer sammeln sie Spenden von Freunden, Bekannten und Verwandten. Das Geld kommt dem Projekt „Learning Lions“ zugute, das in Kenia eine IT-Schule betreibt und den Menschen dort eine Ausbildung ermöglicht, mit der sie ihre Familien ernähren können.
Der Regen machte den Löwenmarsch 2020 noch anstrengender
Jasmin Gerum (23) aus Greifenberg und Isabel Schuil (22) aus Eching nehmen die Strecke bereits zum zweiten Mal in Angriff, 2020 sind sie in Utting eingestiegen. „Letztes Jahr haben wir es nicht geschafft“, erzählen die beiden Freundinnen kurz vor dem Start am Samstag. Aber damals seien es auch schwierige Bedingungen gewesen: „Wir sind in den Regen gekommen und dann hat uns das GPS in einen Wald geleitet. Wir sind vom Weg abgekommen und haben irgendwann abgebrochen“, sagt Gerum.
Für die 100 Kilometer haben sich die beiden gut vorbereitet: Sie seien öfter spazieren gegangen, berichten sie gut gelaunt – und meinen damit Fußmärsche von 20 bis 30 Kilometern. Diesmal ist das Team zu dritt, Jonas Heidrich aus Utting ist auch mit am Start. Für ihn sei es der erste Löwenmarsch, berichtet der 23-Jährige.
Schwarze Ritter 2021 erstmals beim Löwenmarsch auf der Strecke
Zwischen den Teilnehmern und Teilnehmerinnen, die auf den Beginn des Löwenmarschs warten, laufen auch einige Schwarze Ritter in voller Montur umher, scherzen mit den Leuten und lassen sich mit ihnen fotografieren. Zum ersten Mal nehmen auch einige von ihnen die Strecke in Angriff – doch ohne Rüstung, wie Florian Pelz lachend zugibt. Während der hoch gewachsene 37-Jährige aus Gessertshausen sonst mit Schwert, Panzer und Kettenhemd als „Der Baum“ auf Schloss Kaltenberg unterwegs ist, haben er und sieben weitere Ritter nun kurze Wanderkleidung angelegt. Er habe sich entschlossen, diesmal mitzugehen, sagt Pelz. „Ich habe meine Leute gefragt, ob jemand mit will, das wurde dann schnell zum Selbstläufer.“ Sechs der Ritter wollen die 100 Kilometer schaffen, zwei wollen 50 Kilometer weit wandern.
Um die Corona-Infektionsgefahr zu senken, werden die Teilnehmenden beim Start der Reihe nach namentlich aufgerufen und machen sich Grüppchen für Grüppchen auf den Weg: Angeführt unter anderem von Löwenmarsch-Initiator Ludwig Prinz von Bayern und der Schirmherrin Staatsministerin Melanie Huml durchquert ein langer Zug von Menschen die Arena und durchquert das große Tor.
Wie viele von den 676 wandernden Spendensammlern und -sammlerinnnen es bis nach Hohenschwangau geschafft haben, war am Sonntagnachmittag noch unklar. Bis dahin sind zumindest die meisten an ihren Zielen angekommen – oder haben schon aufgegeben. Die Schwarzen Ritter, so berichtet Pelz, haben es geschafft: „Vier von uns sind die 100 Kilometer gelaufen und die anderen einen Großteil davon.“ Auch die beiden, die sich nur die halbe Strecke vorgenommen hatten, seien viel weiter marschiert. „Tiefpunkte gab es mehrere, alle von uns haben irgendwelche Blasen und Zipperlein“, sagt Pelz. „Wir sind alle keine Profis – es tut alles weh.“
Sie wandert von Kaltenberg bis zur Wieskirche
Aber die Gruppe habe unglaublich gut funktioniert und sich gegenseitig unterstützt. „Und dann der Sonnenaufgang heute morgen, als die Nacht geschafft war, und am Schluss der Weg rauf zum Schloss – das war sehr besonders.“ Im Ziel seien die Ritter von ihren beharnischten Kollegen in allen Ehren empfangen worden. Gemeinsam haben sie 1709 Euro Spenden erlaufen.
Mit deutlich weniger Euphorie erzählt Isabel Schuil vom Ende ihres Löwenmarschs: Ihre Gruppe hat es nicht bis Hohenschwangau geschafft. Bei Wessobrunn hätten Gerum und Heidrich aussteigen müssen, sie selbst sei bis Schongau noch gut vorangekommen. Dort habe sie eine größere Pause eingelegt und sei schließlich weitergelaufen. „Ich war ja allein und habe ich mich dann anderen angeschlossen, um in der Nacht nicht ganz allein im Wald zu sein. Die Stimmung war da echt getrübt.“ Aber als die Wieskirche in Sicht gekommen, die Sonne aufgegangen sei und alle ihre Lampen ausgeschaltet hätten, habe ihr das noch einmal Aufwind gegeben.
Bis zur Wieskirche hat sie es geschafft, wo sie sich entschieden habe, auszusteigen. „Blasen, Erschöpfung und die Aussicht, noch 25 Kilometer zu gehen – das war dann doch sehr unrealistisch. Ein bisschen weiter wäre ich noch gekommen, aber ins Ziel wahrscheinlich nicht.“ Wie viele Spendengelder ihr Team erlaufen hat, müsse man jetzt noch klären, es seien aber vermutlich trotz allem mehr als der von allen Startenden erbetene eine Euro pro Kilometer. Insgesamt haben die Wandernden rund 150.000 Euro gesammelt, der Freistaat hat weitere 600.000 Euro gespendet.
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