Männer machen's anders
Rott Heute gibt es in der Nachmittagsgruppe Füchse und Frösche. Ganz vertieft bearbeiten Tobias, Lena und die anderen Kids ihre grünen und orangen Papiere. Knicken, drehen, falten. Dann sind die Froschaugen dran, die Kinder brauchen Scheren. Franz ist der Schnellste. Er wetzt vom Tisch zum Regal und zurück. Aber Kinderpfleger Robin Keller ist nicht zufrieden: "Wie fasst man denn die Schere an?" Keller beugt sich hinunter und zeigt auf Regal. Franz muss noch mal zurück, artig packt er die Schere nun unten. "Schön gemacht", lobt Keller.
Seit September arbeitet der 25-Jährige im gemeindlichen Kindergarten in Rott. Zusammen mit seinem Kollegen Simon Brieger (21) betreut er dort die offene Nachmittagsgruppe. Ihre "Männergruppe" ist in der Gemeinde Rott ein Pilotprojekt. "Es war der Wunsch von Eltern, dass ein paar Männer im Kindergarten arbeiten", sagt Rotts Bürgermeister Quirin Krötz. Viele Kinder bekämen sonst erst in den höheren Schulklassen Kontakt zu Männern. Seit September hat der Kindergarten sechs Mitarbeiter, darunter zwei Erzieher. "Sie haben eine andere Art als Frauen", so Krötz.
Robin Keller setzt auf Bewegung: "Die Frauen basteln vormittags, wir spielen nachmittags dann Fußball", scherzt er. Seit seiner Zivildienstzeit bei der Sozialstation in Peißenberg arbeitet er mit Kindern. "Am besten gefällt mir, dass man den Kindern etwas weitergeben kann. Sie wollen immer viel wissen", sagt Keller. Mit den Rotter Kids geht der Wessobrunner nachmittags oft nach draußen. Auf den Spielplatz oder einfach spazieren. "Zur Not gibt es ja auch die Turnhalle."
Aber bei den Männern gibt es nicht nur Sport: "Wir greifen die Themen vom Vormittag auf. Es wird auch Lego gebaut oder vorgelesen", sagt Simon Brieger. Der 21-Jährige aus Dettenschwang absolviert in Rott derzeit das dritte Jahr seiner Ausbildung zum Erzieher - auch für ihn ein Traumberuf. "Der Vater Erzieher, die Mutter Sozialpädagogin, was hätte ich da anderes werden sollen?", meint er und lacht. Eigene Kinder haben die beiden noch nicht: "Da ist noch nichts in Planung", sagen sie. Mit ihrem Nachmittagsprogramm kommen die Männer gut an. "Sie stehen hoch im Kurs. Bei vielen Kindern fehlt der Papa ganz oder er kommt erst abends", sagt Kindergartenleiterin Gabriele Frank. Sie ist mit den beiden Erziehern "sehr zufrieden". Und Bürgermeister Krötz hat beobachtet: "Viele Kinder schimpfen sogar, wenn sie nachmittags früher abgeholt werden." Derzeit besuchen 39 Kinder den Kindergarten, bis zu 13 kommen in die Nachmittagsgruppe. Bürgermeister Krötz hofft, dass dieses Angebot bald noch besser in Anspruch genommen wird. "Die Kinder sind gut versorgt, das ist es uns wert. Aber bislang ist die neue Nachmittagsgruppe noch nicht kostendeckend." Derzeit sei die offene Gruppe in der Testphase. "Im Sommer 2008 wird es neue Entscheidungen geben", sagt Quirin Krötz.
Tobias ist mit dem Falten fertig, Lena hat schon die Augen ausgeschnitten. Sie bastelt einen Fuchs. Dafür ist Franz mit seinem Frosch noch etwas hintendran. "Macht nichts", sagt Erzieher Simon Brieger. Fertig werden die Rotter Kids mit dem Basteln heute eh nicht mehr. Gleich gibt es Pommes. Schließlich hat Alexander Geburtstag.
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