Auch wenn der Papst kommt, darf niemand rein
Die Paartalhalle ist zurzeit das Thema im Ort. Bleibt sie gesperrt? Die Bürger fürchten das zumindest.
Das Schönste zum Schluss: Daraus ist es für Geltendorfs Bürgermeister Wilhelm Lehmann (Unabhängige Bürger) in der Reihe der vier Bürgerversammlungen, die am Donnerstag in Walleshausen endete, nichts geworden. Der Rathauschef musste sich im voll besetzten Sportheim rund drei Stunden lang deutliche Kritik am Krisenmanagement in Sachen Paartalhalle anhören.
Besonders brennt das Thema zurzeit der Pfarrei auf den Nägeln, denn eigentlich wollte man den Bischof bei seiner Visitation am letzten Oktobersonntag in der Paartalhalle empfangen. Die Zustimmung des Bürgermeisters habe er dazu zwar bereits im Januar erhalten, berichtete Pfarrgemeinderatsvorsitzender Karl-Heinz Künneke. Dann habe er aber, nachdem über Sicherheitsmängel berichtet worden war, im Mai nochmals nachgefragt, was Sache sei, und seither habe er keine Antwort erhalten. Bürgermeister Lehmann erneuerte seine Aussage, die Halle könne nicht mehr für Veranstaltungen, sondern nur noch zu sportlichen Zwecken benutzt werden „und auch wenn der Papst kommt, darf ich niemanden reinlassen“. Wie es mit der Halle weitergeht, dazu konnte der Gemeindechef in der Bürgerversammlung noch nichts sagen. Bis Ende des Jahres solle es dazu Aussagen des beauftragten Ingenieurbüros geben, dann sei zu beschließen, was gemacht werden soll.
Mit dieser Auskunft zeigten sich etliche Versammlungsteilnehmer nicht zufrieden, sie widersprachen auch den von der Gemeinde ins Feld geführten Sicherheitsdefiziten –etwa in Sachen Brandschutz. Eine Begehung der Feuerwehr habe jüngst ergeben, dass die Fluchtwege alle in Ordnung seien und die Brandmeldeanlage funktioniere. „Die ist beim ersten Rauch losgegangen“, berichtete ein Bürger. Die Sperrung der Halle dürfe kein Dauerzustand sein, hieß es mehrfach, aber genau einen solchen Dauerzustand befürchteten mehrere Diskussionsredner.
Bis alle Sanierungsmaßnahmen geplant und ausgeführt seien, meinte ein Besucher mit Blick auf die Instandsetzung der Kauferinger Sporthalle, dauere es sicher drei Jahre. „Und dann stirbt das kulturelle Leben in Walleshausen“, befürchtete Feuerwehrkommandant Egon Grandl. Deshalb sollte die Gemeinde jetzt die gravierendsten Probleme, die unbedingt gelöst werden müssen, anpacken, forderte er. Zugleich bot er an, dass die Feuerwehr bei Veranstaltungen ähnlich wie bei den Ritterspielen eine Sicherheitswache stellt.
Ins selbe Horn stieß ein Brandschutzsachverständiger im Publikum. Man müsse ein individuelles Brandschutzkonzept für Veranstaltungen erarbeiten, das die vorhandenen Mängel und die möglichen Kompensationsmaßnahmen beschreibt. „Also wo ist das Problem, vonseiten der Gemeinde da mitzugehen?“, fragte der Diskussionsredner.
Man kann auch woandershin ausweichen
Bürgermeister Lehmann verwies auf das Landratsamt und stellte die Frage, ob die Behörde dies mittragen würde. Walleshausen brauche die Paartalhalle zwar, zwischenzeitlich könne man aber auch woandershin ausweichen: „Das Oktoberfest des Musikvereins in der Fasshalle in Kaltenberg war eine super Sache“, meinte Lehmann, und warum könnte auch nicht einmal der Schützenball im Bürgerhaus in Geltendorf stattfinden, fügte Lehmann hinzu, das Bürgerhaus sei ja auch mit den Steuergeldern der Walleshauser gebaut worden. Beide Aussagen kamen im Saal nicht gut an, auch aus Kostengründen. „Meinst Du, dass jeder Verein die Fasshalle umsonst haben kann?“, wurde aus dem Publikum gefragt.
Eine Erklärung, warum die schon länger bekannten baulichen Probleme der Halle nicht beseitigt wurden, gab es in der Versammlung übrigens auch: Wenn die Halle schon früher ertüchtigt worden wäre, hätte sich das Ausländeramt im Landratsamt das Gebäude angeschaut, sagte Bürgermeister Lehmann: „Und wir wissen alle, was dann gewesen wäre.“ Man habe beim Landkreis keine Begehrlichkeiten wecken wollen, betonte auch Gemeinderat Claudius Mastaller (Unabhängige Bürger), „beziehungsweise wir hätten die Kosten auf den Landkreis abwälzen können“.
Am Ende kam man auch wieder aufs Geld zu sprechen, auch vor dem Hintergrund der angespannten finanziellen Lage der Gemeinde. „Was ist der Gemeinde die Halle wert, vor allem, wenn die Sanierung wirklich in den Millionenbereich geht? Wird das Geld hergerichtet oder schiebts ihr die Halle weg und machts Bauplätze daraus?“, wollte ein Besucher wissen.
Zumindest von zwei Gemeinderatsmitgliedern gab es dazu klare Aussagen: „Wegschieben kommt nicht infrage“, beteuerte Zweiter Bürgermeister Robert Sedlmayr (ÖDP), „das ist nur Gerede, das inhaltslos ist.“ Und Johanna Rill (CSU) versicherte, über einen Abriss sei nie diskutiert worden, „wir stehen hinter der Halle“.
Trotzdem kam am Ende des Abends sogar der Gedanke auf, dass sich Walleshausen wieder selbstständig machen solle, und Verwaltungschef Florian Hänle sah sich sogar zu einer Stellungnahme zur Möglichkeit eines quasi „Wexits“ veranlasst.Rein rechtlich sei eine Trennung von Geltendorf schon möglich, sofern das die Bevölkerung mehrheitlich wünscht und das Innenministerium seine Zustimmung gibt. Praktisch räumte er aber einem solchen Vorhaben keine Chance ein und versicherte, „wir werden nach und nach die Probleme lösen“.
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