
Der blaue Container in Weil, der die Wärme nach Kaufering bringt

Seit April sorgt Abwärme einer Biogasanlage in Weil dafür, dass im Lechtalbad in Kaufering die richtigen Temperaturen herrschen. Welche anderen kreiseigenen Liegenschaften ebenfalls versorgt werden sollen.
Der Mais steht hoch bei der Biogasanlage in Weil. In den riesigen runden Behältnissen erfüllen die Bakterien ihre Arbeit und erzeugen durch den Gärprozess das Gas, mit dem dann Strom erzeugt wird. In dem Betriebsgebäude brummen laut die Motoren und davor steht ein blauer Container, der an anderen Biogasanlagen nicht anzutreffen ist: Es handelt sich um ein Gefährt für den Wärmetransport von der Biogasanlage zum Lechtalbad in Kaufering.
Der Landkreis hat die zwei blauen Container erworben, seit April 2019 fährt ein Unternehmer einen Sattelanhänger mit dem Container einmal nach Kaufering und kommt mit einem kalten Container retour, um ihn hier abzustellen, damit er wieder Wärmeenergie aufnimmt. Einmal morgens und einmal abends erfolgt ein Austausch.
Das Salz transportiert die Wärme
Die Idee, die Abwärme der Biogasanlage zu nutzen, hatte der Verein Landsberger Energieagentur (Lena). Organisiert wird der Wärmetransport mittlerweile von einer Tochtergesellschaft, der Lena Service GmbH, die wirtschaftlich tätig werden kann. „Bei der Biogasanlage stehen ein Drittel der Energie für den Strom zur Verfügung, zwei Drittel als Abwärme“, sagt der Geschäftsführer der GmbH, Tobias Schmid. Und diese Abwärme wird mittels eines Wärmeaustauschers an das Trägermittel im Container abgegeben, wie Henryk Bednarek, Diplomingenieur (FH) erläutert. Es handelt sich um Salz, das bei 58 Grad Celsius schmilzt und rund 100 Grad Celsius erreichen kann.
Der Container wird nach Kaufering ans Lechtalbad gebracht, dort wieder über einen Schnellkupplung angeschlossen und die Wärme wird wieder über einen Austauscher an das dortige Heizsystem abgegeben. Das Salz sei übrigens umweltverträglich, sollte es mal austreten, es sei vergleichbar mit dem Pökelsalz, erläutern Schmid und Bednarek.
Einer dieser Wärmetransporte ersetze rund 250 Liter Heizöl, sagt Tobias Schmid. Jährlich entspreche dies einer Einsparung von 200 Tonnen Kohlendioxid fossilen Ursprungs. Bis zu zehn Kilometer Distanz des Wärmetransports sei die Sache auch ökonomisch, unter einer Distanz von 1000 Metern sei ein Nahwärmenetz sinnvoller, sagt Schmid. Seit mehreren Jahren werde mit diesem System bereits gearbeitet und es weiterentwickelt, so Schmid. Seines Wissens nach gibt es bundesweit 30 Container.
Lena hat ihre eigenen Container entwickelt
Die Lena Service GmbH hat mittlerweile einen eigenen Typ entwickelt, den „LENA 2.6-Wärmecontainer“. Eine volle Beladung liefert 2,3 Megawattstunden Wärme, dies bei Bedarf sogar zwei Mal, wie es in der entsprechenden Pressemitteilung heißt. Der Wärmeabgabepreis liege bei sieben bis neun Cent pro Kilowattstunde und sei damit mit fossilen Heizlösungen vergleichbar. „Drei dieser Container sind seit Mai in der Schweiz im Einsatz, um in Rothrist ein neues Hallenbad zu versorgen“, erzählt Schmid. Das Hallenbad habe einen Bedarf von rund 1500 Megawattstunden Wärme pro Jahr. Die Abwärme stamme von der dortigen Abfallverwertung.
Der Landkreis engagiert sich nicht nur mit dem Pilotprojekt, vor Kurzem luden Landratsamt und Lena Service GmbH auch zu einer eintägigen Veranstaltung, um die Akteure derartiger Abwärmeprojekte zu vernetzen. Laut Pressemitteilung hat der Leiter des Hochbaureferats im Landratsamt, Christian Kusch die Versorgung des Lechtalbads vorgestellt und über eine sehr hohen Betreuungsaufwand bei solch einem Pilotprojekt berichtet.
Kusch hält einen eigenen Kümmerer für sinnvoll, wichtig sei auch die frühzeitige Einbindung und Motivation beteiligter Planungsbüros und Heizungsingenieure. Denn die klassisch verbauten Heizinstallationen für große Immobilien, Bäder oder Sportanlagen müssten mithilfe einer intelligenten Mess- und Regeltechnik neu ausgerichtet werden, wie es in der Pressemitteilung heißt.
Warmbad und Seniorenheim stehen auf der Liste
Start war im Landkreis mit dem Lechtalbad in Kaufering. Möglich ist diese Abwärmenutzung auch, da das Bundesumweltministerium ein Förderprojekt von rund 1,4 Millionen Euro bewilligt hat. Innerhalb dieses Projekts sollen im kommenden Jahr noch das Warmbad und das Seniorenheim Theresienbad in Greifenberg mit mobiler Wärme versorgt werden. Das Schweizer Bad sei die Blaupause fürs Warmbad in Greifenberg.
Ein drittes Projekt sei noch in Planung und „der nächste Schritt sind dann auch Wohnquartiere“, so Schmid. Mittlerweile ist die Lena Service GmbH nicht nur in der Schweiz aktiv: Vier der von Lena entwickelten Container sollen im Herbst nach Hannover geliefert werden.
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