Holz und Motorsägen sind die Leidenschaft dieser Rotterin
Bernadette Kemser stellt in ihrer Freizeit Holzskulpturen her, die sie mit Motorsägen bearbeitet. Wieso das Hobby sie so entspannt und warum sie es nie in Vollzeit betreiben möchte.
Die Türen zur Werkstatt stehen offen. Werkstatt – so nennt Bernadette Kemser die große Halle am Rande von Rott, in der sie ihr Hobby auslebt: Holzschnitzereien mit der Kettensäge anzufertigen. Die Halle liegt direkt am Hof ihrer Familie, wo Kemser aufgewachsen ist und die Leidenschaft entwickelt hat. In den vergangenen Jahren nimmt die 29-Jährige sich immer neuen Herausforderungen an und hat mittlerweile auch ein Kleingewerbe. Dennoch will sie das Schnitzen nie als Vollzeitjob machen und genießt die Freiheiten, die mit dem Hobby kommen.
Beim Holzschnitzen kann Bernadette Kemser aus Rott entspannen
Mit rund 14 Jahren habe sie eine der Sägen vom Hof in die Finger bekommen und sich das erste Mal daran probiert, ein Stück Holz damit in Form zu bringen. "Vermutlich verging ein Jahr, bis ich dann zum Muttertag eine richtige Figur schnitzte." Das war damals ein Huhn für den Eierverkauf ihrer Mutter. Das Holzhuhn steht immer noch dort und war unter anderem die erste Werbung, die für das Talent geworben hat. Kunden hätten angefangen danach zu fragen und Kemser auf ihr Hobby und Skulpturen anzusprechen.
Dass Kemser so gerne mit dem Material arbeitet, könne auch an ihrem Vater liegen. "Der ist ausgebildeter Tischler und arbeitet hier auch an seinen Projekten", sagt sie und zeigt auf Holzleisten auf einem Tisch, an dem wohl zuletzt gehobelt wurde. Kemser arbeitet Vollzeit beim Bistum Augsburg als Bildungsreferentin und ist in der Region oft unterwegs, um Seminare zu geben. Entspannen kann sie bei der Arbeit mit Holz. "Da kann ich mich kreativ ausleben", erklärt Kemser. Nach einem langen Seminartag kann sie in ihrem Hobby Ruhe finden – dazu gehöre natürlich auch Kopfhörer zu tragen, sagt sie lachend.
Kemser arbeitet mit Holz aus heimischen Wäldern um Rott
Seit rund sieben Jahren hat sie ein Kleingewerbe angemeldet, um auch auf Weihnachtsmärkten verkaufen zu können. Aber Kemser macht auch Auftragsarbeiten. Zuletzt habe sie eine der größten Figuren fertiggestellt, die sie bisher mit ihren zwei Motorsägen formen konnte. Eine 150 Kilogramm schwere Skulptur von zwei Alpakas, größer als die Rotterin selbst. Dem Motiv entsprechend sei der Auftrag von einem Alpaka Hofs gekommen. Tiere seien gerade Kemsers Ding. Dafür recherchiere sie immer etwas im Voraus, schaue sich Bilder an und zeichne grobe Skizzen. Auch auf den Holzblöcken malt sie das Motiv dann vor. "Ich muss beim Schnitzen immer wieder Abstand nehmen, um zu sehen, ob die Proportionen stimmen." Das sei teilweise eine Herausforderung, aber mache ihr auch viel Spaß. Einfachere Motive, wie zum Beispiel Herzen, etwa als Hochzeitsgeschenke, mache sie ebenfalls. Personen oder Gesichter zu schnitzen, habe sie vorerst nicht vor. Kemser schaut sich in der Werkstatt um. Schafe, Schweine, Stiefel, unbearbeitete Holzblöcke, eine Ente mit metallenen Füßen. "Die hat mein Freund zum Beispiel gemacht", sagt sie. Er würde sie bei ihrem Hobby unterstützen und ihr schon mal bei Lieferungen, wie bei den Alpakas, helfen.
Das Gewicht der Figuren und die körperliche Anstrengung, die in das Hobby fließt, seien wohl ein Grund, wieso der Bereich der Holzschnitzerei immer noch von Männern dominiert werde. Kemser helfe sich mit einem Stapler aus, aber auch das Halten der Sägen und handlicher Holzstücke sieht die 29-Jährige als Workout: "Da wird man fit."
Rotterin macht sich bei ihren Projekten keinen Stress
Sie arbeitet gewöhnlich mit dem Holz aus der Region, dass, was ihr so angeboten werde. Zum Beispiel mit Esche. Teure Holzarten wie Eiche oder gar exotisches Holz findet man in ihrer Werkstatt nicht. Davon, dass sie bei der Arbeit mit Holz nur Material abtragen kann, lässt sich die 29-Jährige nicht stressen. "Das Gute ist, zur Not ist es Brennholz", sagt Kemser. Aber natürlich sei es nur selten, dass eine Skulptur wirklich nicht mehr zu retten war. Geschnitzt werde das Holz gewöhnlich, wenn es noch feucht ist. Wenn sie das Holz komplett trocken bearbeiten würde, steige die Gefahr, dass das Material reiße.
Teilweise verbringt sie bis zu 30 Stunden an einem Projekt. Die Zeit stoppe sie aber nicht. "Das ist das Schöne daran, dass es ein Hobby ist." Am liebsten ist sie ganz ohne Druck dabei und den verspüre sie kaum, weil sie finanziell nicht auf die Einnahmen angewiesen sei. Die Bank, die gerade in der Werkstatt steht und mit einem Eselskopf an einem Ende geschmückt ist, habe sie drei Wochen lang bearbeitet. Den Eselkopf hat sie bemalt, am liebsten ölt sie die fertigen Projekte jedoch. "Da kommt die Maserung am besten zur Geltung."
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