Immer mehr arbeiten weniger
Die Tatsache, dass in Deutschland immer mehr Menschen eine Beschäftigung haben, ist erfreulich. Doch die Qualität vieler neuer Jobs ist kritikwürdig.
Der deutsche Arbeitsmarkt ist in diesen wirtschaftlich unruhigen Zeiten ein Hort der Hoffnung. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) meldet den besten Stand seit 20 Jahren. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) spricht von einer Sonderrolle Deutschlands: Während die ILO in hoch verschuldeten Euro-Ländern wie Griechenland, aber auch Spanien und Frankreich aufgrund des dramatischen Rückgangs der Beschäftigung vor sozialen Unruhen warnt, erscheint Deutschland als Insel der Seligen.
Die Tatsache, dass in Deutschland immer mehr Menschen eine Beschäftigung haben, ist erfreulich. Doch die Qualität vieler neuer Jobs ist kritikwürdig: Der Trend geht nicht nur zu befristeten Verträgen, vor allem wächst die Teilzeit. Auf diese Entwicklung verweist auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Nun ist das Angebot von Teilzeitstellen in vielen Lebensphasen wichtig. Nur so lassen sich zum Beispiel oft Familie und Beruf vereinbaren.
Doch laut DIW ist die Zahl derjenigen, die keine Vollzeitstelle haben, in Deutschland so stark gestiegen, dass von einem Strukturwandel gesprochen werden kann. Und nicht nur Frauen sind betroffen, sondern zunehmend auch Männer. Besorgniserregend ist vor allem, dass von den rund zehn Millionen Teilzeitbeschäftigten nach Berechnungen des DIW etwa zwei Millionen gerne mehr arbeiten würden. Diese Studie wirft nicht nur ein anderes Licht auf den Fachkräftemangel. Sie entzaubert auch ein wenig das viel bewunderte deutsche Jobwunder.
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