Eine Frage des Vertrauens
Man stelle sich vor, der BND hätte das Weiße Haus verwanzt. Obama würde schäumen vor Wut.
Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr. Angela Merkel, die bekennende Transatlantikerin, muss sich vorkommen wie in einem schlechten Spionagefilm: Der mächtigste Mann der Welt lässt der mächtigsten Frau der Welt hinterherschnüffeln – und als die ihm auf die Schliche kommt, tut er so, als sei gar nichts gewesen. Barack Obama, zum Messias des 21. Jahrhunderts verklärt und viel zu früh mit dem Friedensnobelpreis geadelt, beherrscht offenbar auch die schmutzigen Tricks der Politik.
Selbst wenn noch nicht zweifelsfrei bewiesen ist, dass US-Agenten die Telefonate und den SMS-Verkehr der Kanzlerin mitgeschnitten haben – das wachsweiche Dementi spricht Bände. In ihrem geradezu manischen Verständnis von Aufklärung kennen die amerikanischen Nachrichtendienste offenbar keine Grenzen mehr. Sie misstrauen Vertrauten, sie vergiften die diplomatischen Beziehungen zwischen befreundeten Ländern – und schüren damit, wenn auch indirekt, genau den Antiamerikanismus, den eine Transatlantikerin wie Angela Merkel eigentlich überwinden will.
Man stelle sich vor, der BND hätte das Weiße Haus verwanzt. Obama würde schäumen vor Wut.
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