"Abladestelle für Aggressionen"
Unterallgäu Lehrer anonym im Internet zu benoten ist weiterhin möglich, das jedenfalls entschied am Dienstag der Bundesgerichtshof und wies somit die Klage einer Lehrerin ab, die ihr Persönlichkeitsrecht darin verletzt sah.
Obwohl auch Unterallgäuer Schulen bereits bewertet wurden, machen Schüler aus dem Landkreis von dieser Möglichkeit jedoch nicht so intensiv Gebrauch wie Schüler in anderen Regionen Deutschlands. Unsere Blitzumfrage bestätigte diesen Eindruck. Stattdessen kam öfter der Vorschlag, doch ein Briefkastensystem an den Schulen einzuführen, mit dem Lob und Kritik geäußert werden kann.
Peter Klink aus Stetten beispielsweise sagt: "Ich finde spickmich.de nicht gut, weil die Lehrer von jedem anders wahrgenommen werden." Jeder Schüler habe Lehrer, die er mag und welche, die er nicht mag. "Das ist ja bei jedem verschieden, also finde ich, dass man da nicht so pauschal seine Wertung abgeben kann", so Peter. "Spickmich" ist die bekannteste Internetadresse, unter der Schüler ihre Lehrer benoten können. Neben fachlicher Kompetenz spielen dabei auch Kritierien wie Witzigkeit, Coolness oder ein sexy Auftreten eine Rolle. Auch die oben angeführte Klage richtete sich gegen "Spickmich". Peter Klink hat noch eine andere Befürchtung: "Manche Schüler nehmen das ganze auch mehr als Spaß und bewerten nicht so, wie sie eigentlich darüber denken." So wie Peter sehen das auch andere Schüler. Christina Beggel aus Unterauerbach beispielsweise sagt, sie finde "das Ganze nicht gut, weil man da auch echt schlecht bewerten kann und da dann keine Gründe angegeben sind". Ihrer Meinung nach wäre es viel besser, wenn "man da über die Lehrer, die man gut findet, etwas Nettes schreiben könnte und einfach nichts schreibt, wenn man sie nicht so mag." Das wäre okay, findet Christina und sagt, sie kenne "aber auch niemanden", der bei Spickmich und den anderen Bewertungsportalen aktiv ist. Das gilt auch für alle anderen befragten Schüler. Lehrerinnen und Lehrer im Raum Mindelheim sind also vor Online-Kritik vergleichsweise sicher.
Fabian Boeck hält von "Spickmich" ebenfalls nicht viel, wie er sagt: "Ich persönlich find's relativ sinnlos, weil ein Großteil der Kommentare wohl aus Hass gemacht werden, und insofern die Statistik recht schnell runtergezogen wird. Für die Lehrer äußert Fabian viel Verständnis. Die meisten Schüler könnten sich nicht wirklich in die Lage der Lehrer eindenken. "Die Bewertungen, die wirklich ernst gemacht worden sind, gehen wohl in der Masse der hirnlosen unter", vermutet Fabian. Auch Sina Klein aus Mindelheim findet "Spickmich" nicht wirklich gut: "Die Grundidee finde ich gut, die Umsetzung allerdings nicht", sagt sie. "Eine Bewertung, die dort abgegeben wird ist ja sehr subjektiv, die Hintergründe der Lehrer werden außer Acht gelassen", kritisiert Sina. "Außerdem glaube ich, dass dieses Portal als Abladestelle für Aggressionen gegenüber Lehrern gebraucht wird." Sinas Vorschlag: Man sollte besser mit den Lehrern selber kommunizieren und sagen, was besser laufen könnte und das Ganze nicht über anonyme Onlineportale machen.
Alle von uns befragten Schüler regten außerdem an, den guten Lehrern mal zu sagen, dass sie ihren Job gut machen. Ebenfalls vorgeschlagen wurde, eine Art "Briefkastensystem" einzuführen. Auf diese Weise könnten Schüler ihren Lehrern ebenfalls anonym mitteilen, wo es hapert oder was besonders gut war. Allerdings ohne den Effekt, dass es gleich die ganze Welt erfährt.
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