Närrischer Tunnelblick
Beim Narrensprung werden am Samstag wieder über 2000 Hästräger erwartet. Was aber ist das Besondere daran, unter einer Holzmaske versteckt mit Schellen am Hals durch die Stadt zu laufen?
Vor sechs Minuten habe ich begonnen, mich umzuziehen. Vor sechs Minuten war ich noch ein ganz normaler Familienvater, der einer geregelten Arbeit nachgeht und gerne Fußball guckt. Doch jetzt habe ich den Tunnelblick, mache bei jeder Bewegung scheppernde Geräusche und höre meine Stimme merkwürdig dumpf fragen: „Und so marschiert ihr also bei Umzügen mit?“ Aus dem Redakteur ist binnen sechs Minuten ein Hansl geworden. Ein Durahansl um genau zu sein. Mit Schellengürtel und Schellenkragen, dem blau-gelben Häs und der Holzmaske mit dem breiten Lachen. Der Durahansl ist eine Figur der Mindelheimer Narrenzunft „Durahaufa“, einer Untergruppe der Faschingsgesellschaft Mindelonia, die seit 1992 existiert. Dem Durahansl zur Seite stehen die Amme und die Columbine. Das Dreigestirn ist den Turmfiguren nachempfunden, die im Fasching das Wahrzeichen der Stadt Mindelheim sind. Zunfmeister Bernhard Preschl, seine Stellvertreterin Jasna Hefele, sein Vorgänger Siegfried Weinert, Schriftführerin Caroline Schaffer, Silvia Leicht und Raphaela Weinert erklären die Faszination des Vermummten, die Tradition der Mindelheimer Turmfiguren und die Regeln der alemannischen Fasnacht.
„Man kann grantig sein, doch die Zuschauer sehen immer das Lachen“, beschreibt etwa Zunftmeister Bernhard Preschl seine Motivation. Für Caroline Schaffer ist es die Möglichkeit, sich im Fasching richtig auszuleben. „Normalerweise bin ich ein ruhiger Typ“, sagt die junge Frau. Siegfried Weinert erklärt, dass er seinen Kindertraum lebe: „Als ich das erste Mal im Häs gesteckt bin, habe ich mir gedacht: ’Jetzt bist Du der Hansl, den Du als Kind am Turm gesehen hast und der Du immer sein wolltest’.“ Doch so ganz ohne Regeln funktioniert auch der Fasching nicht. „Ein Narr zeigt im Fasching keine Haut“, klärt mich Siegfried Weinert auf. Deshalb also trage ich neben dunklen Haferlschuhen, gelben und blauen Socken, Hose und Oberteil, Schellengürtel und -kragen, Handschuhe und natürlich eine Maske. Die Narren werden am Wochenende wieder im Dauereinsatz sein. Denn dann steht in Mindelheim der große Narrensprung mit über 2300 Teilnehmern an. Zum vierten Mal organisiert der Durahaufa dieses Großereignis.
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen. Wenn Sie bereits PLUS+ Abonnent sind, .
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen.
Die Diskussion ist geschlossen.