Viele essen gerne Fleisch
Erzeugergemeinschaft Schlachtvieh belegt dies anhand ihrer Zahlen
Immer mehr Verbraucher wollen wissen, wie das Fleisch erzeugt wird, das auf ihren Tellern landet. Sie interessiert besonders: Wie und wo sind die Tiere aufgewachsen, was haben sie zu Fressen bekommen und ging es ihnen gut. Die Erzeugergemeinschaft „Schlachtvieh“ (EG) wusste auf all diese Fragen bei einer gut besuchten Versammlung im Gasthaus „Stern“ eine Antwort. Sie machte deutlich, dass ihr Fleisch innerhalb einer vollständig geschlossenen Erzeugerkette produziert und verkauft wird. 5155 bäuerliche Familienbetriebe sind bei der EG Mitglied und 744 davon schwören auf „Bio“.
EG-Geschäftsführer Berthold Kirchmaier wartete mit beeindruckenden Zahlen auf. Danach schlachtete die Erzeugergemeinschaft im vergangenen Jahr 39271 Stück Großvieh und 48161 Schweine. Sehen lassen kann sich auch die Bilanz der „Allgäu Schlachtvieh GmbH“. Die Tochterfirma vermarktete vergangenes Jahr 7284 Stück Großvieh und 1953 Borstentiere und konnte die Zahl der Schlachtungen von Kälbern und Fressern gegenüber 2014 nahezu verdoppeln. Wesentlich höhere Auftriebszahlen als im Jahr 2014 (46555 Stück Großvieh und 50114 Schweine) und einen Marktumsatz von 48527936 Euro – rund 3,5 Millionen Euro mehr als im Vorjahr – melden EG und GmbH. Beide Firmen sehen sich auf dem „aufsteigenden Ast“.
Bürgermeister Anton Schwele gratulierte zu dieser positiven Entwicklung und war der Meinung, ein Zusammenschluss, wie die „Erzeugergemeinschaft Schlachtvieh“ im Altlandkreis Mindelheim sei heute wichtiger denn je. Ihr gebündeltes Angebot versetze sie in die Lage, Großabnehmern Paroli zu bieten und angemessene Preise zu erzielen. „Leider werden die regionalen Einflüsse immer geringer“ bedauerte der Ramminger Rathauschef.
Jürgen Lieb, Betriebsleiter der Firma Moksel GmbH in Buchloe informierte über die derzeitige Situation auf dem deutschen und europäischen Fleischmarkt. „Man kann davon ausgehen, schätzt Lieb, dass Produktion und Verbrauch von tierischem Eiweiß auf dem Weltmarkt – die EU ausgenommen – weiter stark ansteigen. Als Hauptlieferanten nannte er Brasilien, aber auch asiatische Länder wie Indien, China und Pakistan. Die Verlierer sind für den Moksel-Chef Russland und die Türkei.
Glaubt man den Prognosen von Lieb, bleiben Rindfleischproduktion und auch der Verbrauch in diesem Jahr unverändert. Den Selbstversorgungsgrad bezifferte er demzufolge mit 100 Prozent. Und was die Mitglieder der EG von ihm noch erfuhren: In Deutschland stieg der Verbrauch von Rindfleisch in 2015 um 0,2 Kilogramm pro Kopf leicht an, während Schweinefleisch um 0,3 Kilo pro Kopf trotz billiger Preise an Geschmack verlor. Die Schlachtmengen in Deutschland sanken in 2015 gegenüber dem Vorjahr um 0,8 Prozent. Ganz anders bei den Preisen. Die entwickelten sich durchaus positiv und lagen im Schnitt bei Jungbullen um 17 und bei Kühen um 15 Cent über denen von 2014. Diese Aufwärtsentwicklung setzte sich auch zu Beginn des Jahres 2016 fort.
Große Probleme so der Moksel-Betriebsleiter, bereite der Export nach Südeuropa, wo die Wirtschaftskrise noch andauere und man spüre, dass die Bevölkerung wenig Geld in der Tasche hat. So seien die Preise für Jungbullen in Relation zu Deutschland in Italien und Frankreich um 20 Cent nach unten gerutscht. Zudem überschwemme infolge des von der EU über Russland verhängten Wirtschaftsembargos immer mehr billiges Fleisch aus Polen den europäischen Markt. Laut einer Umfrage wären die deutschen Verbraucher bereit, im Schnitt bis zu 65 Prozent mehr Geld für Fleisch auszugeben, wenn es aus artgerechter Tierhaltung kommt.
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