Als Bauern fühlen sie sich sauwohl
Warum Stefan Götzfried und Susanne Rampp ihren Beruf trotz der vielen Arbeit so lieben
Familie und Arbeit unter einen Hut zu bekommen, ist für alle berufstätigen Eltern eine besondere Herausforderung. Wohl nirgends klappt es aber so gut wie auf einem Bauernhof. Ob die Eltern arbeiten oder sich mal ausruhen - die Kinder sind immer in der Nähe. Und sie genießen das.
Bei Stefan Götzfried in Bronnen gibt es einen kleinen Besprechungsraum, eine Art Büro. Jedenfalls sieht dieser so aus, wenn man zur Tür hereinkommt und nur nach links sieht. Auf der rechten Seite haben Johanna und Franziska ihr Reich aufgeschlagen: einen Tisch mit Bausteinen. Wenn Mama oder Papa Schreibkram erledigen, können die drei und sechs Jahre alten Töchter nebenbei spielen.
Langeweile kennen die beiden Mädchen nicht. Auf einem Bauernhof gibt es immer etwas Spannendes zu entdecken, zum Beispiel eine der vier Katzen, die auf den Arm genommen und gestreichelt werden will.
Stefan Götzfried (36) lebt mit seiner Lebensgefährtin Susanne Rampp (30) auf dem 50-Hektar-Hof, den er von seinen Eltern übernommen hat, wobei 90 Prozent der Fläche zugepachtet ist. Susanne stammt aus Schöneberg und kommt auch aus einer Landwirtschaft. Ursprünglich gab es auf dem Hof in Bronnen nur Milchkühe. Dann kamen in den 70er Jahren ein paar Schweine dazu. Heute sind es nur noch Muttersauen und ihre Ferkel. Die Spezialisierung in der Landwirtschaft schreitet unaufhaltsam voran.
Der Götzfried-Hof ist aber auch ein Beispiel dafür, dass die Betriebe immer größer werden und der Tierschutz eine immer größere Rolle spielt. 440 Mutterschweine leben in Boxen zusammen, zum Teil auf Stroh, was sie augenscheinlich sehr genießen. Zehn bis 16 Ferkel bringt ein Mutterschwein mit einem Wurf zur Welt. Vor sechs Jahren war der Strohstall neu gebaut worden. Das war nicht ganz freiwillig geschehen. Die Tiere müssen seit 2012 frei laufend gehalten werden, hatte die Brüsseler Politik verfügt. Das erforderte Investitionen. Viele in Bayern gaben auf, die Familie Götzfried packte an.
Es gab auch keine Alternative. Heute, sagt Stefan Götzfried, er sei froh, dass die Zeiten des Kastenstalls vorbei sind. Die Tiere fühlten sich einfach wohler. Im Schnitt haben sie nun zwischen 2,25 und 2,5 Quadratmeter zur Verfügung. Die Vorgabe der Politiker hatte für die Branche gleichwohl Folgen. In Bayern gaben gut zehn Prozent der Schweinezüchter auf. So mancher Fachmann hatte erwartet, die Preise für Ferkel könnten anziehen. Passiert ist wenig, sagt Götzfried. Im Schnitt bekommt er zur Zeit für jedes Ferkel rund 65 Euro.
Davon sind die Kosten für Futter, Strom und Wasser abzuziehen. Und natürlich auch die Arbeitskraft der Bauernfamilie, die im Sommer durch einen Saisonarbeiter ergänzt wird. Immerhin liegt das Einkommen derzeit im langjährigen Mittel. Zum Leben reiche es, sagt der Landwirt. Er ist keiner, der jammert.
Ihm kommen dabei aber auch besondere Umstände zugute. Die nach drei Wochen von der Muttersau abgesetzten Ferkel kommen nicht irgendwohin. „Sie werden von meiner Schwester übernommen.“ Ihr Aufzuchtbetrieb liegt gerade einmal ein paar Kilometer entfernt. Danach leben die Tiere auf einem Mastbetrieb weiter, jenem seines Bruders, der seinen Betrieb auch in der Nähe führt.
„Wir kaufen keine Tiere dazu und schleppen deshalb auch keine Krankheiten auf den Hof“, sagt Götzfried, der mit viel Herzblut seinen Hof führt.
Urlaub kennt die Familie nicht. Allenfalls mal einzelne Tage nimmt sie sich frei für gemeinsame Ausflüge. Dass auf dem Hof alles gut läuft, ist Susanne Rampp und Stefan Götzfried wichtiger. Die große Lebensmittelmesse „Grüne Woche“, die jetzt in Berlin beginnt, würde ihn aber schon mal reizen.
Sein Tag beginnt um 6 Uhr mit der Fütterung der Tiere. Das geht heutzutage computergesteuert. Jedes Tier bekommt genau seine Ration. Auch am Sonntag ist das nicht anders. Götzfried macht das wenig aus. Der gelernte Maurer ist seit vielen Jahren wieder zurück auf dem Hof.
Auf die Frage, was für ihn das Schönste an seinem Beruf sei, sagt er: „Eigenständigkeit und etwas auf die Seite bringen“. Aber auch dass die Kinder immer in der Nähe sind und mit Tieren aufwachsen, findet er richtig schön.
„Die Kinder können immer mit“, sagt Susanne Rampp. Johanna und Franziska fehlt es an nichts. Nur die Ältere hat einmal gefragt, ob sie nicht auch mal wie die anderen Kinder aus dem Kindergarten in Urlaub fahren könnten. Wirklich wichtig war ihr das aber nicht. Das Leben auf dem Bauernhof ist so etwas wie Dauerurlaub für die Mädchen.
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