Stimmung in der Unterallgäuer Wirtschaft trübt sich ein
Unternehmerinnen und Unternehmer aus der Region bewerten ihre Geschäftslage schlechter als noch im Winter. Sie betonen, wie wichtig Europa für sie ist.
Der Konjunkturindex der Industrie- und Handelskammer (IHK) für den Landkreis Unterallgäu und die Stadt Memmingen ist im Vergleich zum Winter lediglich um einen Punkt auf 90 Punkte gestiegen. Die regionale Stimmung ähnelt damit der Stagnation Bayerisch-Schwabens, wo der Index noch etwas besser bei 101 Punkten liegt. "Grund für den marginalen Anstieg sind die im Vergleich zum Jahresbeginn weniger pessimistischeren Erwartungen der Unternehmen. Der Index liegt jedoch weiterhin unter der Wachstumsschwelle, da sich die aktuelle Geschäftslage im Unterallgäu und der Stadt Memmingen gleichzeitig spürbar verschlechtert hat", bewertet Andrea Thoma-Böck, IHK-Regionalvorsitzende für Memmingen und Unterallgäu, das Ergebnis der jüngsten IHK-Konjunkturumfrage.
Dieser Rückgang ist in ihren Augen die Folge ungelöster Strukturprobleme. "Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen stellen für die heimische Wirtschaft das unverändert größte Risiko ihrer Entwicklung dar." Die Politik müsse ihre Hausaufgaben machen, groß seien die Hoffnungen auf einen starken europäischen Wirtschaftsraum, dessen Weichen bei der Europawahl am 6. Juni neu gestellt werden.
Weniger Unternehmen bewerten ihre Geschäftslage als "gut"
Über die IHK-Konjunkturumfrage werden dreimal jährlich die aktuelle Geschäftslage sowie die Erwartungen der Unternehmen abgefragt, die zusammen den IHK-Konjunkturindex bilden. Demnach hat sich die Bewertung der aktuellen Geschäftslage im Frühjahr 2024 gegenüber dem Winter verschlechtert. 25 Prozent der befragten Unternehmen in der Region berichten von einer derzeit guten Geschäftslage. Zu Jahresbeginn waren es noch 31 Prozent. 30 Prozent sprechen von einer gegenwärtig schlechten Situation – ein Anstieg um zwei Prozentpunkte. Auch die Geschäftsaussichten haben sich nur wenig verbessert: 14 Prozent erwarten eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation im Gegensatz zu 28 Prozent (minus neun Prozentpunkte), die eine Verschlechterung prognostizieren.
Die konjunkturellen Risiken haben sich über das Frühjahr hinweg wenig bewegt und in ihrer Ausprägung verändert, heißt es vonseiten der IHK. An erster Stelle liegen unverändert die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen mit 65 Prozent, was im Vergleich zum Winter nur einen geringen Rückgang entspricht. An zweiter Stelle liegt die Inlandsnachfrage mit 60 Prozent, gefolgt von den noch immer zu hohen Energie- und Rohstoffpreise mit 54 Prozent, den Arbeitskosten mit ebenfalls 54 Prozent sowie dem Arbeits- und Fachkräftemangel, der mit 53 Prozent nur leicht an Brisanz eingebüßt hat. „Es sind multiple Krisen, die den Unternehmen in Memmingen und Unterallgäu Sorgen bereiten. Die schwache Inlandsnachfrage ist in der Risikobewertung spürbar angestiegen. Als größtes Risiko werden aber weiterhin die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wahrgenommen, so Thoma-Böck mit Blick auf die Umfrageergebnisse. Dies sei "ein hausgemachtes Problem, das die Bundesregierung dringend in Angriff nehmen muss, um dem deutschen Mittelstand eine Zukunftsperspektive zu geben“.
Die Unternehmen investieren seltener in Innovationen oder Erweiterungen
Die Region Bayerisch-Schwaben verliere an wirtschaftlicher Substanz. Die Investitionsabsichten der heimischen Unternehmen nehmen noch weiter ab. Und wenn hierzulande doch investiert wird, dann in Ersatzbeschaffungen (62 Prozent), in Rationalisierung (39 Prozent) oder den Umweltschutz (34 Prozent). Dagegen finden Investitionen in Produktinnovationen (31 Prozent) sowie in Kapazitätserweiterungen nur noch selten statt, so das Ergebnis der Umfrage.
Europa ist mit weitem Abstand der wichtigste Absatzmarkt der heimischen Wirtschaft – weit vor den USA und China. Den Nutzen der europäischen Integration leiten die Unternehmen dabei primär von der politischen Stabilität (62 Prozent), der Währungsunion (58 Prozent), dem Zugang zu europäischen Märkten (45 Prozent), einheitlichen EU-Normen und Standards (37 Prozent) sowie weniger Wettbewerbsverzerrungen (34 Prozent) ab, wie die Antworten der bayerisch-schwäbischen Unternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen auf einem IHK-Unternehmensbarometer zur Europawahl im Februar 2024 zeigten.
IHK wirbt für die Wahlen zum EU-Parlament
Andrea Thoma-Böck stellt im Hinblick auf die Europawahl fest: „Aus wirtschaftlicher Sicht gibt es keine Alternative zur Europäischen Union. Die EU ist mit Abstand der wichtigste Exportmarkt für Bayern. Der starke europäische Binnenmarkt garantiert unseren Wohlstand.“ Unter dem Motto „Die Wirtschaft wählt Europa – Machen Sie mit!“ wirbt die IHK daher deutschlandweit für die Wahlen zum Europäischen Parlament. „Wir treten für mehr Wettbewerbsfähigkeit, einen starken Binnenmarkt, eine pragmatische Handelspolitik, bezahlbare Energie und weniger Bürokratie ein“, so die Regionalvorsitzende. (mz)
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