Wo stehen die schönsten Maibäume der Region?
In tagelanger Arbeit haben Vereine und Kindergärten in der Region wieder sehenswerte Maibäume gestaltet und sich dem Urteil der Jury gestellt.
Wenn die Teilnehmer eines Schönheitswettbewerbs als hölzern bezeichnet werden, ist das in den seltensten Fällen ein Kompliment. Es sei denn, es handelt sich um den gemeinsamen Maibaumwettbewerb von Mindelheimer und Memminger Zeitung. Dann ist es ein unabdingbares Qualitätsmerkmal, aber freilich längst nicht das einzige: Auch die Höhe des Maibaums, die Zahl und Schönheit der Kränze und Sinnbilder, die Schnitzarbeiten am Stamm, der Standort des Baums und der Gesamteindruck zählen und bringen – ebenso wie ein zünftiges Maibaumfest – Punkte. Die wurden nun auf der Suche nach dem schönsten der schönen Bäume wieder vergeben.
Dazu waren sieben Jury-Gruppen im ganzen Landkreis und sogar dem benachbarten Baden-Württemberg unterwegs und haben rund 120 Bäume kritisch unter die Lupe genommen. Ob heuer zum ersten Mal in der 46-jährigen Geschichte des Wettbewerbs einer der Bäume die Höchstpunktzahl erreicht hat, wird an dieser Stelle noch nicht verraten, denn schließlich werden die Preisträger traditionell erst am Sonntag, 14. Juli, auf dem Erkheimer Volksfest bekannt gegeben und bekommen dann die flüssigen Preise, die die Mindelheimer Lindenbrauerei, Storchenbräu aus Pfaffenhausen und die Brauerei Kronburg zur Verfügung stellen. Aber so viel schon vorab: Ein paar Kandidaten gibt es schon, die auf jeden Fall nicht weit von den 100 Punkten entfernt sind.
Die Oberneufnacher haben in ihrem Maibaum ein Helikon verbaut und die Hausener gleich den ganzen Stamm geschnitzt
Gäbe es auch die Kategorie "weitgereistester Maibaum", hätte der in Oberneufnach vermutlich die größten Chancen auf den Sieg. Immerhin wurde der nicht nur aus dem Wald nach Oberneufnach gebracht: Dank einer dreisten Entführung ist der Baum erst nach Mittelneufnach und dann bis nach Weil im Landkreis Landsberg gekommen – und von dort gerade noch rechtzeitig zum Maibaumfest, mit dem die Oberneufnacher Musikanten ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert haben. Entsprechend steht auch der Baum ganz im Zeichen der Musik: Die Schnitzereien am Stamm zeigen Instrumente und unten ist – passend zum Jahr der Tuba – doch tatsächlich ein Helikon, eine Form der Tuba, in den Stamm eingelassen.
Enormen Aufwand haben auch die Hausener betrieben: Sie haben fast 1000 Arbeitsstunden in ihren Baum investiert und nicht nur in die Rinde, sondern gleich in den ganzen Stamm ein aufwendiges Rautenmuster geschnitzt. Auch den Baum in Markt Wald ziert ein kunstvolles Schnitzmuster. Außerdem haben die Macher zum Brennkolben gegriffen und damit filigrane Bilder ins Holz gebrannt. Zu sehen ist unter anderem Kardinal Andreas, dem die Junge Mannschaft den Baum gewidmet hat. Ihm und seinem Bruder Klaus ist es nämlich zu verdanken, dass Kaiser Rudolf II. den Untertanen von Irmatshofen 1593 das Marktrecht verliehen hat – was die Markt Walder heuer wieder mit ihrem Historischen Marcktfest feiern.
In Amberg begeistert eine Rinden-Krone, in Tussenhausen ein geschnitzter Feuerwehrmann und mancherorts ein eigenes Empfangs-Komitee
In Amberg begeisterten die dreidimensionalen Sinnbilder und auch die "Krone" zu der die Macher die Rinde an einem Teil des Stammes emporgeschoben haben. "Wirklich originell und schön", lautete das Urteil von Jury-Mitglied Christian Schedler. Auch von den schmiedeeisernen Sinnbildern in Ettringen zeigte sich der Leiter des Mindelheimer Kulturamtes beeindruckt – und wenig später von dem Feuerwehrmann in Aktion, den die Tussenhausener in ihren Baum geschnitzt haben.
Sehr gut kamen auch wieder die Maibäume an, die mehrere Kindergärten gestaltet haben. "Die sind einfach immer besonders liebevoll gestaltet", sagt Rainer Nützel, der Leiter des Landwirtschaftsamtes Krumbach-Mindelheim, der bereits seit 1995 zur Jury gehört. Die Kindergartenkinder in Irsingen haben unter anderem einen Fisch, Bienen und die vier Jahreszeiten auf die Schilder gemalt, und damit bei der Jury auf jeden Fall gepunktet.
Apropos Jury: Deren Unbestechlichkeit wurde mancherorts auf eine harte Probe gestellt. So wurden die Juroren in Unteregg wieder besonders herzlich empfangen und in Immelstetten sogar Küchle gereicht. Das hat zwar durchaus für Freude gesorgt, das Ergebnis aber keineswegs beeinflusst, wie die Juroren betonen. In beiden Fällen sei das überdies gar nicht nötig gewesen, denn die Bäume wussten auch so zu überzeugen.
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Ich finde diese Tradition vom Maibaum aufstellen sehr schön.. vor allen haben die Mädchen damals auch einen geschmückten Maibaum von ihren Verehrer bekommen. Ich habe auch einen gekriegt.. und ich habe nie erfahren von wem..
Dieses Jahr hat ein Freund meines Enkel, seiner Liebsten auch einen Maibaum hingestellt und diesen hat er mit seinen Kumpels die ganze Nacht bewacht.. damit der nicht gestohlen wird. Das ist doch eine süße Geschichte... !!
In meiner Jugendzeit gab es diesen Brauch bei uns nicht, aber etwas nördlicher (mehr Richtung Donau, also Richtung Norden, d. h. noch tieferes Nordschwaben).
Frau B., sagen Sie jedoch dem Freund Ihres Enkels, dass er dieses Jahr (Schaltjahr!) hätte sich zurückhalten und abwarten müssen, ob i h m seine Angebetete einen Maibaum hinstellt. (Erinnert ein bisschen an Damenwahl am Tanzabend.)
Helmut Eimiller