Ein Weltkulturerbe im Aufwind
Die Organisationsform, die auf ideellen Grundsätzen beruht, findet immer mehr Anhänger. Am Samstag feiern sich die Vertreter auf dem Ulmer Marktplatz selbst
In der Ulmer Frauenstraße sitzt die jüngste ihrer Art: Disrupt Consulting wurde erst im vergangenen Jahr gegründet und ist seit März diesen Jahres im Genossenschaftsregister eingetragen. Das Netzwerk aus Personen und Unternehmen, das sich der Digitalisierung von Unternehmen und Geschäftsmodellen verschrieben hat, ist eine von 47 Genossenschaften in Ulm, dem Alb-Donau-Kreis und dem Kreis Biberach. Damit vereint Disrupt Consulting zwei Welten: Einerseits beschäftigten sich die Ulmer mit Technologien, die die Welt verändern. Anderseits greift das Netzwerk auf eine uralte Organisationsform zurück, die zum „Immateriellen Kulturerbe der Menschheit“ erklärt wurde. Aus Sicht von Roman Glaser, dem Präsident des Baden-württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV) eines von vielen Beispielen für die Aktualität der Idee.
Mit mehr als 3,9 Millionen Mitgliedern ist Baden-Württemberg das „Land der Genossenschaften“ – denn der Südwesten habe deutschlandweit die mit Abstand höchste Dichte an Genossenschaftsmitgliedern. Noch erhebliches Potenzial für Genossenschaften besteht aus Sicht von Glaser unter anderem in der kommunalen Infrastruktur, bei sozialen Dienstleistungen und im Gesundheitswesen. „Unsere sehr erfreuliche Mitgliederentwicklung zeigt, wie beliebt Genossenschaften bei den Menschen sind, aber auch, wie sehr sich unsere Rechts- und Unternehmensform für die Bewältigung vieler Zukunftsherausforderungen eignet“, sagt Glaser, der die Unesco-Auszeichnung als „ganz besondere Ehre und eine großartige Anerkennung für alle Genossenschaften“ bezeichnet. Die Idee der Genossenschaft findet auch in der Region eine wachsende Anhängerschaft. Das belegten die insgesamt 47 Genossenschaften und deren mittlerweile fast 230000 Mitglieder – Tendenz steigend. Allein in den vergangenen zehn Jahren sind laut BWGV in der Region 24 Genossenschaften neu gegründet worden – vor allem Bürger-Energiegenossenschaften, aber auch ein Dorfladen oder eben Disrupt Consulting, als Berater-Genossenschaft für Technologien der Zukunft. Eine Genossenschaft erweise sich immer öfters als ideale Organisationsform. Aus administrativen Gründen, wie es etwa bei Disrupt Consulting heißt. Aber auch die grundsätzliche Philosophie des gemeinsamen Zwecks sei oft ein Argument. Genossenschaften ermöglichen etwa eine einfachere, faire Teilung von Finanzierungskosten und erhöhen zugleich die Bindung und Identifikation der Menschen mit Projekten. Mit Abstand die größten Genossenschaften sind nach wie vor Banken, wovon es acht im Großraum Ulm gibt. Allein 73000 Mitglieder in der Region hat die Volksbank Ulm-Biberach. Als weitaus größte Genossenschaft rund um Ulm steht die Ulmer Volksbank im Mittelpunkt des genossenschaftlichen „Familientreffens“ am Ulmer Münster: Am Samstag, 1. Juli, veranstaltet der BWGV den bereits 11. Genossenschaftstag. Die Veranstaltung wird um 10 Uhr von Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch, BWGV-Präsident Glaser und Ralph P. Blankenberg, Vorstandssprecher der Volksbank Ulm-Biberach, eröffnet. Auf dem Marktplatz in Ulm präsentieren sich bis 15 Uhr zahlreiche Genossenschaften mit ihren vielfältigen Geschäftsmodellen. Mit dabei sind auch die Milchwerke Schwaben, als größte landwirtschaftliche Genossenschaft der Region. Der Zusammenschluss von rund 1000 Milcherzeugern aus der Region präsentiert zusammen mit der Vieherzeuger-Genossenschaft einen artgerechten Viehtransporter. „Man nimmt den Weg des Rinds“, sagt Glaser.
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