Elton John „schwört“ Ulm ein
Was der Rocket-Man zum Mittagessen bestellte
Von Oliver Helmstädter
Ulm Normale Auftritte von Elton John gibt es längst nicht mehr. Der Schöpfer der erfolgreichsten Single-Auskopplung aller Zeiten („Candle in the Wind“) erscheint nur, wenn die Umstände irgend etwas Außergewöhnliches versprechen. Entweder wie jüngst beim diamantenen Jubiläum von Queen Elisabeth mit dem Buckingham Palast als Kulisse. Oder vor dem höchsten Kirchturm der Welt. So geschehen vergangenen Freitag in Ulm.10000 Menschen strömten trotz Dauerregen um dem Sir zu huldigen. Mit Schirm in der einen und Drinks der Sorte „Hugo“ oder „Sprizz“ in der anderen Hand. Elton John setzte allein schon organisatorische Bestmarken. 15 Meter tief, 20 Meter hoch, 40 Meter breit und 100 Tonnen schwer. Seit der Grundsteinlegung 1377 hat dieser Ort im Herzen Ulms kein solches Monstrum gesehen. Es ist Wasser auf die Mühlen des ohnehin recht gutausgeprägten Ulmer Selbstbewusstseins, dass Reginald Kenneth Dwight, so der bürgerliche Name des als exzentrisch geltenden Popstars, Ulm den Zuschlag für seine geradeeinmal fünf Konzerte umfassende Deutschlandtournee gegeben hat. Dafür musste Althergebrachtes allerdings über den Haufen geworfen werden. Statt wie seine Vorgänger Pink, Liza Minnelli oder The Who am traditionellen Schwörwochenendkonzert sonntags aufzutreten, durfte Elton John ausnahmsweise schon freitags ran. Und die Kirchenglocken brachte als bislang einziger Münsterplatz-Open-Air-Künstler nach eindringlicher Bitte an die evangelische Kirchengemeinde zum Schweigen. Ob Elton John nach seinem fulminanten Auftritt mitbekommen hat, dass er nur der Auftakt für den heutigen Schwörmontag bildete, dürfte bezweifelt werden. Die einzige Zugabe „Your Song“ war um halb zehn kaum verklungen, die Band noch auf der Bühne, da war Elton John schon wieder in seiner eskortierten schwarzen S-Klasse Limousine in Richtung Donaustadion unterwegs. Das Rund hatte der „Rocket Man“ eigens angemietet und zum Hubschrauberlandeplatz umfunktioniert, um so schneller in seinem Privatjet auf dem Memminger Fughafen zu sein. Selbst Karlheinz Gern, Konzertveranstalter und Geschäftsführer des Radiosenders Donau-3-FM,der den Superstar nach Ulm lockte, hat den 65-jährigen hinter der Bühne „nur vorbei huschen“ sehen. Im VIP-Bereich im Ulmer Stadthaus gewährte Sir Elton keine Audienz, die bestellte italienische Vorspeisenplatte genoss der Vater eines zweijährigen Sohnes alleine in einem von roten Rosen geschmückten Containerdorf neben dem Münster. Seine Entourage habe ausrichten lassen, dass es dem Meister sehr gut in Ulm gefallen habe. Dies beruht auf Gegenseitigkeit: Umjubelt wurde der Mann am Klavier. „Wir fragen uns nur, wie wir das toppen wollen“, sagt ein zufriedener Gern. Elton John ist zurück in England, daher durfte die Schwörglocke am Ulmer Münster ungehindert läuten, als Ulms Oberbürgermeister Ivo Gönner - wie alle seine Amtskollegen seit 1397 - schwört „Reichen und Armen ein gemeiner Mann zu sein“. Damit steuert der von Elton John am Freitag gestartete vier Tage andauernde Ulmer Ausnahmezustand seinem Höhepunkt entgegen: Dem Nabada, wenn sich am Nachmittag traditionell tausende Ulmer in ihren „Schachteln“ oder Gummibooten die Donau hinunter baden (Schwäbisch:Nabada). Auch auf dem Münsterplatz stand wieder eine Bühne. Aber eine kleinere, bescheidene. Der Superlativ war Elton John vorbehalten.
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