Chorherren öffnen die Klostertüren
Prämonstratenser warten am Samstag mit großem Programm auf. Beginn um 17 Uhr
von Jens Carsten
Roggenburg Sie spazieren durch den Wald zum Weiher, besichtigen die Kirche und nehmen im Laden noch ein Andenken mit: Für dutzende Menschen ist das Kloster Roggenburg jedes Wochenende ein lohnendes Ausflugsziel. Nun bietet die Ordensgemeinschaft der Prämonstratenser einen Blick hinter die Kulissen – beim bundesweiten Tag des offenen Klosters dürfen die Besucher am Samstag, 10. Mai, ins geistliche Klosterleben eintauchen. Die Gäste können mit den Patres beten, singen und diskutieren. Im Anschluss daran findet in der Klosterkirche die Nacht der Lichter statt.
Viele Ordensleute beobachten den Trend mit großer Sorge: Immer weniger Menschen interessieren sich für das Leben in Klöstern – und noch weniger wollen selbst dazu gehören. Manche Schwesterngemeinschaften bangen sogar um ihren Fortbestand. Pater Gilbert Kraus, der Provisor der Klosters Roggenburg, kennt den Grund: „Früher hatten Frauen in der Gesellschaft eine ganz andere Rolle als heute.“ So durften sie bis Anfang des 20. Jahrhunderts nicht studieren – wer sich Wissen aneignen wollte, musste notgedrungen ins Kloster gehen. Und noch in den 1950er Jahren war die Erlaubnis der Ehemänner nötig, damit ihre Frauen arbeiten durften. Diese Zwänge gehören glücklicherweise der Vergangenheit an, allerdings finden manche weiblichen Orden deshalb kaum noch neue Schwestern. Aber der Mitgliederschwund macht nicht nur Frauengemeinschaften zu schaffen. Pater Gilbert kennt das Problem: Ordensleute kämen oft aus Familien, in denen Glaube eine wichtige Rolle spielt. Der sei aber in der Gesellschaft nicht mehr so stark verankert, wie früher. Die Schlussfolgerung: Nur noch wenige Menschen entscheiden sich für ein Leben im Kloster.
Bei den Prämonstratensern sieht das anders aus, die aktuell 13-köpfige Roggenburger Gemeinschaft wächst stetig. Zuletzt wurde pro Jahr stets ein Pater eingekleidet, sagt Provisor Gilbert Kraus. Und auch heuer wird ein weiterer Chorherr aufgenommen. Viele junge Leute, die Priester werden wollten, fänden das Leben in der Roggenburger Gemeinschaft attraktiv. „Das ist eine Alternative zum Diözesanpriester.“
Beim Tag des offenen Klosters soll gezeigt werden, wie die Chorherren leben. „Wir sind ganz normale Menschen“, betont Pater Gilbert Kraus. Allerdings mit dem Unterschied, dass die Patres Gott ins Zentrum ihres Alltags rückten. Auch darüber werden sie am Samstag mit den Besuchern sprechen.
Zum Auftakt gibt es um 17 Uhr eine feierliche Vesper in der Klosterkirche. Dabei werden Choräle nach gregorianischem Vorbild gesungen, die Besucher können mit den Ordensmitgliedern die Stimmen erheben und dürfen auch im Chorgestühl sitzen. Danach gibt es eine Führung durch das Kloster und ein Orgelkonzert. Im Pfarrsaal ist eine Brotzeit abgerichtet (ab 18 Uhr), im Chorprobenraum findet ein offenes Singen statt (ab 19 Uhr) und im Kapitelsaal ist eine eucharistische Anbetung vorgesehen (19.30 Uhr). Ab 21 Uhr werden dann dutzende Kerzen die Klosterkirche erhellen: Bei der Nacht der Lichter stimmt man es meditative Gesänge aus Taizé an.
Die Patres haben für den Tag des offenen Klosters also ein großes Programm auf die Beine gestellt: „Da sind wir so ziemlich alle im Einsatz“, sagt Provisor Gilbert Kraus. Jetzt hoffen die Prämonstratenser auf zahlreiche Besucher. „Wir freuen uns auf viele interessante Begegnungen.“
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