Sankt Leonhard ist im ganzen Landkreis sehr beliebt
Landkreis Rund 150 Kirchen und Kapellen stehen in Städten, Märkten und Dörfern des Landkreises. Fast jede beruft sich auf einen Patron - am häufigsten auf Maria, die Gottesmutter. Siebenfach kommt Martin vor. Ihm folgt aber auf dem Fuß Leonhard, der einst sechs Gotteshäuser vertrat, heute immer noch für fünf zuständig ist.
Sie stehen in Hittistetten und Leibi jeweils in der Ortsmitte, in Wallenhausen und Weißenhorn am nördlichen Ortsrand. Im Bucher Ortsteil Waldreichenbach besetzt die Leonhardskirche einen Hügel.
Neuhausen schließlich hat seine Leonhardskapelle verloren. Heinrich von Essendorf soll sie 1517 nordwestlich des Dorfs erbaut haben. Abgetragen wurde sie im Jahr 1816.
Dass Leonhard als Patron im Landkreis verhältnismäßig oft auftritt, verwundert nicht. Wird er doch allgemein als der "bayerischste" unter allen bayerischen Heiligen angesehen. Dabei war Leonhard durchaus kein Bayer. Er wurde im frühen sechsten Jahrhundert in Frankreich geboren, lehrte und wirkte sein Lebtag dort und starb auch im eigenen Land.
Über sein Leben ist kaum Gesichertes bekannt. Er soll einer adligen französischen Familie entstammen. Greifbar wird seine Gestalt erst, als er sich nahe Limoges im nordwestlichen Zentralmassiv als Einsiedler in einer Waldhütte niederlässt. Seine Zelle wird bald zum Ziel vieler Rat- und Hilfesuchender. Schon zu seinen Lebzeiten wird der Mann in seiner Klause als Heiliger verehrt. Er muss vielen Menschen geholfen haben.
Vor allem hat er sich um Gefangene bemüht. Seine guten Verbindungen zum Königshaus habe er immer wieder nutzen können, um Häftlingen zur Freiheit zu verhelfen. Später soll dies sogar ohne seine unmittelbare Hilfe funktioniert haben. Zahlreiche Gefangene, die im Kerker Leonhard um Hilfe anriefen, verloren augenblicklich ihre Fesseln und waren frei, erzählt die Leonhardlegende. Die Ketten, in die sie gelegt worden waren, brachten sie dem frommen Einsiedler. Seit je wird Leonhard - ob auf Gemälden oder als Skulptur - mit Teilen einer Kette dargestellt. Gelegentlich finden sich - wie an der Friedhofskapelle von Laupheim im Landkreis Biberach - Leonhardskirchen, die in halber Höhe durchgehend mit einer eisernen Kette umspannt sind.
Noch heute rufen ihn nicht allein die Gefangenen zu Hilfe. Ihn bitten auch Landwirte und Viehzüchter, Stallknechte und Schmiede, Fuhrleute und Schlosser, Böttcher und Bergleute um Beistand.
Wohl im zwölften Jahrhundert drang der Kult des Heiligen nach Bayern. Hunderte von Kirchen wurden in seinem Namen errichtet. Er wurde einer der volkstümlichsten Heiligen im Land. Die Leonhardiritte bildeten sich als Pferdewallfahrten heraus. Rund fünfzig von einst 150 solcher Ritte werden noch gehalten. Die frühesten ziehen wie in Weißenhorn um den 4. Oktober durch die Felder, die letzten im Jahr wie Illerbeuren um den 8. November.
Pieta aus Neuhausen in Innsbruck
Aus der 1816 abgerissenen Neuhauser Leonhardskapelle hatte übrigens während des Dreißigjährigen Kriegs im Jahr 1630 ein "tirolischer Offizier" drei Skulpturen entwendet und der Mentlbergkapelle in Innsbruck überbracht. Unter den Kunstwerken eine Maria, die ihren toten Sohn Jesus auf dem Schoß hält, eine Pietá. Eine solche spätgotische Skulptur der Ulmer Schule um 1500 steht nach wie vor in der 1622 errichteten Innsbrucker Kapelle.
Auf Nachfrage teilt das Diözesanarchiv Innsbruck mit, ein "Herr von Khuenpach" habe sie der Kirche im Jahr 1638 gestiftet. (grr)
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