Bärchen, Bussis, Barcelona
Rund 5100 Besucher feiern in der Weißenhorner Altstadt. Ein Streifzug
Weißenhorn Verzweifelt versucht Kathrin aus Senden eine Angestellte des Sicherheitsdienstes am Oberen Tor davon zu überzeugen, dass sie tatsächlich schon 18 Jahre alt ist. Die 15-Jährige trägt ein orangefarbenes Bändchen um ihr Handgelenk. Und dieses Bändchen gilt beim Gumpigen Donnerstag in der Weißenhorner Altstadt als Joker unter den Minderjährigen – denn diese Farbe bedeutet, dass der Träger des Bandes volljährig ist und solange feiern darf, wie er will. „Alle Jahre wieder die gleichen Diskussionen“, sagt die Wachfrau und wünscht dem Teenager noch einen schönen Abend – außerhalb des Festgeländes.
Der Weiberfasching in der Fuggerstadt polarisiert. Die Einen freuen sich auf eine Party mit lauter Musik und guter Stimmung, die anderen halten das Konzept für zu kommerziell: Mitgebrachte Getränke sind tabu, wer in der Altstadt feiern will, der muss Eintritt bezahlen: „Ich gehe hier seit drei Jahren nicht mehr hin“, sagt der 26-jährige Tobias, der gegen 21 Uhr seinen kleinen Bruder zum Weiberfasching chauffiert. „Die verlangen immer mehr, nur um in der Kälte zu stehen, zahl’ ich kein Eintritt.“ Seinen 16-jährigen Bruder hingegen kümmert das wenig. Er sucht schon nach der ersten Bar, während Tobias noch nach der gewünschten Abholzeit fragt.
Ein Mädchen und wartet auf den Rettungswagen
Es ist nicht mal 22 Uhr, als ein junges Mädchen auf einer Bank beim Alten Rathaus liegt und auf einen Rettungswagen wartet. Es hat zu tief ins Glas geschaut. Viele Maschkerer sind zu diesem Zeitpunkt noch nicht in der Altstadt unterwegs und einer der Standbetreiber macht sich Sorgen, ob es in diesem Jahr überhaupt noch mehr werden. Schließlich sei es im vergangenen Jahr kälter und der Rathausplatz gegen 22Uhr schon wesentlich besser besucht gewesen. Doch der Schein trügt: Im Laufe des Abends strömen rund 5100 Menschen aus der Region zum Straßenfasching in der Weißenhorner Innenstadt. Ein beliebter Treffpunkt ist die Bar „Barcelona“, die von Schülern des Nikolaus-Kopernikus-Gymnasiums unweit vom Unteren Tor betrieben wird. Der Titel ist als Anspielung auf eine Abschlussfahrt in die spanische Metropole gedacht, bei der einige Schüler wie berichtet gegen das vonseiten der Schule erlassene Alkoholverbot verstoßen hatten und die Heimreise deshalb verfrüht antreten mussten.
Die Abiturienten haben alle Hände voll zu tun, die bestellten Getränke schnell genug an das durstige Publikum auszugeben. Vor der Bar ballt sich der Andrang, denn direkt hinter der NKG-Bar hat „DJ Pat“ seine Gerätschaften aufgebaut. Er unterhält die Zuhörer mit Pop, Schlagern und Housemusik. Ein Durchkommen ist in der Hauptstraße größtenteils unmöglich: Um von dem Unteren Tor zum Alten Rathaus zu gelangen, müssen die Gäste außen rum laufen. Ein ähnliches Bild bietet sich an der Rathausbar: Auf der gesamten Breite des Gebäudes feiern Gäste ausgelassen und zum größten Teil friedlich gemeinsam den Weiberfasching in Weißenhorn. Wem es zu kalt wird, der feiert gemeinsam mit der Interessengemeinschaft Weißenhorner Fasnacht in der Stadthalle weiter. Um Mitternacht geht hier nichts mehr: Die Halle ist proppenvoll. Wer wieder zurück in die Altstadt will, muss erneut durch die Sicherheitskontrolle. Auch wenn das manche Besucher sichtlich nervt – auch dank einer effektiven Zusammenarbeit von Polizei und Sicherheitsdienst können über 5000 Maschkerer bis in die frühen Morgenstunden feiern.
Bei uns im Internet
Viele weitere Fotos vom Straßenfasching in Weißenhorn finden Sie unter
www.nuz.de/bilder
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