Am Ziel flossen die Freudentränen
Rain (ma) - Fast zeitgleich, aber ohne voneinander zu wissen, bezwangen die Studentinnen Isabella Gastl aus Rain und Angelika Appel aus Staudheim den Jakobsweg. Überglücklich, dass sie diesen 800 Kilometer langen, strapaziösen Weg ohne größere Probleme geschafft hatten, berichteten sie jetzt Stadtpfarrer Johann Menzinger von ihren Erlebnissen.
Isabella machte sich per Europabus von Augsburg aus auf den Weg, Angelika einen Tag später mit dem Flugzeug von München aus über Madrid und San Sebastian. Beide aber begannen die Pilgerreise vom französischen Ort St. Jean Pied de Port und wagten so erste Schritte auf dem "Camino Frances". Fünf Wo-chen benötigten sie bis zum Ziel.
Sie kamen nicht nur mit zahlreichen anderen Pilgern in Kontakt, sondern lernten auch viele herzliche, offene und hilfsbereite Einheimische kennen. Als es insbesondere auf den letzten hundert Kilometern so eng wurde in den "albergues de peregrinos" (Pilgerherbergen), dass kein Platz zum Schlafen gefunden wurde, bot eine nette Familie ihre Garage als Notquartier an. "Da waren wir wirklich dankbar", erzählt Angelika. Beide berichteten vom guten Essen in den Herbergen und Gaststätten, von spontanen kleinen Feiern in manchen Herbergen und den vielen alten Städten mit ihren ehrwürdigen Kirchen.
"Auf diesem Pilgerweg findet man Ruhe, man hat Zeit, über sich und sein Leben nachzudenken", erzählen sie. "Wir haben diesen Weg nicht gemacht, weil es so viele machen, sondern weil wir meinen, dass er einem hilft, nachzudenken, ob man auf dem richtigen Lebensweg ist, ob auch der Glaube stark genug ist fürs Leben", erklären sie übereinstimmend. Manche bewältigen den Weg auch aus sportlichen Gründen oder um sich selbst etwas zu beweisen. "So etwas interessierte uns nicht", beteuern Angelika und Isabella.
Die Pilgerurkunde erhalten
Nachdem beide Pilgerinnen endlich in Santiago de Compostela angekommen waren, bekamen sie im Pilgerbüro nach Vorlage des Pilgerpasses mit den vielen Stempeln die begehrte, in lateinischer Sprache abgefasste Pilgerurkunde. Dann besuchten sie in der riesigen Kathedrale den Gottesdienst. "Da flossen bei mir plötzlich Tränen der Freude, dass ich diesen langen Weg ohne größere Schwierigkeiten bewältigt hatte", bekennt Angelika freimütig. Ein "Muss" vor der Heimfahrt war für beide Pilgerinnen, wie für viele andere, der 90 Kilometer lange Weg zum Ort Finisterre (Kap "Ende der Welt"), dem westlichsten Punkt Spaniens und Europas an der Atlantikküste, wo man ebenfalls eine (Pilger-)Urkunde bekam.
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