Bauer und Wirt Hand in Hand
Gastronomen wollen einen Imagewandel
Ingolstadt Was der Landwirt auf seinem Acker produziert, das landet irgendwann beim Gastwirt auf dem Teller. Logisch, mag mancher Gast denken. Doch nur die wenigsten wissen tatsächlich, was sie da essen: Wo wurde das Gemüse angebaut? Wurden die Schweine artgerecht gehalten? Musste die Milch um die halbe Welt reisen? Die bayerischen Gastronomen wollen jetzt eine Transparenzoffensive starten und ganz bewusst mit regionalen Produkten punkten.
Unterstützung bekommen sie dabei von Landwirtschaftsminister Helmut Brunner. Der hat gestern bei der Delegiertenversammlung des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands (BHG) in Ingolstadt gefordert: „Wir müssen ein Denken wie bei der Automobilindustrie durchsetzen: Dass Menschen für mehr Qualität auch mehr Geld ausgeben.“
Eins stört den Minister besonders: Dass viele Verbraucher nicht bereit sind, mehr für Lebensmittel zu zahlen – auch wenn sie es sich leisten könnten. Dieses Klientel will Brunner mit der neuen Strategie ansprechen: „Bayerische Esskultur eingebettet in bayerische Lebensart.“ Dafür will er die Gastwirte als Partner der Landwirte gewinnen.
Ob Bamberger Hörnchen oder Schrobenhausener Spargel – mehr hochwertige Produkte aus der Region sollen künftig auf dem Speisezettel stehen, und das soll dem Gast auch ganz offensiv vermittelt werden.
Trotz all dieser Anstrengungen: Die bayerischen Gastronomen kämpfen noch immer mit einem Imageproblem, weiß Frank-Ulrich John, Pressesprecher des BHG. Sie geraten in Verruf, weil mal wieder bei einem der 42000 bayerischen Betriebe unsauber gearbeitet worden war. Jetzt wollen die Wirte zeigen: In Sachen Qualität sind wir ganz vorne mit dabei; das, was an die Öffentlichkeit kommt, sind Einzelfälle. Helfen soll dabei der neue Gastro-Management-Pass (GMP), eine Zertifizierung, für die gestern Wirtschaftsstaatssekretärin Katja Hessel den Startschuss gegeben hat (siehe Info). Er ist ein Gegenentwurf zur Hygieneampel, für die sich die Verbraucherschutzminister der Länder ausgesprochen hatten.
Stefan Wild, Ingolstädter Kreisvorsitzender des BHG, verspricht sich durch das neue Siegel mehr Orientierung für den Kunden: „Was da drauf steht, ist da auch drin.“ Der GMP soll verdeutlichen: „Hier wird garantiert hochwertig gearbeitet.“ Gastronomen, die sich mit dem Siegel schmücken wollen, müssen Kriterien in fünf verschiedenen Modulen erfüllen.
Der BHG vertritt die Interessen von 42000 Hotel- und Gastronomiebetrieben in Bayern mit rund 310000 Erwerbstätigen.
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