Buchhalterin plündert Firmenkonto
Eine 53 Jahre alte Buchhalterin hat in der Firma fast eine Million Euro unterschlagen. Und keiner hatte es gemerkt.
Ingolstadt Die Masche war irgendwann zum Selbstläufer geworden. Monat für Monat, mehr als fünf Jahre lang, hat eine 53-jährige Buchhalterin durchschnittlich gut 15000 Euro an Firmengeldern auf ihr eigenes Konto überwiesen. Nie hat jemand Verdacht geschöpft und so summierten sich die ergaunerten Beträge schlussendlich auf fast eine Million Euro. Seit gestern muss sich die Frau wegen Unterschlagung vor dem Landgericht Ingolstadt verantworten.
Von 488 kriminellen Buchungen ist in der Anklageschrift die Rede. „Alles stimmt, es tut mir wahnsinnig leid“, gab sie unumwunden zu. Doch wo die 930000 Euro geblieben waren, konnte sie nicht beantworten: „Ich hab’s einfach ausgegeben.“ Nicht für großen Luxus, wie die Ingolstädterin betonte, sondern einfach im Alltag zwischendurch: für Schuhe, für Babykleidung, für Lebensmittel, für Essenseinladungen an Freunde, für Geschenke. Doch das Gericht zweifelte gestern an dieser Version. „Wir haben schon den Verdacht, dass Sie irgendwo noch ein kleines Konto haben“, so Vorsitzender Richter Paul Weingartner. Das hat die Angeklagte jedoch vehement bestritten. Und so wird wohl auch die betrogene Firma nicht mehr viel von dem Geld sehen.
18 Jahre lang arbeitete die gelernte Bürokauffrau bis zu ihrem Rauswurf in der Ingolstädter Elektrofirma. Wann sie anfing, Rechnungen von Lieferanten doppelt zu überweisen – einmal auf das eigene Konto oder das von Verwandten und das zweite Mal an den tatsächlichen Empfänger – konnte sie gestern nicht mehr sagen. Juristisch ist das ohnehin unerheblich: Fälle, die länger als fünf Jahre zurückliegen, sind verjährt. Und so wurde allein der Zeitraum zwischen August 2005 und August 2010 angeklagt.
Ihrer Familie tischte sie Lügenmärchen auf
Ihren Söhnen und ihrem Lebensgefährten, auf deren Konten sie einen Teil des Geldes leitete, tischte die zweifache Mutter Lügenmärchen über die Herkunft des plötzlichen Reichtums auf: Ein Bausparer wäre fällig geworden, sie habe noch Geld aus dem Erbe ihres Vaters bekommen. Nicht anders machte sie es, wenn der Steuerberater oder ein anderer Mitarbeiter der Firma leise Zweifel hegten: Sämtliche Bedenken räumte sie mit Ausreden aus dem Weg. Weitergeforscht hat keiner. Der Betrug fiel erst auf, als die Frau ins Krankenhaus kam und plötzlich reihenweise Mahnungen von Lieferanten eintrudelten. Die Geschäftsführung überprüfte die Vorgänge und stellte fest, dass entsprechenden Summen bereits vom Firmenkonto abgebucht worden waren – und zwar nicht auf das Konto der Geschäftspartner, sondern auf das der eigenen Mitarbeiterin.
Ein Urteil wird am 7. November erwartet.
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