Pflegedienste stoßen an ihre Grenzen
Diakonie und soziale Dienste erfüllen wichtige gesellschaftliche Zwecke. Doch der Personalbedarf und die Finanzierung klaffen auseinander. Aufruf an die Politik
Karlshuld Unter Diakonie versteht man alle Aspekte des Dienstes am Menschen im kirchlichen Rahmen. Diese Arbeit leistet auch die Diakoniesozialstation Donaumooser Land, die dank der Mitgliedsbeiträge des Ökumenischen Fördervereins und der zahlreichen Spenden von Gemeinden, Unternehmen und Einzelpersonen wie dem Königsmooser Gemeinderat Erich Kugler – der sein letztes Jahressitzungsgeld in Höhe von 600 Euro spendete – ihren Patienten helfen kann.
Im Rahmen des ersten Neujahrsempfangs der Station konnte Pfarrer Pero Ljubicic, 2. Vorsitzender des Fördervereins, einen Scheck über 21823,10 Euro aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden dem Stationsleiter Robert Kiefer überreichen. Dieses Geld wird rechnerisch für eine halbe Planstelle verwendet, die minutengenau auf die Pflegekräfte umgelegt wird, erläuterte Kiefer den Gästen den diakonischen Auftrag, der eben mit diesem Geld erfüllt werde. Damit könnten die Betreuer über die von Kranken- und Pflegekassen vorgegebene Behandlungs- und Pflegezeit hinaus mehr Zeit für ihre Patienten aufwenden – für menschliche Zuwendung, die in den gesetzten Zeitintervallen nicht vorgesehen sind, aber Patienten und Pflegekräften zugutekommt.
Wie die NR bereits im Oktober berichtete, musste die Sozialstation im Herbst wegen fehlender Pflegekräfte zum Schutz des verbliebenen Personals einen Aufnahmestopp verhängen. Hätte man nicht reagiert, wären möglicherweise weitere Kräfte abgewandert und man hätte bereits versorgten Patienten kündigen müssen, sagte Kiefer, der seit Oktober 22 Anfragen hilfesuchender Menschen aus den Donaumoosgemeinden ablehnen musste. „Was glauben sie, wie schwer es ist, diesen Menschen, die auf Hilfe hoffen, abzusagen“, gab Kiefer zu bedenken. Zum Glück habe sich die Situation etwas entspannt, es konnten drei Halbtagskräfte eingestellt werden, die sich in der Einarbeitungsphase befinden. Trotzdem könnten aber noch nicht alle Pflegebedürftigen versorgt werden.
Deshalb hat sich die Station entschlossen, in der bis April dauernden Übergangszeit vorrangig Mitglieder des Ökumenischen Fördervereins zu behandeln. Um für die Zukunft gerüstet zu sein, führt das Diakonische Werk Ingolstadt, zu dem die Station gehört, Gespräche, um weitere Kräfte einstellen zu können. „Diakonie und soziale Dienste erfüllen einen wichtigen Zweck in unserer Gesellschaft“, betonte Christoph Bayer, Vorstand des Diakonischen Werkes. Leider hätten die vor 20 Jahren ins Leben gerufenen Pflegekassen mit den Pflegebedürftigen nicht Schritt gehalten. Die Anforderungen an Pflege und Pflegekräfte seien gestiegen und die Dokumentation verursache zusätzlichen Aufwand. Der dadurch erzeugte Druck auf die Mitarbeiter sei kontraproduktiv und führe oftmals zur Berufsaufgabe. „Das ist eine Situation, die aus politischen und gesellschaftlichen Versäumnissen vergangener Jahre entstanden ist, und deren Ende für die alternde Gesellschaft unabsehbare Folgen haben wird, wenn die Politik nicht rechtzeitig handelt,“ so Bayer.
„Kinderkrippen waren das politische Ziel der letzten Jahre, aber den Senioren fehlt eine Lobby, die sich für sie starkmacht“, stellte Bürgermeister Karl Seitle fest. Er sprach der Station und ihren Mitarbeitern den Dank der beteiligten Gemeinden aus.
Mit dem Neujahrsempfang sprach die Station, auch im Namen des Ökumenischen Fördervereins, den Kommunen, allen Mitgliedern, Spendern und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Ökumenischen Seniorenprogramms sowie des Evangelischen Frauenkreises ein herzliches Dankeschön für die Unterstützung aus. Gedanken zur Diakonie und zum diakonischen Auftrag trugen Pfarrer Pero Ljubicic und Ingrid Werner vor, die mit der „Kumpaney“ auch die musikalische Begleitung des Neujahrsempfangs übernommen hatte. (ukü)
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