Immobilien in der Region Neuburg: „Was verkauft wird, kann man kaum bezahlen“
33 Jahre lang war Theo Walter Vorsitzender von Haus und Grund Neuburg-Schrobenhausen. Nach seinem Rückzug spricht er über die Preisentwicklung auf dem Immobilienmarkt und das schlechte Image von Vermietern.
Herr Walter, Sie haben nach 33 Jahren das Amt als Vorsitzender von Haus und Grund Neuburg-Schrobenhausen abgegeben. Mit welchen Gefühlen?
Theo Walter: Mit gemischten, vor allem wegen der Tatsache, dass wir einen neuen Vorsitzenden suchen mussten. Natürlich ist auch Wehmut dabei. Aber die Vernunft sagt: Man muss aufhören.
Der Verein hat zuletzt händeringend nach einem Nachfolger für Sie gesucht. Wie ist der aktuelle Stand?
Walter: Es sieht gut aus. Ich gehe davon aus, dass in der Versammlung an diesem Montag ein neuer Vorsitzender gewählt wird.
Wenn Sie zurückschauen auf die vergangenen 33 Jahre: Wie hat sich die Bedeutung von Haus- und Grundbesitz gewandelt?
Walter: Ganz gewaltig, und zwar durch strengere Gesetzgebung und Rechtsprechung, zum Beispiel die Schönheitsreparaturklausel. Rechtlich also auf jeden Fall.
Und finanziell?
Walter: Natürlich auch. Das sieht man an den Preissteigerungen. Alleine die Baukosten sind immens gestiegen. Der Boden wird immer knapper, was auch für Landwirte ein Problem war oder noch ist. Die Immobilie ist etwas ganz Stabiles. Das haben auch die gemerkt, die ein Geschäft machen möchten. Was jetzt verkauft wird, kann man kaum noch bezahlen, weil es einfach viel zu teuer ist – ohne dass ich sagen will, dass der Preis nicht berechtigt ist. Denn die Vorschriften für neue Häuser sind immens. Wenn man die alle einhalten muss, kommen natürlich irre Preise raus.
Eine provokante Frage: Wie sehr schauen Vermieter auf ihren Profit?
Walter: Die Privatvermieter sind nicht die bösen Menschen, als die sie häufig hingestellt werden. Man kann sicherlich bei großen Wohnungsgesellschaften kritisieren, was da läuft, vor allem in den Großstädten. Aber man könnte das auch von der anderen Seite betrachten: Auch unter Mietern gibt es schwarze Schafe.
Wie hat sich die Immobiliensituation im Kreis Neuburg-Schrobenhausen aus Ihrer Sicht entwickelt?
Walter: Das Problem sind die heftigen Steigerungen in den Großstädten, die bis zu uns durchschlagen. Natürlich spielt bei uns hinein, dass gut bezahlte Audi-Mitarbeiter Grundstücke und Häuser kaufen zu Preisen, die sonst keiner zahlen würde. Wo der Quadratmeter sonst 250 Euro kostet, bieten die auch mal 350 oder 500. Dann sind die Immobilien weg, und bald kosten alle so viel. So gehen die Preise kaputt.
Wie schätzen Sie die Wohnungs-Situation in der Region ein?
Walter: Die Region gilt als eine mit zu wenig verfügbarem Wohnraum. Aber eigentlich trifft das nicht zu. Meines Erachtens besteht keine echte Wohnungsnot im Raum Neuburg. Auf den Wartelisten stehen Leute, die schon längst etwas gefunden haben. Viele private Wohnungen sind billiger als die öffentlich geförderten. Aber mir ist klar, dass der Mieterverein die Situation wahrscheinlich anders bewertet.
Ist die Situation also gar nicht so schlimm?
Walter: Es ist Wohnungsbedarf da, aber eine Wohnungsnot besteht nicht. Wir haben unheimlich viele Leerstände. Die Stadt will keinen Druck aufbauen, der rechtlich grundsätzlich möglich wäre. Gerade im Innenbereich gibt es jede Menge Baulücken. Die Leute geben ihr Grundstück nicht her. Rechtlich gäbe es die Möglichkeit eines Baugebots. Ich verstehe es auch, wenn der Bürger sagt: Das ist doch meine Sache. Bei echter Wohnungsnot, wie nach dem Krieg, würde man hier nicht zögern und eine Bebauung erzwingen. Ich kenne alleine in meiner Umgebung diverse Häuser mit 150 Quadratmeter Wohnfläche und Grundstücke mit 1000 Quadratmeter, in denen eine meist ältere Person wohnt, sonst niemand. Und im Vergleich zu früher hat oder will jeder eine größere Wohnung. Da kann man nicht jammern, dass der Wohnraum knapp wird.
Hat die Corona-Krise das Bedürfnis nach dem „Anker Immobilie“ verstärkt?
Walter: Ich glaube, weniger die Corona-Krise, als vielmehr die Niedrig-Zins beziehungsweise Negativ-Zins-Politik der Banken. Da meinten viele, auf „Beton-Gold“ ausweichen zu müssen – haben aber zum Teil viel zu teure Immobilien aufgekauft.
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