Wunsch-Kindergarten ist nicht immer möglich
Kinder haben Anspruch auf einen Kita-Platz. Die sind jedoch oft knapp. So sieht es in Nördlingen aus
Im Kindergarten „An der Deininger Mauer“ sind alle Taschenwagen voll mit kleinen Rücksäcken in leuchtenden Farben. An jedem Garderobenhaken hängt eine Jacke in Kindergröße. „Im Moment haben wir keinen freien Platz“, sagt die Leiterin des Kindergartens, Claudia Angel.
Volle Kindertagesstätten könnten für die Kommunen nun zum Problem werden. Denn: Kinder ab einem Jahr haben einen rechtlichen Anspruch auf einen Kita-Platz. Der Bundesgerichtshof hat diesen Anspruch vergangene Woche noch bekräftigt. Wenn ein Kind keinen Platz bekommt, können Eltern Schadensersatz von den Kommunen fordern, wenn ihnen ein finanzieller Schaden entstanden ist. Die Stadt Nördlingen ist von solchen Forderungen vorerst wohl nicht betroffen, auch wenn einige Einrichtungen, wie die an der Deiniger Mauer, komplett belegt sind. Eltern, die ihre Kinder dort abholen, sagen größtenteils, sie hätten ohne Probleme einen Platz für ihr Kind gefunden. Silke Dürrwanger-Hubel stand mit ihrem Kind zwar kurz auf der Warteliste, hat aber vor Beginn des Kindergartenjahres einen Platz bekommen. „Bisher klappt es immer, alle Kinder unterzubringen“, sagt Andrea Vinzens von der Evangelischen Verwaltungsstelle Donau-Ries, wo sie als Beraterin und Geschäftsführerin für Kindertagesstätten zuständig ist. Die Kindertagesstätten seien aber gut ausgelastet, viele freie Plätze gebe es nicht.
Die Evangelische Kirche ist Träger von etwa der Hälfte der Kindergärten in Nördlingen. 25 Prozent aller Einrichtungen gehören der Stadt und weitere 20 Prozent werden von der Katholischen Kirchengemeinde oder katholischen Stiftungen geführt, die restlichen fünf Prozent vom Roten Kreuz, sagt Karl Stempfle, der bei der Stadtverwaltung für die Kindertagesstätten zuständig ist. Insgesamt sei das Angebot in letzter Zeit sehr intensiviert worden, sagt Stempfle. In Nördlingen gebe es derzeit 148 Krippenplätze für Kinder bis drei Jahre, 579 Regelplätze für Drei- bis Sechsjährige und 121 Hortplätze für die Nachmittagsbetreuung nach der Schule.
Problematisch sei manchmal nur, die Kinder in der Wunscheinrichtung der Eltern unterzubringen, sagt Vinzens. Obwohl alle Träger zusammenarbeiteten und bei einem gemeinsamen Termin versuchten, die Kinder möglichst wunschgerecht einzuteilen. Trotzdem müssten manche Eltern auf Kindertagesstätten außerhalb Nördlingens ausweichen, sagt Stempfle. Finanziell mache es für die Stadt allerdings keinen Unterschied, ob die Kinder in eine Einrichtung im Stadtgebiet oder außerhalb davon gehen. In einem Gerichtsurteil sei festgelegt, dass es für die Eltern zumutbar sei, eine Entfernung von bis zu 30 Minuten zum Kindergarten zu fahren, erklärt Stempfle weiter. Er sagt: „Wir möchten natürlich, dass die Eltern zufrieden sind und es nicht gleich soweit kommt.“
Von den rund 100 Kindern der Kindertagesstätte in Reimlingen kommen derzeit zehn aus Nördlingen, sagt Leiterin Melanie Endmeier. Aus Nördlingen kommen in der Regel nur Kinder, die einen Krippenplatz benötigen. Diese Plätze scheinen eher das Problem zu sein als die Regelplätze, meint Endmeier. Die meisten Eltern sind dann froh, ihre Kinder noch untergebracht zu haben, sagt Endmeier. Da nehmen sie es auch gern in Kauf, nach Reimlingen zu fahren.
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