Die Biogas-Vision hatte er in der Latzhosenzeit
Christian Quirrenbach gründete noch als Student ein Energieanlagen-Unternehmen
Rudelstetten In den 90er Jahren herrschte an den Hochschulen stellenweise noch „der Geist der langen Haare, Vollbärte und bunten Latzhosen“, wie es Christian Quirrenbach ausdrückt. Man wollte die Welt verbessern, gegen Atomkraftwerke vorgehen. Er gehörte zu denen, die aktiv wurden: 1997, noch im Versorgungstechnik-Studium an der FH Nürnberg, gründete er die Firma „Quirrenbach Energieanlagen“.
Sie bestand aus einem Auto voller Werkzeug, mit dem er neben dem Studium die Wartung sämtlicher nordbayerischer Biogasanlagen übernahm. Dank seiner Lehre als Landmaschinenmechaniker füllte er dort eine große Lücke an fehlendem handwerklichen Know-how.
Zwei Tische auf dem Oktoberfest
Auf dem landwirtschaftlichen Betrieb der Schwiegereltern in Rudelstetten richtete er 1998 eine Werkstatt ein, stellte Mitarbeiter zum Anlagenbau an. Ein, zwei Anlagen pro Jahr baute man in den Pionierjahren. Auf einem Treffen der deutschen Biogasanlagen-Bauer in München, man füllte gerade einmal zwei Tische auf dem Oktoberfest, lernte er Andreas Niederlöhner kennen, der seine Firma schon 1993 in Wolfsbronn/Meinheim bei Treuchtlingen gegründet hatte. Aufgrund der relativen Nähe schlossen sich die beiden zusammen, gründeten 2003 die „NQ-Anlagentechnik GmbH“.
Ab dem Jahr 2000 gewannen Biogas-Anlagen an Fahrt durch die „Erneuerbare Energien-Einspeise-Gesetze“ (EEG). Der Anlagenbauer legte jedes Jahr um 30 Prozent an Geschäftsvolumen zu. Vom Handwerksbetrieb wurde man zum IHK-Industriebetrieb, im Jahr 2010 baute die Firma schon 32 Anlagen.
Marktführer in der Schweiz
In der Schweiz ist NQ Marktführer, in Österreich entstand unter anderem eine Biogasanlage mit Gas-Tankstelle. Auf einer großen Karte sollen Fähnchen einen Überblick über die gebauten Anlagen in der Heimatregion verschaffen. Der Schuss ging nach hinten los – vor lauter Fähnchen sieht man die Karte nicht mehr, der Überblick ist dahin. „Auf solch einer Deutschlandkarte kann man die Heimatorte der Anlagenbauer vom Treffen in München leicht ausmachen“, lacht Quirrenbach. Jeder schuf eine Biogas-Anlagen-Keimzelle seiner Region. Man kann es Quirrenbach zuschreiben, dass das Ries die höchste Anlagendichte im Land mit den meisten Biogasanlagen der Welt hat.
Das Unternehmen besteht mittlerweile aus mehreren kompletten Betrieben: Einem Planungsbüro, einem Gas-, Wasser- und Heizungsbetrieb, einem zertifizierten Betrieb nach Wasserhaushaltsgesetz WHG 19, einem Elektrofachbetrieb, einem Schweißereifachbetrieb.
Die Gebäude wuchsen organisch durch An- und Umbauten; 2009/10 entstand ein großer Neubau mit Kommissionshalle und angeschlossenem Warenumschlaghof. Modernste Technik wird nicht nur produziert und verkauft, sondern auch angewendet.
Beispielsweise die Autodesk-Konstruktions-Arbeitsplätze in der Entwicklungsabteilung, bei denen die Konstruktionen dreidimensional dargestellt, in alle Richtungen gedreht und visuell begangen werden können.
„Ein namhafter Autoreifen-Konzern hat insgesamt drei solcher Arbeitsplätze. Wir haben acht“, sagt Christian Quirrenbach.
Alle Fachrichtungen
Der einstige Student mit dem Werkzeug im Auto ist heute Chef von 105 Mitarbeitern, ein knappes Drittel davon Techniker und Ingenieure aller Fachrichtungen. Unter den Mitarbeitern fallen viele junge Männer mit langen Haaren und Bärten auf, die Frauen wirken energisch und selbstbewusst. Die Vision des Chefs lebt hier fort.
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