
Lichtdurchflutete Räume für über 400 Schüler in Nördlingen

Plus Der Anbau der Mittelschule Nördlingen nimmt elf Monate nach dem Spatenstich Konturen an. Im Erdgeschoss entstehen eine Küche und eine große Aula. Ein Besuch.

Nehmen wir mal an, ein Gast aus einem Staat, der weitgehend corona-frei ist – sagen wir Neuseeland –, würde sich das deutsche Schulsystem erklären lassen. Zu diesem Zweck besucht er Rektorin Marga Riedelsheimer in der Nördlinger Mittelschule an der Squindostraße und findet aktuell vor: wenige Lehrkräfte, keine Schüler, ein entsprechend leeres Schulhaus – und einen großen Erweiterungsbau im Anschluss an das altehrwürdige Schulgebäude. Er hätte wohl einige Verständnisfragen an die Schulleiterin.
In Zeiten der Corona-Pandemie, des bundesweiten Lockdowns und des Home-Schoolings ist nur schwer zu erklären, dass die Squindoschule, wie sie früher in Nördlingen allseits genannt wurde, dringend mehr Platz braucht. Das ist aber für die derzeit rund 420 Schüler tatsächlich der Fall, zumal in den alten Räumlichkeiten, erst vor wenigen Jahren generalsaniert, auch die Hans-Schäufelin-Grundschule untergebracht ist. Der Anbau mit Verbindung zu den alten Räumen wird aber ausschließlich von der Mittelschule genutzt werden.

Wie weit ist die Baustelle an der Nördlinger Mittelschule?
Seit dem Spatenstich am 3. März vergangenen Jahres ist viel passiert. Aufgrund der Witterung sei man etwa vier Wochen hinter dem Zeitplan, erläutern Stadtbaumeister Hans-Georg Sigel und Jürgen Eichelmann, im Nördlinger Bauamt für den Hochbau verantwortlich. „Eigentlich wollten wir zu Beginn des Schuljahres 2021/22, also nach den Sommerferien, fertig sein. Nun könnten es die Herbstferien werden“, sagt Eichelmann. Aufgrund des Schnees verzögerten sich die Abdichtungsarbeiten am Flachdach, sodass mit dem Fassadenbau nicht begonnen werden konnte. Jetzt sind die Fassadenarbeiten in vollem Gange und die Fachfirma aus dem Altmühltal könnte bereits nächste Woche die sehr hochwertige, sogenannte Pfosten-Riegel-Fassade fertigstellen. Parallel dazu entsteht im Untergeschoss die Lüftungszentrale.
Ursprünglich aus energetischen Gründen hat man sich in der Zeit vor Corona für ein hochwertiges Lüftungssystem entschieden, nun bekommt es aufgrund der sehr viel wichtiger gewordenen Luftumwälzung zusätzliche Bedeutung. Bereits nächste Woche werden die Eingangselemente im Erdgeschoss sowie die Verglasung des Treppenhauses montiert. Ab Mitte Februar folgen die Gewerke Trockenbau, Elektro, Heizung und Sanitär.
Mittelschule in Nördlingen: Einzug verzögert sich
Der Anbau der Mittelschule ist eines der größten städtischen Bauprojekte dieses Jahres. Es wird nach derzeitigem Stand über 8,1 Millionen Euro kosten, knapp die Hälfte davon übernimmt der Freistaat in Form von Zuschüssen. 80 Prozent der Aufträge mussten EU-weit ausgeschrieben werden und sind bereits weitgehend vergeben, bei den restlichen 20 Prozent darf sich der Auftraggeber auf eine Ausschreibung in Deutschland beschränken. Das werde vor allem bei den Gewerken wie dem Innenausbau gemacht, wo man eine enge Abstimmung mit regionalen Handwerkern bevorzuge, erklärt Stadtbaumeister Sigel.

Der Hauptbau mit einem Rundum-Balkon im ersten Stock (der auch als zusätzlicher Fluchtweg genutzt werden kann), hat eine Länge von 52 und eine Breite von gut 21 Metern. Die Geschosshöhe beträgt exakt acht Meter, die Geschossfläche inklusive Verbindungsbau (knapp 23 Meter lang, zwischen 4,35 und 8,35 Meter breit) nicht ganz 2400 Quadratmeter. Eine Zubereitungsküche, die nach der Fertigstellung von der Lebenshilfe Donau-Ries betrieben wird, Funktionsräume sowie eine große Mensa/Aula mit Bühne bilden das Erdgeschoss, im Obergeschoss finden insgesamt sechs Klassen mit einer offenen Lernlandschaft für Differenzierungsunterricht Platz. Eine Besonderheit weist die Statik auf: Sie ist so ausgelegt, dass im Bedarfsfall in der Zukunft noch ein weiteres Stockwerk erstellt werden kann.
Schulleiterin Marga Riedelsheimer: "Endlich ausreichend Platz für Veranstaltungen"
Die Inneneinrichtung werde derzeit in Absprache mit der Schulleitung geplant, erklären Sigel und Eichelmann am Ende des Rundgangs. Die Klassenzimmer erhalten Glastrennwände mit fest eingebauter Möblierung für die Unterbringung des schulischen Bedarfs, der Pinnwände und von PC-Arbeitsplätzen. Rektorin Marga Riedelsheimer freut sich vor allem auf die neue Aula: „Endlich ausreichend Platz für Veranstaltungen.“ Wenn denn wieder Schüler zum Präsenzunterricht im Haus sind...
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