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Reformation
15.04.2017

Zusammen glauben

Wemding ist eine von der christlichen Kultur geprägte Stadt. Im Hintergrund sind die Türme der katholischen Stadtpfarrkirche St. Emmeram zu sehen.
Foto: Wolfgang Widemann, Archiv

Auch im traditionell katholischen Wemding gab es eine evangelische Dekade. Sie scheint weitgehend vergessen. Pfarrer Horst Kohler bemüht sich um das geistliche Erbe.

Viel scheint nicht geblieben von der Reformation in Wemding – zumindest auf den allerersten Blick nicht: Die großen Kirchen, die hier die malerische Silhouette bestimmen, sind katholisch, die Wallfahrt Maria Brünnlein gilt als schieres Sinnbild für das traditionell katholische Bayern. Und doch hat die Stadt auch eine protestantische Vergangenheit. Immerhin zwölf Jahre währte die Reformation hier am Rand des Rieses.

Horst Kohler lebt das Bilderbuchleben eines evangelischen Pfarrers, so scheint’s: In der Monheimer Straße steht die bescheidene, weiß getünchte Christuskirche nebst blühendem Gärtlein und Pfarrhaus, das natürlich auch das Pfarramt beherbergt. Im Büro: Gemeindebriefe und Bücher über Bücher. Der Turm der Kirche wirkt fast trutzig, wie bildhaft aus Luthers Lied entlehnt: „Ein feste Burg ist unser Gott.“ Schräg gegenüber ist der Friedhof, in der dortigen Johanniskirche durften die Protestanten nach dem Zweiten Weltkrieg – meist waren es Flüchtlinge aus den Ostgebieten – ihre Gottesdienste abhalten. Wie Pfarrer Kohler erzählt, habe es die ein oder andere Stichelei gegeben damals, Rosenkranz-Zeiten seien ausgedehnt, die Evangelischen damit an den Rand gedrängt worden. Berichte der Älteren seien das, er selbst könne so etwas nicht mehr bestätigen, zumal die Protestanten seit 1952 nun ihr eigenes Gotteshaus haben. Viele Katholiken hätten die evangelischen Geschwister beim Bau unterstützt – auch das betont Kohler. Und doch war 1952 nicht der evangelische Anfang im ur-katholischen Wemding.

Erste Zeugnisse evangelischen Glaubens und Lebens lassen sich schon kurz nach Luthers Zeit in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts nachweisen – zwar „kurz und spärlich“, wie Pfarrer Kohler zusammenfasst, aber immerhin. In jener Zeit hatten sich die Oettinger Grafen Ludwig XV. und Ludwig XVI. zur Reformation des Wittenberger Theologieprofessors Martin Luther bekannt – und die evangelischen Sitten und Gebräuche eingeführt. In Donauwörth war die Re-

formation bereits einige Jahre früher, 1545, eingeführt worden. In der gesamten schwäbischen Donauregion waren die reformatorischen Ideen – die im Sinne Luthers ein Zurück zu den christlichen Wurzeln bedeuten sollten – erfolgreich: In jener Zeit war an der Donau zwischen Ulm und Neuburg der Bischofssitz Dillingen die letzte katholische Stadt. Es folgten kriegerische Zeiten, in denen der religiöse Konflikt zum Glaubenskrieg wurde. Während des Schmalkaldischen Krieges plünderten Landsknechte das Kloster Heilig Kreuz und das Deutschordenshaus. Doch schon wenig später eroberten die katholischen Truppen Kaiser Karls V. eine Donaustadt nach der anderen zurück, auch Donauwörth. Doch es ging weiter hin und her, Vormärsche und Gegenschläge wechselten sich ab – bis 1555 der Augsburger Religionsfrieden verkündigt wurde, der Katholiken und Lutheraner mit gleichen Rechten ausstattete. Zunächst – und formal.

Für andere christliche Gruppen, etwa für die Täufer, galt der Kontrakt allerdings nicht. Zudem handelte es sich um einen Vertrag, der vom Papst abgelehnt wurde. Weiter nördlich, in Wemding, wurde schließlich unter Federführung des Pflegers Eustachius von Liebenstein (1554–1566) der katholische Ritus abbestellt. Vielleicht beeinflusst von der Nachbarstadt Nördlingen, die strikt protestantisch war: Nur noch Lutherische konnten dort seit 1555 das Bürgerrecht erwerben. Für die Gottesdienste in Wemding hieß das, dass das Abendmahl in beiderlei Gestalt gereicht wurde – wie in evangelischen Kirchen bis heute üblich, erhielten die Gläubigen also Brot und Wein (Laienkelchbewegung).

Kurzum: Im bayerischen Schwaben existierte ein konfessioneller Fleckenteppich. Der Religionsfrieden gewährte dem Einzelnen nicht die Religionsfreiheit im heutigen Sinne, doch sorgte er für kurze Zeit zumindest für etwas Frieden. Friedensjahre, aber keine gänzlich friedlichen.

Die evangelische Zeit blieb allerdings ein Intermezzo. Bereits 1566/ 67 – vor exakt 450 Jahren – änderte sich dann wieder alles, als der bayerische Herzog Albrecht V. Wemding wieder zu einem katholischen Gemeinwesen machte. Mithilfe des Bischofs von Eichstätt wurde die evangelische Geistlichkeit abgesetzt. So verliefen sich, wie Pfarrer Kohler nachforschte, im Jahr 1566 die letzten evangelischen Spuren in Wemding. Für fast 400 Jahre.

In kleineren Weilern rund um Wemding hielt sich der Protestantismus, im unmittelbar benachbarten Ries mit Nördlingen als Zentrum war er gar tonangebend. Wemding blieb fortan, kleinere Gruppen ausgenommen, katholische Bastion. Nach dem Weltenbrand 1945 und den aus dem Osten des Deutschen Reichs einsetzenden Flüchtlingstrecks war die Zeit konfessionell eindeutig geprägter Städte jedoch weithin aufgebrochen. Mithin wurden Evangelische den katholischen Gegenden zugewiesen und umgekehrt. Ökumene per Dekret, könnte man vermuten.

Auch in Wemding war das zu beobachten. 1952 dann der Neubeginn mit der Christuskirche. Seither lebt man miteinander, die Zeit der Feindseligkeiten ist vorüber – Gott sei’s gedankt, wie hier die evangelische und katholische Geistlichkeit gleichermaßen betont.

Für Pfarrer Kohler, zu dessen Gemeinde 1200 Mitglieder gehören, liegen die Probleme der Christenheit inzwischen ganz woanders.

Vielleicht dort, wo sie der Reformator Martin Luther seit jeher vermutet hatte: im zu wenig klar gelebten Christsein. Das „Feuer des christlichen Glaubens“ müsse spürbar sein – „anstatt dass wir Aschehaufen vor uns hertragen“, wie Kohler einen lauwarmen Traditionsglauben bezeichnet.

Wäre es Zeit für eine neue Reformation, für eine Erweckung? „Es scheint heutzutage manchmal so, dass die Leute meinen: Wenn man sich scheinbar alles leisten kann, braucht man Gott nicht.“ Letzten Endes sei dies immer eine Fehlannahme der Menschen. Der Glaube werde nie altmodisch, bleibe immer das, was irgendwann jeden angeht. Erst in Krisen fänden viele Menschen oftmals wieder zum Glauben, meint Kohler – leider erst in Krisen.

Ob man eine Umkehr zu Gott, zum Evangelium Jesu, wie sie Luther und andere aufrechte Christen forderten, nun Reformation nennt oder auch ganz anders – entscheidend sei, dass die Menschen das Evangelium Christi wieder lebten, dass sie „betend auf die Knie gehen“. Ob in Wemding oder anderswo, ob katholisch oder evangelisch.

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