Die Polizei hat Bobbycars neben ihrem Banner geparkt, doch am Donnerstagvormittag locken die kleinen Fahrzeuge noch keine Kinder an. Durch die Banner von Polizei und ADFC streicht der Wind und die Sonne scheint über dem Marktplatz in Nördlingen. Nur ab und zu unterbricht ein mahnender Ruf das Kleinstadtidyll. „Schön langsam, Fußgängerzone!“, ruft eine Polizistin einem E-Biker zu, der ganz und gar nicht schön langsam am Stand der Polizei vorbei brettert.
Die bayerische Polizei hat den Mai zum Aktionsmonat für Fahrradsicherheit erklärt. Angesichts steigender Unfallzahlen und auch mehr Verkehrstoten bei Radfahrern soll damit die Aufmerksamkeit für das Fortbewegungsmittel steigen, erklärt Marco Oberfrank, Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Donauwörth. Das bedeutet: An ihrem Stand informiert die Polizei darüber, was ein Rad verkehrstauglich macht, beantwortet aber auch Bürgerfragen und will mit den Passantinnen und Passanten ins Gespräch kommen. Oberfrank ist mit dem Motorrad da, es parkt neben dem Stand. Das Motorrad komme gut bei den Kindern an, sagt Oberfrank, und die Bobbycars dienen wohl demselben Zweck. Ein Kind rattert nun auf einem über den Asphalt. „Er ist schon vorher vorbeigegangen und hat ein Auge auf das Bobbycar geworfen“, sagt die Mutter mit einem Lächeln.

Die Polizei will zu schnelle Fahrräder in der Altstadt öfter kontrollieren
Dabei geht es der Polizei nicht nur um Beratung: Wenn Menschen auf Fahrrädern zu schnell in der Fußgängerzone unterwegs sind - wie im Stadtzentrum in Nördlingen - mahnt sie die Raser ab. Immer wieder hält sie vorbeirauschende Fahrräder an. Am Aktionstag wird erstmal nur mündlich gemahnt, in Zukunft könnte ein Bußgeld von 15 Euro fällig werden. Nur Schrittgeschwindigkeit ist in der Fußgängerzone erlaubt. Wie viel genau das sind, ist in der Straßenverkehrsordnung nicht festgelegt, schneller als 15 Stundenkilometer soll es laut Polizei vor Ort aber nicht sein. Die Inspektion Nördlingen schicke oft eine Fußstreife durchs Stadtzentrum, um Radfahrer anzusprechen, "wenn die mit 25 Stundenkilometern durch die Altstadt radeln", sagt Oberfrank. Die Polizei will dort auch in Zukunft präsenter sein. "Wir wollen das Rad in den Fokus rücken, damit die Menschen bewusster fahren", sagt er.
Neben der Polizei hat auch der Allgemeine Deutsche Fahrradclub Donau-Ries (ADFC) einen Stand aufgebaut. Peter Hanisch trägt eine orange Weste und spricht mit Interessierten über das Codieren: Hinter der Sattelstütze prägt der ADFC auf Nachfrage einen personalisierten Code ein, der der Polizei helfen kann, wenn sie gestohlene Räder sicherstellt, wie Hanisch erklärt. Ein aktuelles Thema sind aber E-Bikes- und vor allem die Risiken, die mit dem modernen Gefährt verbunden sind. "Viele Personen vergessen, dass man bei einem E-Bike schalten kann. Nur bei einem kleinen Gang kann man Schrittgeschwindigkeit halten", sagt er. Das Langsamfahren sei für den ADFC ein wesentlicher Punkt. "Wir üben das bis zum Erbrechen." Denn der ADFC bietet dreistündige Fahrsicherheitstrainings vor allem für ältere Menschen an, die auf das E-Bike umsteigen. Weil die elektrischen Räder schwerer sind und mehr Schub haben, fahren sie von sich aus oft schneller, erklärt er.

Zu schnelle E-Bikes und Fahrräder seien auch in der Innenstadt von Nördlingen ein Problem, findet Pia, die mit Partner Michael Schön auf dem Fahrrad beim ADFC-Stand zwischenstoppt. Die beiden machen sich auf zu einer Fahrradtour, von Krater zu Krater heißt sie. Noch vor dem Wetterumschwung wollen sie Zuhause sein. "Ich bin selbst Radfahrerin, aber wie manche durch die Altstadt heizen, ist nicht mehr schön", sagt Pia. Dass öfter kontrolliert wird, findet sie gut. "Da ist schon der nächste, der nicht Schrittgeschwindigkeit fährt", ruft sie und deutet auf einen E-Biker, der gerade so flott an den Ständen vorbeiradelt, dass die Polizei nicht hinterherkommt. Und Michael Schön, der selbst ADFC-Mitglied ist, betont nochmal, dass es auch rücksichtsvolle Radler gebe. Er selbst fahre immer vorsichtig in der Altstadt, sobald Fußgänger in der Nähe seien. Dann schwingen sich die beiden wieder auf den Sattel und fahren los, auf zu den Kratern.