Auf was Aline Abboud als neue Tagesthemen-Moderatorin verzichtet
Aline Abboud moderiert ab Samstag die ARD-Tagesthemen – als erste Ostdeutsche. Die junge Frau mit libanesischen Wurzeln will eigene Akzente setzen.
Die junge Frau trägt einen leuchtend blauen Blazer, der mit dem Moderationstisch und der Weltkarte im Hintergrund harmoniert. Dann ein Schritt zur Seite – Radlerhosen und Turnschuhe. Zu ihrem Outfit schreibt Aline Abboud auf Instagram: „Leute, im Schichtdienst ist einem einiges so ziemlich egal.“ Die schlagfertige 33-Jährige, die als neue Moderatorin auf Pinar Atalay bei den Tagesthemen folgt, bringt eine unkonventionelle Brise zur ARD. Sie wuchs als Einzelkind einer Deutschen und eines Libanesen in Berlin-Pankow auf, verbrachte ihre Sommer im Libanon und nennt Supermärkte Kaufhallen, Semmeln Schrippen.
Abboud, lange, glatte Haare und überraschend tiefe Stimme, ist vielen bereits auf dem Bildschirm begegnet. Nach einem Arabistik-Studium in Leipzig, Beirut und Istanbul arbeitete sie zunächst für die Nachrichtenagentur Reuters in Israel und war schließlich fünf Jahre als Redakteurin beim ZDF unter anderem in der Sendung „heuteXpress“ tätig.
Journalistin Aline Abboud sieht sich nicht als Vorbild für Ostdeutsche
Mit ihrem Humor und klaren Worten findet Abboud nicht nur auf ihrem Instagram-Profil Zugang zu den jüngeren Generationen. Für das Online-Netzwerk Funk moderierte Abboud das Format „Die da oben!“, das sich vor allem an junge Menschen richtet. Im vergangenen Jahr drehte sie die Reportage „Und jetzt wir!“ für Arte, für die sie Aktivistinnen und Aktivisten in Deutschland, Frankreich und Polen traf.
Auch das Thema Identität fließt immer wieder in Abbouds Arbeit ein. Sie vereint drei Identitäten in sich, wie sie sagt – libanesische Wurzeln, ostdeutsche Sozialisierung, aufgewachsen im vereinten Deutschland. Das ist nicht immer einfach: „Tatsächlich stolpert man manchmal von einer Identität zur anderen“, sagt sie in einem Interview mit der Zeit. Wenn sie etwa jemanden Sächsisch reden höre, werde ihr warm ums Herz, die Hälfte ihrer Küche bestehe aus geerbten, bestens funktionierenden DDR-Geräten.
Warum Abboud kein Abschiedsritual bei den Tagesthemen etablieren will
Als Vorbild für Ostdeutsche fühle sie sich aber nicht, eher als Vermittlerin. Durch ihre Arbeit habe sie die Möglichkeit, Gruppen zu vertreten und Menschen zusammenzubringen. Als eine Explosion Beirut erschütterte, fühlte sie sich so libanesisch wie nie zuvor, wollte sofort dorthin. „Ich habe eine Stimme. Und die will ich nutzen – für alle, die ich repräsentiere.“
Nun wird sie eine der bekanntesten Moderatorinnen Deutschlands und dazu eine der jüngsten bei der ARD. Ob sie für ihren neuen Job bereits an einem einprägsamen Abschiedssatz feile, so à la „eine geruhsame Nacht“ von Ulrich Wickert oder Ingo Zamperonis „Bleiben Sie zuversichtlich“?
Abboud, die über sich selber sagt, in jeder noch so ernsten Situation eine Prise Positives zu finden, verneinte diese Frage zuletzt in einem Interview. „Ich bin nicht so ein Freund von Floskeln, die den Schwenk hin zu ‚Alles wird gut‘ machen. Ich motiviere gerne Menschen, aber nicht mit solchen Sätzen.“
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