Brutale Hetzjagd auf Inder bei Stadtfest - Motiv unklar
Noch sind die Hintergründe der Hetzjagd auf eine Gruppe von Indern beim Stadtfest im sächsischen Mügeln nach Polizeiangaben noch unklar. 14 Menschen wurden verletzt. Doch noch will die Polizei nicht von einem rechtsradikalen Hintergrund sprechen.
Mügeln (dpa/ddp) - Nach der Hetzjagd auf indische Besucher eines Stadtfestes am Wochenende im sächsischen Mügeln sucht die Polizei Zeugen. "Wir müssen die genauen Abläufe des Geschehens klären und weitere Hinweise auf die Angreifer sammeln", sagte eine Sprecherin am Montag.
Parallel werde die Vernehmung der Inder fortgesetzt. Bislang gab es zwei vorläufige Festnahmen. Die 21 und 23 Jahre alten deutschen Tatverdächtigen sind aber wieder auf freiem Fuß.
Die Sprecherin bestätigte, dass es bei dem Angriff mit zwölf Verletzten ausländerfeindliche Rufe gab. Ein fremdenfeindliches Motiv werde nicht ausgeschlossen. "Wir ermitteln aber in alle Richtungen." Zunächst werde wegen Landfriedensbruch, Körperverletzung und Sachbeschädigung ermittelt.
Der Bürgermeister der Stadt, Gotthard Deuse (FDP), widersprach einem rechten Hintergrund. "Bei uns gibt es keinen rechtsextreme Szene", sagte er. Wenn der Angriff einen fremdenfeindlichen Hintergrund habe, müssten die Täter aus Nachbarorten kommen. Auch die Polizei wollte zunächst nicht von rechtsradikalen Übergriffen sprechen.
Eine Polizeisprecherin erklärte, Auslöser für die Auseinandersetzungen sei vermutlich eine Rangelei auf einer Tanzfläche gewesen. Wie und warum es dazu gekommen war, wisse man jedoch nicht. Zu Äußerungen, die Polizei sei zuvor über mögliche Ausschreitungen gewarnt worden, sagte die Sprecherin, es habe eine E-Mail an den Jugendklub des Ortes gegeben, in der vor einem Überfall auf den Klub gewarnt worden sei. Der Jugendklub habe aber mit Ausschreitungen der Nacht "überhaupt nichts zu tun gehabt". Die betreffende Mail habe die Polizei aber bis Montag nicht zu sehen bekommen.
Der sächsische Verfassungsschutz hat nach eigenen Angaben keine Anhaltspunkte über organisierte rechtsradikale Vereinigungen in Mügeln. Ein Sprecher des Landeskriminalamts (LKA) sagte, die Region Mügeln sei nicht in besonderer Weise von fremdenfeindlichen Aktivitäten gekennzeichnet. In der Statistik des LKA tauche der Landkreis in Bezug auf rechte Gewalt am unteren Ende auf.
Dem widersprach die Sprecherin für antifaschistische Politik der Linken im Landtag, Kerstin Köditz. Es sei naiv zu behaupten, in Mügeln gebe es keine rechte Szene. In der Stadt sitze ein rechtslastiger Musikversand. Auch seien dort schon häufiger Neonazi-Konzerte veranstaltet worden. Sie warnte zugleich davor, dass sich Volksfeste auf dem Land nicht zu No-Go-Areas Zonen für Ausländer entwickeln dürften. Die Vorfälle in Mügeln besäßen eine "erschreckend neue Qualität".
Die Polizei hatte erst mehr als 20 Stunden nach dem Vorfall offiziell über die Ereignisse berichtet. Etwa 50 zumeist junge Deutschen sollen nach einer Rangelei im Festzelt in der Nacht zum Sonntag eine Gruppe Inder verfolgt haben. Diese hätten vergeblich versucht, sich bei einem Landsmann in Sicherheit zu bringen. Rund 70 Polizeibeamte drängten die Angreifer schließlich ab. Es wurden acht Inder und vier Deutsche verletzt, zwei Männer kamen ins Krankenhaus. Dort befand sich ein Inder nach Polizeiangaben auch noch am Montag.
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