Mafia-Mord: Vier Festnahmen und ein Flüchtiger
Im Zusammenhang mit dem mutmaßlichen Duisburger Mafia-Mord sind vier Verdächtige festgenommen worden.
Rom/Duisburg (dpa) - Vier Monate nach dem sechsfachen Mord der Mafiain Duisburg hat die Polizei vier Verdächtige festgenommen. Dermutmaßliche Drahtzieher des Blutbads, der mit einem europäischenHaftbefehl gesuchte Giovanni Strangio, ist allerdings weiter flüchtig.
Dasteilte die Polizei am Dienstag in Reggio Calabria mit. Einitalienischer Richter hatte insgesamt fünf Haftbefehle gegen Angehörigedes süditalienischen 'Ndrangheta-Clans Nirta-Strangio ausgesprochen. Jezwei Verdächtige wurden in Deutschland - in Oberhausen sowie in Frechenbei Köln - und im kalabrischen San Luca verhaftet. Zunächst hatten diedeutschen Behörden fälschlicherweise von fünf Festnahmen gesprochen.
Beiden Ermittlungen hätten die Italiener eng mit ihren deutschen Kollegenzusammengearbeitet, betonte der Staatsanwalt Antonio Scuderi vorJournalisten. Nach Angaben der Düsseldorfer Generalstaatsanwaltschaftwird die Auslieferung der beiden in Nordrhein-Westfalen verhaftetenItaliener geprüft. Allen vier Verdächtigen werde von den italienischenBehörden die Unterstützung einer kriminellen Vereinigung in Deutschlandund Italien vorgeworfen, der unter anderem Auftragsmorde, Waffenhandelund andere schwere Verbrechen zur Last gelegt werden. Die italienischePolizei machte keine Angaben dazu, inwieweit die Verhafteten direkt anden Morden beteiligt waren.
Der Nirta-Strangio-Clan, der auch inDeutschland aktiv ist, wird von den italienischen Behördenverantwortlich gemacht für die Duisburger Morde. Hintergrund ist einseit Jahren tobender Kampf zwischen den beiden rivalisierendenFamilienclans Nirta-Strangio und Vottari-Pelle-Romeo, der im GebietKalabriens bereits zu mehreren Tötungsdelikten geführt hat. Am 15.August waren vor einer Pizzeria in der Duisburger Innenstadt sechsitalienische Mitglieder des Vottari-Pelle-Romeo-Clans mit Kopfschüssengetötet worden. Die Männer waren zwischen 16 und 39 Jahren alt.
ItaliensInnenminister Giuliano Amato lobte den Schlag gegen die Mafia alsbeispielhafte europäische Zusammenarbeit im Kampf gegen dasorganisierte Verbrechen. "Mit diesen Festnahmen wird in der Offensivegegen die kalabrische Mafia eine neue Gangart eingelegt", sagte derMinister in Rom. Auch der Hauptverdächtige von Duisburg werde nichtentkommen, zeigte sich Amato überzeugt. Er verwies auch auf jüngsteErfolge im Kampf gegen das organisierte Verbrechen. Zuletzt waren inNeapel und auf Sizilien mehrere Mafia-Bosse festgenommen worden.
Nachden Erkenntnissen der italienischen Ermittler haben die Bosse derverfeindeten Mafia-Familien in San Luca, das als Hochburg derkalabrischen Mafia gilt, offensichtlich einen "Waffenstillstand"durchgesetzt. Dieser sei Mitte September auf einem Clan-Gipfelausgerufen worden, um sich wieder den kriminellen Geschäften wie demDrogenhandel zuwenden zu können. Nach dem Blutbad von Duisburg sei derDruck durch die Ermittler immer größer geworden. Die italienischenBehörden werteten die Festnahmen vom Dienstag als ein Ergebnis derumfangreichen Ermittlungen, die zwei Wochen nach der Tat von Duisburgbereits zur Festnahme von 30 wichtigen Mitgliedern der beidenrivalisierenden Clans geführt hatten.
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