Die Karrieren der Schönheitsköniginnen
Hamburg (dpa) - Egal, ob das TV-Casting "Germany's Next Topmodel" oder an diesem Samstag wieder die "Miss Germany"-Wahl: Viele Mädchen machen bei Schönheitswettbewerben mit, Millionen träumen von einer Model-Karriere.
Doch was bringt das eigentlich? Machen sie Karriere, "weil" sie mal Miss waren oder "obwohl"? Ein Blick ins Archiv.
Was haben die einstige philippinische Diktatorengattin Imelda Marcos (80), die CSU-Bundestagsabgeordnete Dagmar Wöhrl (55), die Hollywood-Schauspielerinnen Halle Berry (43), Kim Basinger (56) und Zsa Zsa Gabor (93) sowie die Moderatorin Verona Pooth (41) gemeinsam? Antwort: Sie waren mal bei Miss-Wahlen erfolgreich.
Die Schönheitswettbewerbe, an denen sie teilnahmen, waren natürlich sehr verschiedene: Die schuhsüchtige Imelda Marcos war einst fast "Miss Manila", Dagmar Wöhrl 1977 "Miss Germany" (später unter anderem auch Zweite bei "Miss World"; als sie 1998 in den Bundestag einzog, nannte die Presse sie oft "Miss Bundestag") und Oscar-Preisträgerin Halle Berry war 1986 "Miss Ohio", Kim Basinger mal "Junior Miss Georgia" und Zsa Zsa Gabor 1936 "Miss Ungarn". Verona Pooth gewann indes 1993 den Titel "Miss Deutschland" (ein anderer Titel als "Miss Germany", eine Konkurrenzveranstaltung).
Weitere berühmte internationale Beauty-Königinnen: Schauspielerin und Sexsymbol Anita Ekberg (78), die 1951 "Miss Schweden" war und im berühmten Film "La Dolce Vita" im Trevi-Brunnen badete, die Chanson- Sängerin Dalida (1933-1978), die 1954 zur "Miss Ägypten" gekürt wurde, US-Talk-Lady Oprah Winfrey (56), die 1971 den Wettbewerb "Miss Black Tennessee" gewann, oder aber Nadja Tiller (80), die gleich zweimal - 1949 und 1951 - "Miss Austria" war. Auch die italienischen Film-Diven Gina Lollobrigida (82) und Sophia Loren (75) versuchten es bei Miss-Wahlen. Beide wurden jeweils Zweite bei der Wahl der "Miss Rom": Lollobrigida 1947, Loren 1950.
Eine lange Karriere nach einer Miss-Wahl machte auch die kürzlich gestorbene TV-Moderatorin Petra Schürmann. In keinem Nachruf fehlte der Hinweis, dass Schürmann 1956 zur "Miss World" gekürt worden war und damals ein bisschen Glamour ins Nachkriegsdeutschland brachte. Schürmann studierte in den 50er Jahren Philosophie und Kunstgeschichte. Ganz allein aufs Aussehen setzte also auch sie nie.
So machen es - entgegen den Klischees vom hübschen Dummchen - viele Frauen. Gutes Beispiel: Die "Miss Germany" von 1987, Sue Giesa. Die heute 45-Jährige, die vor 18 Monaten eine kleine Tochter bekam, arbeitet als Redakteurin beim ZDF. Sie sagt: "Während meines Studiums habe ich gemodelt und wurde nach einer Modenschau zu einer Miss-Wahl eingeladen. Ich war neugierig und wollte wissen, wie weit ich kommen würde. Ich hatte nichts zu verlieren, nur zu gewinnen, selbst wenn es nur ein Gewinn an Erfahrung gewesen wäre."
Für Giesa, die damals Stoss hieß, ist es absolut kein Makel, einmal "Miss Germany" und "Queen of the World" gewesen zu sein. Im Gegenteil: "Für mich war es der "Jackpot", ein Sprung in mein heutiges Leben. Ich habe die Welt bereist und interessante Menschen kennenlernen dürfen, mit denen ich teilweise auch heute noch eng befreundet bin. Durch die vielen Fernsehauftritte bin ich souveräner und selbstbewusster geworden und habe mein Interesse an meinem heutigen Beruf entdeckt."
In ihrem jetzigen Job zählten die einstigen Titel allerdings nichts, sondern nur Leistung und vor allem Teamfähigkeit. Giesa sieht - für manchen vielleicht überraschend - keinen großen Unterschied zwischen damals und heute. "Es reicht eben nie aus, "nur" schön zu sein." Es sei interessant zu beobachten, wie sich die Schönheitswettbewerbe - zum Beispiel mit dem TV-Format "Germany's Next Topmodel" - weiterentwickelten. Miss-Wahlen sind für Giesa "einfach nur eine weitere Möglichkeit für junge Frauen vielleicht ihren Traumjob zu finden".
Umstrittenste ehemalige Miss-Anwärterin der jüngeren Zeit ist wahrscheinlich die republikanische US-Vizepräsidentschaftskandidatin von 2008, Sarah Palin (46). Sie trat 1984 bei der Wahl zur "Miss Alaska" an. Als Politikerin fiel sie vor allem mit öffentlicher Sittenstrenge auf, die jedoch von ihrem Privatleben torpediert wurde, als ihre Tochter ein uneheliches Kind bekam. An Levi Johnston, dem Vater von Palins Enkelsohn, sieht man indes auch die modernen Zeiten. Denn heute setzen längst nicht mehr nur Frauen aufs Modeln. Der 19- Jährige posierte gerade für ein Frauenmagazin - hüllenlos.
Die Diskussion ist geschlossen.