Mehmet Kurtulus feiert Premiere als "Tatort"-Kommissar
Beim "Tatort" feierte am Sonntag ein neuer Kommissar seinen Einstand. Mehmet Kurtulus alias Cenk Batu ist der erste türkischstämmige Hauptdarsteller beim ARD-Krimi. Sein Auftritt wurde von großem öffentlichen Interesse begleitet.
Hamburg (AZ). Mehmet Kurtulus ist der erste türkischstämmige Hauptdarsteller beim "Tatort". Am Sonntag gab der Lebensgefährte von TV-Multitalent Désirée Nosbusch sein Debüt - mit einer Traumquote.
Sieben Millionen Zuschauer verfolgten, wie Kurtulus im Hamburger Untergrund als Cenk Batu erstmals Verbrecher jagte. Er übernahm in Hamburg die Nachfolge von Kommissar Robert Atzorn, der zuvor in sieben Jahren 15 Mal als Hamburger Hauptkommissar Jan Casstorff im Einsatz war.
Jeder neue Kommissar in der traditionsreichen Reihe erhält viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, das Interesse an Kurtulus aber war besonders groß: Dass er als erster türkischstämmiger Schauspieler in einer solchen Rolle zu sehen ist, sorgte schon vorab für Schlagzeilen.
Kurtulus ist in der Türkei geboren und im Alter von zwei Jahren mit der Familie nach Deutschland gezogen. Er wuchs in Salzgitter auf und lebte später in Hamburg. Er selbst sieht sich als Teil der "Brückengeneration": Seine Eltern seien türkisch und ein bisschen deutsch, er sei türkisch und deutsch.
Als bekannt wurde, dass er der neue Kommissar für den Hamburg-"Tatort" ist, stand das Thema "Integration" schnell im Vordergrund. Als Schauspieler mit Migrationshintergrund sei er sich seiner "Tatort-Pionierarbeit" bewusst, betonte der Grimme-Preisträger daher stets in Interviews. Doch er will mehr: Es werde keine "Multikultisoße" ausgegossen. Seine eigene Herkunft soll im Film "nur eine untergeordnete Rolle" spielen.
"Tatort"-Premiere bei Furtwängler
Kurtulus war bereits in einer Reihe von Produktionen zu sehen. Nach Auftritten in verschiedenen Fernsehserien spielte er 1996 in Akins Kurzfilm "Getürkt" mit und hatte zwei Jahre später eine Hauptrolle in "Kurz und schmerzlos". Auch in den Streifen "Im Juli" und "Gegen die Wand" war er zu sehen. Bereits 2007 unterstützte Kurtulus die Frankfurter Kommissarin Lindholm (Maria Furtwängler) in der Folge "Wem Ehre gebührt".
Bei seinem ersten eigenen "Tatort"-Fall war Kurtulus "Auf der Sonnenseite" - nicht nur wegen der Quote. Auch der Titel der Folge hieß so. Der verdeckte Ermittler Batu begab sich ins türkische Milieu. Er musste in der Rolle eines türkischen Kleinkriminellen ins Krankenhaus, um auf diesem Weg den Kontakt zu einem verbrecherischen Clan herzustellen. Seine Einsätze leitete Uwe Kohnau (Peter Jordan), der bei eigenmächtigen Aktionen seines Ermittlers gelegentlich verzweifelte.
Es ist kein gewöhnlicher "Tatort", in dem der neue Kommissar zu sehen ist. Schnelle Schnitte, ein dynamischer Ermittler - attraktiver Single und extrem cool wie James Bond - sorgen für ungewohnte Bilder. Zudem die Handlung: keine Pathologen, keine Spurensicherung und auch nicht zwangsweise eine Leiche zu Beginn. Der neue "Tatort" aus Hamburg sieht nicht so aus wie die anderen Filme des ARD- Dauerbrenners. "Seien wir mal ehrlich: Da steht "Tatort" drauf, ist aber kein "Tatort" drin", sagt Schauspieler Mehmet Kurtulus.
Von einem ganz neuen Ansatz und einer Weiterentwicklung innerhalb der Kult-Reihe spricht Doris Heinze, Fernsehspielchefin beim Norddeutschen Rundfunk (NDR). Auf das Hamburg-Flair müssen die Zuschauer aber trotzdem nicht verzichten: Immer wieder sind berühmte Motive aus der Hansestadt zu sehen, Batus Undercover-Einsätze führen ihn an den Hafen, ans Elbufer, nach Wilhelmsburg und zu den Mundsburg-Hochhäusern, wo er wohnt.
Den Debütfall verfolgten nach Angaben der ARD 7,07 Millionen Zuschauer und bescherten dem Sender damit einen Marktanteil von 20,3 Prozent beim Gesamtpublikum. Der 36-jährige Kurtulus soll künftig zweimal pro Jahr in der Hansestadt auf Verbrecherjagd gehen.
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