Nico Hofmann: US-Filmemacher strömen wegen Corona nach Deutschland
Exklusiv Deutsche Filmstudios profitieren unerwartet von Corona, sagt Nico Hofmann, Geschäftsführer der Ufa. Außerdem erklärt er, was ihn am Wirecard-Skandal fasziniert.
Laut dem Filmproduzent Nico Hofmann profitieren deutsche Filmstudios in unerwarteter Form von der Corona-Krise. „Die Amerikaner kommen zu uns, wenn sie Filme drehen wollen“, sagte der Geschäftsführer des Filmunternehmens Ufa. „Die Studios in Babelsberg sind ausgelastet“, betonte Hofmann. In den USA sei dagegen die komplette Kino- und Medienindustrie durch die Corona-Krise gestört. „Hollywood liegt brach, man kann nicht mehr dorthin reisen“, sagte Hofmann.
Einst hoch bezahlte Filmkräfte in Hollywood seien nicht mehr in der Lage, ihre Mieten zu begleichen oder ihre Häuser abzuzahlen. „Enge Freunde von mir aus dem Filmgeschäft, die zum Teil 20 bis 25 Jahre in den USA gelebt haben und sogar die doppelte Staatsbürgerschaft besitzen, fassten während der Corona-Pandemie den Entschluss, wieder nach Deutschland zurückzukehren“, berichtete Hofmann.
Hofmann ist interessiert am Wirecard-Krimi: „Fast wirkt es für mich wie eine Geschichte von Faust und Mephisto“
Ihn fasziniere vor allem die Figur des flüchtigen Ex-Wirecard-Vorstands Jan Marsalek. „Je intensiver ich mich mit der Figur Marsalek beschäftige, desto mehr gewinnt man den Eindruck, er könnte eine Erfindung sein“, sagte der Star-Produzent.
Die Figur passe sehr gut in die Zeit. „Marsalek ist ein Mensch mit vielen Gesichtern. Aus ihm spricht ein immenser Machtanspruch. Er hat sich in hohem Maße selbst inszeniert.“ Dann seien diese Machtfantasien wie ein Kartenhaus zusammengebrochen. „Fast wirkt es für mich wie eine Geschichte von Faust und Mephisto“, sagte Hofmann über die Beziehung von Unternehmensgründer Markus Braun und Marsalek. „Mich fasziniert hier, wenn etwas mit einer soliden Grundidee beginnt, aber dann anscheinend ins Verbrecherische, ja systematisch Kriminelle abgleitet“, sagte Hofmann. Derzeit laufe die Suche nach zwei österreichischen Schauspielern für die Hauptrollen.
Neben dem Film-Studium absolvierte Hofmann eine Ausbildung zum Redakteur
Der mit der Verfilmung zahlreicher zeitgeschichtlicher Stoffe bekannt gewordene Filmproduzent Hofmann verdankt seinen Erfolg nach eigenen Worten seinem journalistischen Elternhaus. „Meine Eltern waren Journalisten: Mein Vater war Chef vom Dienst bei der Rheinpfalz, meine Mutter die erste Frau in der Wirtschaftsredaktion der FAZ“, sagte der 60-Jährige unserer Redaktion.
„Meine Eltern haben mich häufiger während der Redaktionskonferenzen im City-Kino neben der Rheinpfalz in Ludwigshafen bei der Kassiererin Rosemarie abgegeben, dort habe ich unzählige Filme gesehen“, erzählte der Filmprozent und Ufa-Geschäftsführer. „Die Welt des Kinos hat sich für mich also sehr früh erschlossen, auch weil meine Eltern die Pressearbeit der Mannheimer Filmwoche geleitet haben, was damals ein international wichtiges Festival in Deutschland war.“
Auch er selbst wäre wohl Journalist geworden, wenn er nicht die Aufnahme an der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film geschafft hätte. Er hat sogar gleichzeitig mit dem Filmhochschulstudium eine Redakteursausbildung beim Mannheimer Morgen absolviert. „Bis heute profitiere ich als Filmemacher von meinem Volontariat beim Mannheimer Morgen“, sagte Hofmann. „Journalismus hat mich geprägt, gerade was den Zugang zu Menschen und Stoffen angeht.“ (AZ)
Das ganze Interview finden Sie hier: Corona-Auflagen am Film-Set: „Hygiene wie bei Fußballmannschaften“
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