Adolphe Sax: Erfinder des Saxofons wird 200 Jahre alt
Ein Instrument, das die Lücke zwischen Streich- und Blechblasinstrumenten schließt, wollte Adolphe Sax schaffen. Heute kennt jeder das Saxofon, doch Sax hat noch mehr erfunden.
Jazz ohne Saxofon kann man sich nur schwer vorstellen. Aber auch in den Charts fand das Instrument mit "Jubel" von Klingande erst letzten Herbst wieder seinen festen Platz. Solisten wie Charlie Parker oder John Coltrane wurden durch ihr Spiel mit dem Saxophon weltberühmt. Doch nicht nur Profimusiker, sondern auch der ehemalige US-Präsident Bill Clinton erlag dem Sax-Appeal des Instruments.
Das Saxofon kommt jedoch nicht, wie man vermuten könnte, aus den USA, sondern ist eine europäische Erfindung. Zum 200. Geburtstag des belgischen Instrumentenbauers und Musikers Adolphe Sax am 6. November swingt, jazzt und funkt es in der halben Welt, vor allem aber in Brüssel und Dinant, der wallonischen Geburtsstadt des Erfinders.
Konzert zu Ehren von "Monsieur Sax"
Saxofone aus Schokolade, als riesige Skulpturen und sonntags im Konzert zu Ehren von "Monsieur Sax": Dinant feiert bereits seit mehreren Monaten. Denn auf das Jahr 2014 fällt nicht nur der 200. Geburtstag von Sax. Im Februar wurde in Dinant an der Maas auch der Startschuss zu den Feierlichkeiten anlässlich seines Todes in Paris vor 120 Jahren gegeben. Sax ist einer der berühmtesten Söhne der Stadt. Und die "schönste Tochter der Maas", wie Victor Hugo Dinant genannt haben soll, weiß es ihm zu danken - mit einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm "Sax and the city".
Das Geburtshaus von Adolphe Sax, mit bürgerlichem Vorname Antoine Joseph, wurde 1914 zerstört. Stattdessen steht heute in der Straße, die seinen Namen trägt, la Maison de Monsieur Sax, ein sogenanntes Interpretationszentrum, in dem sein Leben und seine Erfindungen illustriert werden.
Finanzieller Erfolg des Erfinders Adolphe Sax blieb aus
Der Erfinder hinter dem Blasinstrument heißt Adolphe Sax und wurde am 6. November 1814 als eines von elf Kindern in Belgien geboren. Sein Vater gründete bereits wenige Jahre nach der Geburt seines Sohnes eine Instrumentenwerkstatt in Brüssel und versuchte sich an verschiedenen Entwicklungen, jedoch mit deutlich weniger Erfolg als sein Sohn. Adolphe Sax verbesserte als junger Instrumentenbauer die Klappensysteme von Klarinette und Bassklarinette in der Werkstatt des Vaters. 1842 zog er schließlich nach Paris, weil sich in Belgien kaum jemand für seine Neuerfindung des Saxofons interessierte. Doch der erhoffte Erfolg blieb auch hier aus. Neider machten ihm seine Erfindung streitig, mehrmals stand Adolphe Sax vor dem Konkurs.
Saxophon: Eine Brücke zwischen Streichern und Blech
Klangideal für seine Erfindung war eine Mischung zwischen Streich-und Blechblasinstrumenten. Trompeten und Posaunen erschienen dem leidenschaftlichen Klarinettisten in kleinen Räumen oft als zu laut und aufdringlich, während er ein kammermusikalisches Streichquartett bei Veranstaltungen im Freien oft als hoffnungslos zu leise empfand. Seinen Patentantrag begründete er außerdem damit, dass es zu wenige Holzblasinstrumente gebe, die auch in der Tiefe gut klingen. Trotz seines Materials Messing zählt das Saxofon zu den Holzblasinstrumenten, weil es ebenso wie die Klarinette ein Mundstück mit einem Holzblättchen hat.
Von den Streichern schaute sich Sax die Eigenschaft ab, eine ganze Instrumentenfamilie zu schaffen. So wie dort die Instrumente von Violine bis Kontrabass immer größer und tiefer werden, gibt es beim Saxofon gleich zwölf verschiedene Größen. Am Gängigsten sind das Sopran-, Alt-, Tenor- und Baritonsaxofon.
Saxofon ist vielseitig einsetzbar
Für diese Formation des Saxofonquartetts schrieb Jean-Baptiste Singelée 1857 das erste Originalwerk mit dem Titel „Premier Quatuor“. Das Saxofon hielt zwar Einzug in französische Militärkapellen, doch in den Pariser Opernpartituren kam es kaum zum Einsatz - trotz der Unterstützung des Musikkritikers und Komponisten Hector Berlioz, der zu seinen bedeutendsten Verfechtern zählte. "Einmal tief und ruhig, dann träumerisch und melancholisch, zuweilen zart, wie der Hauch eines Echos", wie Berlioz in einem Zeitungsartikel schwärmte.
Erst mit dem Aufkommen des Jazz Jahrzehnte nach dem Tod von Sax setzte der Siegeszug des Instruments ein.
Adolphe Sax erfand auch Blechblasinstrumente
In Deutschland weniger bekannt als das Saxofon ist die andere große Instrumentenfamilie, die Adolphe Sax entwickelt hat. Die sogenannten "Saxhörner", zu denen beispielsweise das Flügelhorn, das Euphonium oder die große B-Tuba gehören, finden ihren Einsatz vor allem in den Militärmusiken von Großbritannien, den Benelux-Ländern sowie der Schweiz. Ihre Bauweise wird als weit mensuriert bezeichnet, im Gegensatz zu Trompeten und Posaunen, die durch ihre engere Mensur lauter und durchdringender klingen. Die Instrumente der Saxhorngruppe mischen sich durch ihren weicheren, homogenen Klang sehr leicht - ein Vorteil, der vor allem in der Brass Band-Besetzung genutzt wird.
Musik als Therapie im Kohlebergwerk
Brass Bands entstanden Mitte des 19. Jahrhunderts in den englischen Kohlebergwerken, die musikalische Beschäftigung war als Ablenkung der Minenarbeiter gedacht. Außerdem stellte man fest, dass das Spielen von Blasinstrumenten sich positiv auf die Lunge auswirkt - ein Vorteil, der im Bau unter Tage nicht zu unterschätzen ist. In den letzten 150 Jahren entstanden zahlreiche Wettbewerbe, zu denen sich Musiker zum Teil aus der ganzen Welt treffen. Klanglich orientiert sich das Orchester, das aus 30 Blechbläsern und vier Schlagwerkern besteht, an einer Orgel. Zwischen der höchsten und der tiefsten Stimme gibt es keinen Bruch in der Klangfarbe, weil Adolph Sax alle Instrumente nach gleichem Bauplan angelegt hat.
Saxhörner in der Region
Seit etwas mehr als 20 Jahren gibt es auch in Deutschland Brass Bands, eine Deutsche Meisterschaft wurde erstmals 2008 in Ingolstadt ausgerichtet. Gefördert wird diese Musikrichtung in Bayern vor allem durch die Bayerische Brass Band Akademie, zu der auch die Brass Band Schwaben mit Sitz in Welden gehört. Gewonnen hat die Deutsche Meisterschaft seit Beginn durchgängig das Auswahlorchester der Akademie, die "3BA Concert Band", bei der auch Musiker aus der Region Augsburg und Friedberg aktiv sind. mit dpa
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