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Kaprun-Unglück
24.06.2014

Kaprun-Unglück: Dokumentation deckt Justizskandal auf

155 Menschen sterben bei der Gletscherbahnkatastrophe von Kaprun.
Foto: Franz Neumayr

In ihrer Dokumentation "Kriminalfall Kaprun" nehmen zwei Journalisten die Gletscherbahnkatastrophe von 2000 auseinander. Dabei decken sie einen Justizskandal auf.

Vor zehn Jahren wurde in Salzburg das Urteil im Prozess um die Gletscherbahnkatastrophe von Kaprun gefällt, das als das vielleicht umstrittenste in der österreichischen Nachkriegsgeschichte gilt. Nach rund zweijähriger Prozessdauer sprach der Salzburger Richter Manfred Seiss 16 angeklagte Männer von jeder Verantwortung an der Brandkatastrophe frei, die am 11. November 2000 immerhin 155 Menschen, darunter 92 Österreicher und 37 Deutsche, das Leben gekostet hatte.

Kaprun-Urteil schockt Angehörige

Der Spruch des Einzelrichters Seiss provozierte einen Aufschrei unter den Angehörigen der Opfer, und wurde von Juristen, Politikern in aller Welt als ein von wirtschaftlichen Interessen geleitetes Skandalurteil gebrandmarkt. Doch die Revision vor der höchsten Instanz scheiterte in der Folge ebenso, wie die Bemühungen um eine Wiederaufnahme des Verfahrens. Auch Versuche, die mauernde österreichische Justiz über Zivilverfahren in den USA auszuhebeln, schlugen fehl.

Zehn Jahre nach dem Urteil haben der deutsche Journalist Hubertus Godeysen und sein österreichischer Kollege Hannes Uhl nun die Brandkatastrophe und den darauffolgenden "Kriminalfall Kaprun" in ihrer Dokumentation "155 - Kriminalfall Kaprun" akribisch aufgearbeitet und damit letztlich das kapitale politische, und von der politischen Führung wohl gewollte Versagen der Justiz im Fall Kaprun öffentlich gemacht. Unterstützt wurden sie dabei von der Salzburger Staatsanwältin Eva Danninger-Soriat, deren Ermittlungsarbeit im "Fall Kaprun" von der vorgesetzten Justizbehörde nach eigenen Angaben immer wieder behindert wurde.

Die Journalisten nehmen den Fall auseinander

Bei ihrer detailreichen und spannenden Darstellung ging es den Autoren, denen bei jahrelangen Recherchen in der Alpenrepublik immer wieder Hindernisse in den Weg gestellt wurden, weniger um die bis heute ausstehende Bestrafung der für Bau und Betrieb der Gletscherbahn verantwortlichen Firmen, staatlichen Institutionen und zuständigen Mitarbeiter. Wie die meisten der überlebenden Opfer und Opfer-Angehörigen auch, suchten sie während ihrer mehr als fünfjährigen Recherche nach den juristisch Verantwortlichen für das Inferno am 11. November 2000. Denn nur so könnten sie dem umstrittenen Richter Seiss widersprechen, der bei der Urteilsverkündung zunächst den "lieben Gott" für die verheerende Feuersbrunst in der Gletscherbahn verantwortlich machte (Seiss wurde von den Medien mit dem Satz zitiert: "Gott hat für einige Minuten im Tunnel das Licht ausgemacht").

Richter lenken von eigentlichen Ursachen ab

Später allerdings fand Seiss "den" Schuldigen in Form des baden-württembergischen Heizlüfter-Herstellers "Fakir". Das eigentlich für Badezimmerbetrieb gebaute Heizgerät, das unter Missachtung der Gebrauchsanweisung und einfachster technischer Grundlagen zerlegt und nachträglich in die Führerkabinen der Gletscherbahn eingebaut worden war, habe einen Konstruktionsfehler, meinte er und gab den Schwarzen Peter an die (in Österreich wenig populären) Deutschen weiter. Damit, so die Autoren, habe der Richter allerdings nur von zahlreichen Schlampereien und Fahrlässigkeiten abgelenkt, die zunächst auch ein vom Gericht bestellter österreichischer Sachverständige aufgedeckt hatte. Doch dieser, so bestätigte auch die Staatsanwältin Danninger-Soriat, wurde von den Verteidigern der 20 Angeklagten förmlich aus dem Prozess gemobbt, sein Gutachten daraufhin vollständig ignoriert.

Die Firma "Fakir" wiederum, ein Familienunternehmen mit Weltgeltung, wurde durch die falschen Beschuldigungen in den Ruin getrieben und später an türkische Investoren verkauft, auch wenn sie in den Folgejahren von allen Experten, von einer deutschen Staatsanwaltschaft und dem LKA Baden-Württemberg vollständig rehabilitiert wurde.

Vernichtendes Urteil über österreichische Justiz

Insgesamt fällen die Autoren dieser spannenden Dokumentation ein vernichtendes Urteil über die zuständigen Teile der österreichischen Justiz. Die Wahrheitsfindung im "Fall Kaprun" sei schon allein wegen der möglichen negativen Auswirkungen der Katastrophe auf den wichtigen Tourismus in der Alpenrepublik behindert, oder gar blockiert worden. Außerdem vermieden der Staat Österreich und die zuständigen Institutionen durch das "erfolgreiche" Leugnen jeder Verantwortung potenziell riesige Schadenersatz-Zahlungen an die Opfer und deren Angehörige.

Das Urteil von Salzburg ist inzwischen rechtskräftig, Klagen vor dem Europäischen Gerichtshof sind gescheitert. Die Hoffnungen der Opfer und ihrer Angehörigen auf eine Feststellung der "Wahrheit" im "Fall Kaprun" haben sich also nicht erfüllt. Obwohl der vom Salzburger Gericht ursprünglich benannte österreichische Sachverständige und später ein deutscher Experte die Fehler eindeutig auf Seiten der Österreicher sahen, beharren die Behörden der Alpenrepublik bis heute auf der letztlich unhaltbaren Behauptung, der Heizlüfter aus Baden-Württemberg sei schuld an dem Höllenfeuer gewesen.

Gericht will die Wahrheit vertuschen

Journalisten, die nachfragten, wurden im Wiener Justizministerium immer wieder abgewiesen. So erhielt das ZDF auf eine Anfrage zum zehnten Jahrestag der Katastrophe im Jahr 2010 die Antwort: "Verschwörungstheorien oder absurde Behauptungen haben in der österreichischen Justiz keinen Platz, sondern nur Fakten und die österreichischen Gesetze". Und Dieter Böhmdorfer, Justizminister während der Kaprun-Katastrophe, wiegelte im ORF-Fernsehen die Erkenntnisse der deutschen Staatsanwaltschaft mit den Worten ab: Und das sich Deutsche bei uns wichtig machen, von der sogenannten höheren Warte, das kennen wir, das halten wir aus."

Ganz so souverän war denn der Umgang mit kritischen Journalisten wohl doch nicht, denn bereits vor dem Erscheinen des Kaprun-Buches wurde versucht, die Autoren juristisch einzuschüchtern. Übrigens: Der Hauptverteidiger im Kaprun-Prozess ist seit Dezember 2013 Justizminister in Wien, der Verteidiger des verantwortlichen Betriebsleiters der Gletscherbahn ist seit Juni 2013 Landeshauptmann (Ministerpräsident) des Bundeslandes Salzburg und der damalige Chefermittler im Range eines Polizeimajors ist seit Dezember 2008 Polizeigeneral und Leiter des österreichischen Bundeskriminalamtes (BKA). dpa/AZ

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