Mehr als 80 mutmaßliche Mafiosi gefasst
Ein schwerer Schlag gegen die Strukturen des organisierten Verbrechensist Ermittlern in Italien und den USA gelungen: In groß angelegtenzeitgleichen Razzien nahmen Polizisten beider Länder insgesamt 81mutmaßliche Mafiosi fest.
New York/Rom, 8. Februar (AFP) - Ein schwerer Schlag gegen die Strukturen des organisierten Verbrechens ist Ermittlern in Italien und den USA gelungen: In groß angelegten zeitgleichen Razzien nahmen Polizisten beider Länder insgesamt 81 mutmaßliche Mafiosi fest.
In New York gingen den Beamten am Donnerstag 61 Mitglieder und Verbindungsleute der berüchtigten Gambino-Familie ins Netz. Bei zeitgleich stattfindenden Razzien in Palermo wurden 20 Verdächtige festgenommen. Der Polizeichef von New York, Ray Kelly, bezeichnete die Festnahmen als "großen Coup".
Bei dem Einsatz "Old Bridge" ("Alte Brücke) wurden in New York auch führende Mitglieder des Gambino-Clans festgenommen - darunter ihr derzeitiger Anführer John D'Amico, der auch unter dem Namen "Jackie die Nase" bekannt ist. Festgenommen wurden zudem Mitglieder des Genovese- und Bonanno-Clans. Alle drei gehören zu den fünf Clans, welche die Mafia von New York kontrollieren. Der Großeinsatz in Italien und den USA war das Resultat etwa fünfjähriger Ermittlungen.
Die Staatsanwaltschaft von New York legte eine 170 Seiten starke Klageschrift gegen 62 Festgenommene vor. Ihnen wird unter anderem Mord, Erpressung, Kreditwucher, Verschwörung und Drogenhandel vorgeworfen. Die Taten gehen teilweise bis in die 70-er Jahre zurück. Den Angeklagten drohen bis zu 20 Jahre Haft pro Anschuldigung. Die Anklage treffe den harten Kern und die Führung der Gambino-Familie, sagte Staatsanwalt Benton Campbell. Jedem, der eine Stellung im organisierten Verbrechen anstrebe, drohe das gleiche Schicksal, betonte er. FBI-Vizechef John Pistole warnte, die Mafia stelle trotz des Erfolgs vom Donnerstag eine Bedrohung dar. "Das organisierte Verbrechen in New York ist nicht tot."
Die Gambinos standen auch im Mittelpunkt des Prozesses gegen die sogenannte "Pizza-Connection" in den 80-er Jahren. In dem Verfahren, einem der größten in der Geschichte der USA, ging es um einen zwischen Sizilien und den USA agierenden Drogenring.
In der sizilianischen Hauptstadt Palermo nahm die italienische Polizei nach eigenen Angaben 20 Verdächtige fest. Sie stammten den Angaben zufolge aus dem Umfeld des Mafiabosses Salvatore Lo Piccolo, der im vergangenen November festgenommen wurde. Zudem seien Haftbefehle für drei weitere Menschen erlassen worden, die bereits wegen anderer Vergehen in Italien inhaftiert seien. Die sizilianische Cosa Nostra versuche über verstärkte Kontakte zur New Yorker Mafia wieder Fuß im Drogengeschäft zu fassen, sagte der Staatsanwalt von Palermo, Francesco Messineo. Die Cosa Nostra soll für hunderte Morde verantwortlich sein, unter anderem für die Anschläge auf die Richter Giovanni Falcone und Paolo Borsellino im Jahr 1992.
Am Donnerstagmorgen ging der italienischen Polizei auch ein führender Camorra-Boss bei Neapel ins Netz. Der 42-jährige Vincenzo Licciardi gehörte laut Polizei zu den 30 meistgesuchten Verbrechern Italiens. Für ihn lag auch ein internationaler Haftbefehl vor.
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