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Teil 3 der NSU-Triologie: Heute geht es um die Ermittler
Mit der Ermittler-Perspektive und einer Doku endet heute die NSU-Trilogie "Mitten in Deutschland: NSU". Was die Zuschauer in Teil 3 erwartet.
Das ARD-Projekt "Mitten in Deutschland: NSU" startet am Mittwochabend ins Finale. Nach den ersten beiden Teilen, in denen die Täter- und Opfer-Perspektiven der NSU-Morde zwischen 2000 und 2007 gezeigt wurden (mit Anna Maria Mühe in der Rolle der Beate Zschäpe), dreht sich im dritten Film der Reihe alles um die Ermittler, die jedoch fiktional sind. Im Anschluss daran folgt die Dokumentation "Der NSU-Komplex". Das erwartet die Zuschauer am Mittwoch ab 20.15 Uhr im Ersten.
Der Zielfahnder Paul Winter (gespielt von Florian Lukas) wird 1998 in Thüringen dazu aufgefordert, drei untergetauchte Rechtsradikale mit seinem Kollegen Walter Ahler (Sylvester Groth) zu finden.
Zunächst klingt alles nach einem routinemäßigen Einsatz, doch die Ermittlungen entwickeln sich zu einem jahrelangen Kampf mit den Institutionen. Dabei stoßen die Polizisten auf erschütternde Erkenntnisse: Auch der Verfassungsschutz arbeitet aktiv in der rechten Szene mit.
Teil 3 der NSU-Triologie zeigt heute Scheitern der Ermittler
Trotz jahrelanger Suche nach den Rechtsradikalen, bleiben die Ermittlungen jedoch erfolglos - bis ein Wohnmobil in Eisenach in Flammen aufgeht und die Leichen von zwei der ehemals gesuchten drei Rechtsradikalen identifiziert werden. Jetzt soll Paul Winter Beate Zschäpe finden. Verfahrensstreit lähmt den NSU-Prozess
Regisseur Florian Cossen sagt über seinen Film des ARD-Projektes: "Mitten in Deutschland: NSU": "Wir haben drei Filme gemacht über ein Trio, welches sich in den Nuller Jahren mutmaßlich zur Aufgabe gemacht hatte, Ausländer in Deutschland hinzurichten, immer wieder, mit der gleichen Waffe. Sie waren in rechtsradikalen Strukturen aufgewachsen, die vom Verfassungsschutz mit aufgebaut und geduldet wurden. Und darum geht es in unserem Teil der Trilogie: ein Film über das Scheitern der Behörden im NSU-Fall."
Claudia Simionescu und Harald Steinwender (BR) aus der ARD-Redaktion sagen Folgendes über den letzten Film der NSU-Triologie: "Ausgehend von der Suche nach dem Trio beleuchtet der Film die Konflikte innerhalb der Polizeibehörden und mit dem Verfassungsschutz. Vor diesem Hintergrund ist „Die Ermittler – Nur für den Dienstgebrauch“ Polizeifilm und Politthriller und stellt anhand von realen und fiktionalisierten Figuren noch einmal einige der zentralen Fragen, die im NSU-Komplex in Bezug auf die Rolle der Sicherheitsbehörden virulent sind." Es sei ein höchstaktueller Film.
Nach Teil 3 folgt die Doku "Der NSU-Komplex"
Doch mit der Ermittler-Perspektive schließt das Projekt noch nicht ab. Das Erste strahlt am Mittwoch um 21.45 Uhr auch eine Dokumentation aus.
"Der NSU-Komplex" - Die Rekonstruktion einer beispiellosen Jagd, von Stefan Aust und Dirk Laabs, zeigt die erfolglose Suche nach den Motiven der rechtsradikalen Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt und ihren Mitstreitern.
Rechte Mitglieder und Ermittler kommen in dem Dokumentar-Film zu Wort, interne Ermittlungsergebnisse werden erstmals gezeigt. Aust und Laabs recherchieren bereits seit mehr vier Jahren zum Thema NSU, sie wurden auch als Gutachter in verschiedenen parlamentarischen Untersuchungsausschüssen gehört. Außerdem bietet der Fernsehsender seinen Zuschauern im Internet ein interaktives Web-Special "NSU-Terror". Der Beitrag begleite die Filme und stelle sie in einen aktuellen Kontext, erklärt die ARD auf ihrer Presseseite.
NSU-Filme bisher mit schlechten Quoten: Interessieren die Ermittler heute mehr?
Das ARD-Projekt über die Verbrechen des rechtsradikalen NSU hat beim Fernsehpublikum nicht so wie vom Sender erhofft gezündet. Die Quoten der ersten beiden Filme waren mit 2,89 und 2,34 Millionen Zuschauern deutlich unter dem den Werten, die die ARD sonst von ihren TV-Filmen - ob Krimi, Drama oder Komödie - gewohnt ist. Trotzdem zählt die Mediathek der ARD inzwischen gut 150.000 Abrufe für den ersten Teil.
Der Medienwissenschaftler Joachim Trebbe von der Freien Universität Berlin sagte der dpa, dass gerade in den öffentlich-rechtlichen Programmen eher noch Zuschauer zu finden seien, die besonders die politischen und gesellschaftlich-relevanten Sendungen suchten. Jedoch: "Ich bin mir nicht sicher, ob man mit der Verarbeitung eines aktuellen, in erster Linie im Journalismus bearbeiteten Themas in einem fiktionalen Drama diejenigen anziehen kann, die sich bisher für die öffentliche Aufklärung der NSU-Morde und die Berichterstattung darüber nicht interessiert haben." Angeklagter Ralf Wohlleben fordert Neustart des NSU-Prozesses
Laut Trebbe kommt im Fall der NSU-Trilogie noch dazu, dass die drei Filme als "Dreiteiler" missverstanden werden können. "Man versteht ja die Perspektivwechsel der Filme erst, wenn man sich zumindest mit der Berichterstattung über die Kleinserie auseinandersetzt", sagte er.
"Und Mehrteiler haben es in letzter Zeit immer schwer, denn viele Zuschauer steigen gar nicht erst ein, wenn Sie die nächsten Teile vermutlich nicht sehen können." Problematisch sei auch die "fehlende gesellschaftliche Verarbeitung" - somit fehle dem Stoff die Reife für die fiktionale Umsetzung im TV.
Der Medienpsychologe Jo Groebel nannte in der Bild-Zeitung ein weiteres Argument: "Wir haben derzeit so viele deprimierende und verunsichernde tagesaktuelle Themen, dass die dramaturgische Aufbereitung eines weiteren Themas dieser Art viele Menschen vermutlich emotional überfordert."
Auch die lange andauernde, wenn auch gerechtfertigte, Berichterstattung über den Prozess gegen die als mutmaßliche Mittäterin angeklagte Beate Zschäpe trage zu dieser emotionalen Überforderung bei. Viele Menschen hätten das Thema NSU inzwischen satt. Im Radio von Selbstmord erfahren: Log Beate Zschäpe? feema mit dpa
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