Freunde beschreiben den Airbus-Attentäter
Zwei Tage nach dem vereitelten Anschlag auf eine US-Passagiermaschine wurden neue Einzelheiten über den gescheiterten Selbstmordattentäter bekannt.
Freunde haben den gescheiterten nigerianischen Selbstmordattentäter Umar Faruk Abdulmutallab als frommen Einzelgänger beschrieben. Er habe oft über Religion in Alltagssituationen und über moralische Fragen gesprochen, nicht aber über Politik.
Das sagte ein Jugendfreund der nigerianischen Zeitung "Daily Trust". Ein Schulfreund beschrieb ihn als einen zurückgezogen lebenden jungen Mann, der nur wenig Freunde hatte und Frauen nicht einmal zur Begrüßung die Hand geben wollte. Ein anderer Freund schilderte, der Sohn eines ehemaligen Ministers und Bankchefs habe viele religiöse Bücher gekauft.
Abdulmutallab hatte Nigeria Anfang des Jahres verlassen, um in Dubai einen Hochschulabschluss zu erwerben. Vor zwei Monaten reiste er nach Jemen - angeblich, um seine Arabischkenntnisse zu verbessern. Doch unmittelbar nach seiner Ankunft brach er alle Kontakte zu seiner Familie ab. Sein Vater hatte angeblich die US-Behörden gewarnt, weil er sich über den zunehmenden religiösen Extremismus seines Sohnes sorgte. In nigerianischen Medien wurde diese Warnung am Montag als mutig gelobt.
In Großbritannien suchen Ermittler unterdessen nach Gesinnungsgenossen und möglichen Komplizen des Täters. Die Sicherheitsbehörden glauben laut Medienberichten vom Montag, dass Abdulmutallab während seines dreijährigen Studiums in London Kontakte zu anderen Extremisten aufgenommen haben könnte. Demnach bestehe auch der Verdacht, dass der Nigerianer seine Terrorattacke ursprünglich von Großbritannien aus starten wollte, was wegen eines verweigerten Visums dann aber nicht möglich gewesen sei.
Zwei Tage nach dem vereitelten Anschlag auf eine US-Passagiermaschine mit Ziel Detroit hatte derweil ein neuer Zwischenfall auf derselben Flugverbindung für Aufregung gesorgt. Ein aus Nigeria stammender Passagier hatte sich am Sonntag über einer Stunde auf der Bordtoilette eingeschlossen und zu randalieren begonnen, als er zur Rückkehr zu seinem Sitz aufgefordert wurde. Der Pilot habe daraufhin kurz vor der Landung von der Bodenkontrolle Notfallhilfe angefordert, berichtete der US-Fernsehsender CNN. Wenig später gab die US- Bundespolizei FBI Entwarnung. Der Passagier an Bord der Maschine aus Amsterdam habe an den Folgen einer Lebensmittelvergiftung gelitten.
US-Präsident Barack Obama ordnete unterdessen eine Überprüfung an, wie Listen und Datenbanken mit Terrorverdächtigen zusammengestellt und für Sicherheitskontrollen verwendet werden. Der Name von Abdulmutallab befand sich zwar auf einer allgemeinen Beobachtungsliste. Dadurch werde aber niemand automatisch näher überprüft, sagte Regierungssprecher Robert Gibbs am Sonntag im US-Fernsehen.
Obama wolle zudem geklärt wissen, "wie eine Person mit chemischem Sprengstoff in Amsterdam an Bord einer Flugzeuges kommen und in die USA fliegen kann", so Gibbs. Der Präsident werde auch an seinem Urlaubsort auf Hawaii fortlaufend unterrichtet, sagte der Sprecher.
Als Konsequenz aus dem vereitelten Attentat wurden unterdessen die Sicherheitskontrollen bei Flügen in die USA und innerhalb des Landes verschärft. Alle Passagiere mit Ziel Vereinigte Staaten würden nunmehr am Gate abgetastet, berichtete die "New York Times" am Sonntag unter Berufung auf das US-Heimatschutzministerium. Zudem werde das Handgepäck häufiger als bisher überprüft.
Abdulmutallab hatte US-Medienberichten zufolge 80 Gramm des hochexplosiven Sprengstoffs PETN durch die Sicherheitskontrollen am Abflugort Amsterdam an Bord des Delta-Airbus geschmuggelt. Weil ein Zünder nicht richtig funktionierte, entgingen die knapp 300 Menschen an Bord einem Inferno. Passagiere und Crew konnten den Nigerianer schnell überwältigen. Er erlitt schwere Verbrennungen und wurde inzwischen von der US-Justiz angeklagt. Am Sonntag wurde er aus dem Krankenhaus in ein Gefängnis verlegt.
Laut US-Medien wurde den Anschlag von El Kaida im Jemen geplant, die Bombe habe ebenfalls von dort gestammt. Abdulmutallab sei in dem arabischen Land auf die Selbstmordmission vorbereitet worden. (dpa)
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