Neuer Kälterekord in den Alpen: Minus 36,6 Grad
Hamburg/Madrid (dpa) - Immer noch herrscht Eiseskälte in Europa. Zumindest für Deutschland aber es gibt mildere Aussichten. Am frühen Freitagmorgen wurde am Funtensee in den bayerischen Alpen mit minus 36,6 Grad ein neuer Kälterekord für diesen Winter gemessen.
Tagsüber aber stiegen die Temperaturen allmählich - in vielen Teilen Deutschlands bis über den Gefrierpunkt, und für das Wochenende versprachen die Meteorologen Sonnenschein. Die Schifffahrt auf den Flüssen wird allerdings immer mehr durch Eisschollen behindert. Auch in anderen europäischen Ländern ist es bitterkalt. Spanien versank vielerorts in einem Schneechaos. In Barcelona entdeckte die Polizei in der Nähe eines Bahnhofs die Leiche eines erfrorenen Obdachlosen.
Rund um die spanische Hauptstadt Madrid stauten sich die Autos im Schnee auf fast 500 Kilometern Länge. Der Flughafen Barajas musste vorübergehend geschlossen werden, tausende Passagiere saßen stundenlang fest. Erst nach fünf Stunden wurde eine Startbahn wieder freigegeben.
In der Region Kastilien-León blieben die Schulen für mehr als 10 000 Schüler geschlossen. Zahlreiche Straßen im ganzen Land waren gesperrt oder nur mit Ketten befahrbar. Die Stadt Guadalajara (80 000 Einwohner) nordöstlich von Madrid ist durch den Schnee praktisch blockiert. Die Pilgerstadt Santiago de Compostela im Nordwesten des Landes erlebte die stärksten Schneefälle seiner jüngeren Geschichte. Die Kanarischen Inseln, wo viele Urlauber Frühlingswärme suchen, registrierten mit Mindestwerten um sieben Grad den kältesten Winter seit 35 Jahren. Auf Mallorca wurden minus zwei Grad gemessen.
In Deutschland macht die klirrende Kälte zunehmend den Binnenschiffern zu schaffen. Auf der Elbe zwischen Hamburg und Geesthacht waren am Freitag zehn Eisbrecher im Einsatz. Die Schifffahrt war um Mitternacht wegen des dichten Treibeises eingestellt worden. Im Elbe-Lübeck-Kanal liegen nach Angaben des Wasser- und Schifffahrtamtes zwei Schiffe fest, die Fahrrinne war wegen einer bis zu 15 Zentimeter dicken Eisdecke bereits am Donnerstag geschlossen worden.
Auf der Mosel bildeten sich oberhalb von Schleusen zusammenhängende Eisflächen, wie das Wasser- und Schifffahrtsamt Koblenz berichtete. Treib- und Packeis behinderten die Fahrt der Schiffe. Auch auf dem Main gefriert langsam das Wasser. Die Mainfähre in Seligenstadt stellte den Betrieb wegen des Eises ein. Der größte See Hessens, der Edersee, war zum ersten Mal seit drei Jahren von einer dicken Eisdecke bedeckt.
Die Oder ist derzeit auf etwa 120 Kilometern zugefroren. Eisbrecher aus Brandenburg sollen gemeinsam mit polnischen Schiffen die frostige Decke aufbrechen. Wichtig sei vor allem, den Fluss in Richtung Ostsee frei zu bekommen, damit das Wasser abfließen könne. Die Havel-Wasserstraße ist inzwischen teilweise zugefroren. "Von Berlin in Richtung Magdeburg fährt nichts mehr", hieß es von den Behörden.
Das traditionelle Dresdner Neujahrsschwimmen an diesem Sonntag wurde wegen der Eisschollen auf der Elbe abgesagt. Die Verletzungsgefahr sei zu groß, teilte die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft mit.
In Baden-Württembergs Landeshauptstadt Stuttgart legte ein Kurzschluss ein Heizkraftwerk lahm und koppelte rund 25 000 Haushalte stundenlang von der Fernwärme ab. An vielen Orten wurden Tiefsttemperaturen von unter minus 17 Grad gemessen. Der kalte Polarwind lasse das noch eisiger erscheinen, erklärte ein Meteorologe.
Wenig Wind machte dagegen den Nordrhein-Westfalen zu schaffen. Da sich über die frostig kalte Luft ein Deckel wärmerer Luft gelegt hatte, gab es nur wenig Austausch. Dadurch stieg die Feinstaubbelastung. An einigen Messstationen werde der europaweite Grenzwert von 50 Mikrogramm je Kubikmeter Luft um mehr als das Doppelte übertroffen, teilten die Umweltschutzbehörden mit.
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