Frankreich: Alkoholtests im Auto machen Ärger
Wer nach Frankreich fahren will, braucht seit 1. Juli 2012 ein Alkoholmessgerät im Auto. Doch die Geräte sollen schwer zu bekommen, unzuverlässig und krebserregend sein.
Viele Autofahrer in Frankreich sind verärgert. Seit dem 1. Juli ist dort in jedem Auto ein Alkohol-Test Pflicht. Die Tests sollen das Bewusstsein dafür schärfen, sich nicht betrunken ans Steuer zu setzen. Denn ein Großteil der Unfalltoten geht in Frankreich auf Alkohol am Steuer zurück. Doch die Liste der Beschwerden über die Testgeräte wird immer länger: Ausverkauft, zu teuer, unzuverlässig, ja sogar gesundheitsschädlich. Beim ADAC in Deutschland laufen derzeit die Telefone heiß, täglich fragen hunderte Urlauber händeringend um Rat. Inzwischen hat der ADAC die französische Regierung sogar aufgefordert, endlich für Klarheit und eine "praxistaugliche Lösung" zu sorgen.
Es gibt zu wenig Geräte
Ein Hauptproblem ist im Moment, dass nicht genug Alkohol-Tests produziert werden können, um die Nachfrage zu bedienen. Ein Test des deutschen Automobilclub Kraftfahrer-Schutz von Ende Juli hat ergeben, dass es "weder in grenznahen Tankstellen noch in Supermärkten" genug Geräte zu kaufen gibt. In Frankreich ist selbst im Internet oft zu lesen: "Nicht mehr vorrätig". Auch wer in Deutschland ein solches Gerät kaufen will, stößt auf Probleme. Denn die bei uns erhältlichen Tests entsprechen nicht der französischen Norm. Der ADAC fordert deshalb, dass die Regierung in Paris auch Geräte ohne französische Norm zulassen solle.
Unzuverlässige Testergebnisse
Dazu kommt, dass die billigen Einwegtests offenbar unzuverlässig sind. Laut ADAC kam bei zehn Testpersonen bei den Röhrchen fast immer ein Wert von etwa 0,5 Promille heraus, dem Alkohol-Grenzwert in Frankreich und Deutschland. Polizeimessgeräte hätten aber jeweils andere Werte ermittelt. "Damit zeigen die Röhrchen dem Nutzer lediglich, dass Alkohol konsumiert wurde." Kritiker der Testpflicht wandten von Anfang an ein, dass die meisten Autofahrer ja wohl selbst wüssten, wenn sie Wein oder Bier getrunken hätten. Selbst Frankreichs neuer Präsident François Hollande war schon vor Monaten im Wahlkampf skeptisch, denn die "große Mehrheit der Unfälle geht auf Autofahrer zurück, die wissen, dass sie über dem gesetzlichen Limit liegen".
Kühl und stoßfrei lagern
Ein weiteres Problem ist, dass die Einwegtests kühl und stoßfrei gelagert werden sollten, damit sie funktionieren. Das kann aber im Sommer schwierig werden. In einem Auto-Handschuhfach im Sommer steigt die Temperatur aber schnell einmal über 40 Grad an, wie die Präsidentin der Liga gegen Gewalt im Straßenverkehr (LCVR), Chantal Perrichon, kritisierte. Das nationale französische Labor LNE zur Überprüfung der Zuverlässigkeit der Tests weist dies allerdings zurück: Alle Tests müssten im Labor sogar noch höheren Temperaturen standhalten.
Krebserregende Inhaltsstoffe?
Reagiert hat die Regierung in Paris bereits auf eine andere Warnung von Umweltschützern, derzufolge die Einmaltests das krebserregende Kaliumdichromat enthalten. Nun wird geprüft, ob die Geräte als Sonderabfall abgegeben werden sollen. Autofahrer sollten auf jeden Fall sicherstellen, dass die Röhrchen nicht in die Hände von Kindern geraten, und die Geräte daher nicht im Handschuhfach, sondern im Kofferraum verstauen. In all dem Durcheinander gibt es einen kleinen Trost für Autofahrer: Erst ab November wird das Bußgeld von elf Euro für diejenigen, die keinen Test im Auto haben, fällig. (AZ/afp)
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