Serienmörder - Erzählungen der Kinder als Phantasien abgetan?
Martin N., mutmaßlicher Mörder des kleinen Dennis und zwei weiterer Jungen kam mit seiner schwarzen Maske offenbar nachts, als die Kinder schliefen.
Der mutmaßliche Mörder des neun Jahre alten Dennis und zwei weiteren Jungen soll auch für mehrere Missbrauchsfälle verantwortlich sein. Die drei Morde an den Jungen zählen nach Einschätzung der Polizei zu einer Verbrechensserie in Schullandheimen, Ferienzeltlagern und Wohnhäusern, der womöglich auch zwei weitere Morde an Jungen in Frankreich und den Niederlanden sowie insgesamt rund 40 Fälle sexuellen Missbrauchs zugerechnet werden können.
Mit einer schwarzen Maske soll der 40 Jahre alte Pädagoge Martin N. in Schullandheimen nachts seine Taten begangen haben, als die Kinder schliefen. Das berichtet die Bild. Die Erzählungen der Kinder seien dann als Phantasien und Albträume abgetan worden.
Der 40 Jahre alte Mann soll nach einem Bericht des Magazins Spiegel wiederholt Pflegekinder bei sich aufgenommen haben. Nach Angaben ehemaliger Nachbarn habe der Pädagoge Ende der neunziger Jahre wiederholt "etwa zehn bis 15 Jahre alte Pflegekinder" bei sich aufgenommen, so der Spiegel am Wochenende vorab aus seiner neuen Ausgabe. Dem Bericht zufolge nahm der Pädagoge in seiner damaligen Souterrainwohnung in Bremen-Neustadt Kinder aus sozial benachteiligten Familien zur vorübergehenden Betreuung auf. Ob die Angaben zutreffen und wer in diesem Fall für die Vermittlung verantwortlich war, wird laut "Spiegel" derzeit in der Bremer Sozialbehörde und von der zuständigen Sonderkommission der Polizei geprüft.
Die Soko "Dennis" wollte den Bericht weder bestätigen noch dementieren. Zu Einzelheiten der Nachforschungen nähmen die Ermittler "zum jetzigen Zeitpunkt keine Stellung", sagte eine Polizeisprecherin im niedersächsischen Verden. Es gehe nun darum, die Kontakte des geständigen Festgenommenen in den letzten beiden Jahrzehnten lückenlos nachzuweisen und ein "möglichst geschlossenes Zeitband" zu erstellen.
Laut "Spiegel" war gegen Martin N. schon mehrfach ermittelt worden, unter anderem von der Bremer Staatsanwaltschaft 2005 wegen Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Dieses Verfahren wurde demnach aber eingestellt.
Die Gewerkschaft der Polizei forderte als Konsequenz aus dem Fall Verbesserungen in der Ermittlungsarbeit. Der Fall zeige deutlich, wie wichtig eine rasche Auswertung von Zeugenaussagen und Beweismaterial sei, "und das dauert in Deutschland leider immer noch viele zu lange", sagte der Gewerkschaftsvorsitzende Bernhard Witthaut der "Bild am Sonntag". Aus Personalmangel würden wichtige Spuren und Beweise oft erst nach sechs Monaten oder teilweise zwei Jahren bearbeitet und ausgewertet.
Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) würdigte in der "BamS" die Leistung der Verdener Ermittler während der langjährigen Tätersuche: "Seit zehn Jahren hat der Mord an Dennis die Ermittler nicht ruhen lassen. Sie waren von dieser Tat persönlich betroffen und haben die Bilder mit nach Hause genommen." Diese Belastungen seien auch der Antrieb gewesen, nicht aufzugeben. Der mutmaßliche Serienmörder war in der vergangenen Woche aufgrund der Aussage eines ehemaligen Missbrauchsopfers gefasst worden. afp
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