Polizei stoppt 79 betrunkene Lastwagen-Fahrer
Am Sonntagabend wurden in Hessen rund 1200 LKW-Fahrer kontrolliert. 190 von ihnen waren alkoholisiert, Dutzende wurden von der Polizei aus dem Verkehr gezogen.
Eine Flasche Bier am freien Sonntagnachmittag, dagegen spricht zunächst einmal rein gar nichts. Anders ist es, wenn man später noch mal hinters Steuer muss. Viele Lastwagenfahrer auf deutschen Straßen hält das jedoch nicht davon ab, das Sonntagsfahrverbot für Alkoholkonsum zu nutzen.
Bei einer groß angelegten Kontrolle der Polizei auf Rastplätzen in Hessen hatten 190 von mehr als 1200 überprüften Lastwagenfahrern Alkohol getrunken, wie die Polizei in Gießen am Montag mitgeteilt hat. „Man muss davon ausgehen, dass sie nach Ende des Fahrverbots um 22 Uhr auch fahren wollten“, sagte Polizeisprecher Jörg Reimener.
79 Fahrern wurde der Start nach dem Ende des Sonntagsfahrverbots um 22 Uhr untersagt. Man habe deren Schlüssel sichergestellt und die Räder der Laster mit Krallen blockiert. Erst nach einem weiteren, negativen Alkoholtest einige Zeit später bekamen die Fahrer ihren Schlüssel zurück.
Rund 250 Beamte arbeiteten sich von Parkplatz zu Parkplatz vor und klopften an die Türen der Lkw-Fahrer. Einen besonders bedenklichen Fall registrierten sie auf einem Rastplatz nahe Darmstadt. Dort stand ein Gefahrguttransporter, der Salpetersäure geladen hatte. Dessen Fahrer hatte rund 1,5 Promille Alkohol in der Atemluft. Bei Gefahrgut-Lastwagen gilt nicht die 0,5-Promille-Grenze, sondern eine 0,0-Promille-Grenze. Dem Mann sei eine längere Pause verordnet worden.
Schwaben: Autobahnpolizei kontrolliert regelmäßig Lastwagenfahrer
Polizeisprecher Reimener stellt klar: „Es ist natürlich nicht verboten, wenn die Fahrer in ihrer Pause Alkohol trinken. Es geht um ein verantwortungsvolles Maß.“ Wie lange sich Alkohol im Blut hält, können die Fahrer offenbar häufig nicht einschätzen. Als Faustregel gilt, dass bei einem durchschnittlichen Erwachsenen der Alkoholspiegel im Blut pro Stunde um etwa 0,1 – 0,2 Promille sinkt.
Kürzlich hatte es auch in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz solche Massenkontrollen gegeben. Zu Unfällen mit alkoholisierten Lkw-Fahrern kommt es aber vergleichsweise selten: Im Jahr 2017 gab es nach Zahlen der Unfallforschung der Versicherer bundesweit rund 22 700 Crashs, die Lastwagen-Fahrer aufgrund eines Fehlverhaltens verursacht hatten. Davon sind 382 auf Alkohol zurückzuführen.
Die Polizei in Hessen hatte die Kontrolle anberaumt, nachdem sich die Hinweise auf alkoholisierte Lkw-Fahrer in der Region gehäuft hatten. Die Erfahrungen der Beamten zeigen, dass Fahrer sich nach dem Ende ihre Wochenruhezeit teils auch trotz des Konsum anderer Drogen hinters Steuer setzen.
In Schwaben kontrolliert vor allem die Autobahnpolizei regelmäßig Lastwagenfahrer, natürlich auch auf Alkohol. Eine derart groß angelegte Aktion wie in Hessen gab es hier zuletzt nicht. Tanja Bergmann, Sprecherin des Polizeipräsidiums Schwaben Nord, ist erstaunt von den hohen Fallzahlen im Nachbarbundesland. „Im Normalfall wissen die Lastwagenfahrer, dass ihr Führerschein und damit ihre Existenz bedroht ist, wenn sie betrunken fahren.“ Wird ihnen eine Pause zur Ausnüchterung verordnet, verlieren sie wertvolle Zeit. Ein weit größeres Problem ist Bergmanns Erfahrung nach ein anderes: „die Einhaltung der Ruhezeiten“
Die Polizei in Hessen will ihre Überprüfungen fortführen – und etwa am Montagmorgen kontrollieren, ob die angetrunkenen Fahrer tatsächlich fahren. (mit dpa)
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